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Meinung

Kommentar zur Krätze
Wir sollten dieser Krankheit entschlossen entgegentreten

Lästig, schmerzhaft – und nicht einfach loszuwerden: Die Krätzmilbe.
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Wie schlimm es ist? Weiss niemand genau, weil die Krätze nicht meldepflichtig ist. Es gibt nur Indizien: Infektionen in Asylzentren. Ansteckungen in Altersheimen. Jüngst Ausbrüche in fünf Kitas im Kanton Zürich. Dies bei einer hohen Dunkelziffer. Hautärzte, die sich mit dem Thema befassen, stellen fest: Die Fallzahlen steigen seit Jahren.

Krätzmilben führen zu starkem Juckreiz, Betroffene kratzen sich nicht selten die befallenen Körperstellen blutig. Weil der Parasit aber nicht wirklich gefährlich ist, sondern vor allem lästig, ist die Abwehr dagegen nicht besonders gut aufgestellt. Manche Ärztinnen oder Ärzte denken nicht einmal daran, wenn sie einen infizierten Patienten vor sich haben. Kein Wunder: Viele haben während ihrer ganzen Karriere noch nie einen Krätze-Fall gesehen.

(Lesen Sie im Detail, was Sie über Symptome und Therapie wissen müssen. Und hier, was eine betroffene Familie durchmachte.)

Aber die Krankheit, die nach Mittelalter klingt, ist wieder da. Und damit sie sich nicht stärker ausbreitet, sind Massnahmen nötig. 

Bund arbeitet Vorgaben aus

Erstens braucht es ein einheitliches Vorgehen, sowohl bei Einzelfällen als auch bei Ausbrüchen in Institutionen. Was muss passieren, wenn es in einer Schule einen Fall gibt? Wer muss sich womit behandeln lassen? Und ab wann ist man wieder «krätzefrei»? Dafür braucht es Vorgaben und Informationen. Der Bund will solche in den nächsten Wochen auf nationaler Stufe vorlegen – eine gute Nachricht.

Zweitens braucht es eine Meldepflicht: Wenn es in einer Schule oder einem Heim zu einem Ausbruch kommt, müssen die Gesundheitsbehörden dies erfahren. Nur so kann überhaupt ein aussagekräftiges Lagebild zustande kommen.

Drittens ist die Ärzteschaft in der Pflicht, sich weiterzubilden. Es darf nicht sein, dass Mediziner die Symptome einer Krätze-Erkrankung nicht als solche erkennen – oder eine Creme als Therapie verschreiben, die in manchen Fällen gar nicht mehr wirkt, weil die Milben dagegen resistent sind. Das ist auch im Interesse der Ärzteschaft: Jeder korrekt diagnostizierte Fall verhindert Folgeansteckungen.

Viertens muss unser Umgang mit der Krankheit offener werden. Das Stigma, das einer Infektion anhaftet, muss verschwinden. Nur schon, damit Betroffene weniger Hemmungen haben, ihre Kontaktpersonen zu informieren. Denn eine Krätze-Ansteckung hat nichts mit mangelnder persönlicher Hygiene zu tun. In den meisten Fällen ist es schlicht: Pech.