Kommentar zum Kuss-SkandalJetzt zeigen sie ihre frauenfeindliche Fratze
Der Verbandschef küsst eine Weltmeisterin ungefragt auf den Mund, ein prominenter Funktionär verteidigt den Übergriff auf schnoddrige Weise. Was ist eigentlich im Fussball mit den Männern los?
Ekelhaft, abstossend, übergriffig – der Fehltritt von Luis Rubiales lässt sich durch nichts schönreden. Im Anschluss an den Final der WM der Frauen am Sonntag hatte der Präsident des spanischen Fussballverbands Weltmeisterin Jenni Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst und mit dieser Aktion den Triumph des spanischen Teams zum Nebenschauplatz degradiert.
Mit seiner Aktion sorgte Rubiales für eine Welle der Empörung, die von Tag zu Tag höher wurde – und ihn nun aus dem Amt spülen könnte. Am Freitag geht es bei einer kurzfristig einberufenen Generalversammlung des spanischen Fussballverbands in Madrid um seine Zukunft. Kaum zu seinen Gunsten ausgelegt werden dürfte die Tatsache, dass der Verband, dem Rubiales ja vorsteht, nach Ausstrahlung der peinlichen TV-Bilder eine Aussage von Hermoso hatte verbreiten lassen, in der sie selbst die Affäre herunterspielt. Nur war dies ohne ihr Wissen passiert.
Der Kuss auf den Mund von Hermoso ist der Gipfel einiger Unappetitlichkeiten, die sich Rubiales immer wieder leistet. Seit Jahren gibt es Vorwürfe gegen ihn wegen Fehlverhaltens – häufig sexistischer Art –, und einige davon kommen jetzt wieder hoch. Zum Beispiel die Frage nach der Farbe ihrer Unterhosen, die er an eine ehemalige Mitarbeiterin richtete. Der Mann, so scheint es, hat ein gestörtes Verhältnis zu Frauen. Trotzdem wurde er munter weiterbefördert. Mit 46 Jahren ist er im obersten Machtzirkel des spanischen Fussballs angekommen. Mit einem Jahresverdienst von 675’000 Euro.
Aber er ist mit seiner befremdlichen Haltung ja nicht allein. Karl-Heinz Rummenigge, langjähriger Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, heute in dessen Aufsichtsrat und einer der einflussreichsten Fussball-Funktionäre überhaupt, redet die Affäre mit der ihm eigenen Schnoddrigkeit klein: «Wenn man Weltmeister wird, ist man emotional. Und was er da gemacht hat, ist – sorry, mit Verlaub – absolut okay.»
Diese Interpretation ist – sorry, mit Verlaub – frauenfeindlicher Mist.
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