Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zum Asien-Gipfel
Ein Erfolg für Joe Biden – mit offenem Ausgang

US-Präsident Joe Biden mit dem südkoreanischen Amtskollegen Yoon Suk-yeol (links) und dem japanischen Premier Fumio Kishida in Camp David. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Dreier-Gipfel von Camp David mit Japan und Südkorea war ein grosser Erfolg für den US-Präsidenten Joe Biden. Biden wird ihn im Wahlkampf als Argument für seine Aussenpolitik verwenden können. Widersacher Donald Trump hatte während seiner Zeit im Weissen Haus gescheiterte Gespräche mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Biden aber hat jetzt zwei wichtige US-Partner in Asien an einen Tisch gebracht, die vor kurzem noch so zerstritten waren, dass deren Regierungschefs sich kaum «Guten Tag» sagen konnten.

Die gemeinsamen Statements nach dem Treffen in Camp David stärken die US-Position auch im Konflikt mit China. Und nebenbei könnten sie Chinas Verhältnis zum abgeschotteten Regime Nordkoreas verschlechtern, das Peking seit Beginn der Pandemie mit bedingungsloser Hilfe praktisch allein durchfüttert. Denn Pyongyangs eiliges Aufrüsten ist ein Grund dafür, dass Südkorea und sein früherer Besatzer Japan im Sinne der USA so nahe zusammengerückt sind wie schon lange nicht mehr.

Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol interessiert sich nur für Marktwirtschaft und Härte gegen Nordkorea.

Aber Joe Biden muss realistisch bleiben, denn seine asiatischen Freunde sind kompliziert. Die Kolonialgeschichte zwischen Japan und Südkorea ist weiterhin nicht richtig aufgearbeitet, deren Territorialstreit um die Liancourt-Felsen ungelöst. Und China ist beiden so nah als Nachbar und wichtigster Handelspartner, dass sie um gewisse Rücksichten nicht herumkommen. Wegen Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol wirkt gerade vieles einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Denn der interessiert sich im Grunde nur für Marktwirtschaft und Härte gegen Nordkorea.

Das gute Verhältnis zu Japan hat Yoon hergestellt, indem er im Streit um Japans Verantwortung aus der Kolonialzeit einfach nachgab. Das ist keine nachhaltige Lösung, und Yoon darf nur bis 2027 im Amt bleiben. Wenn sein Nachfolger in vier Jahren von der japankritischen Opposition kommen sollte, dürfte die Stimmung wechseln. Dann wird es spannend, wie die USA den Dreierbund zusammenhalten.

Das gegenseitige Misstrauen ist gross: Protest gegen Japan in Südkorea wegen des Kernkraftwerks Fukushima. 

Mit einseitiger Weltsicht und westlicher Moralapostelei wird das nicht gehen. Asien ist ein Mosaik aus stolzen Staaten und unterschiedlichen Befindlichkeiten. Man ist nicht besonders kompromissbereit, gleichzeitig möchte man in Frieden Geschäfte machen. Das wird die Aufgabe der Amerikaner im Verhältnis mit Japan und Südkorea für die Zukunft: die Vorzüge eines stabilen Dreiecksverhältnisses so deutlich zu machen, dass die Partner ihre Konflikte ruhen lassen, ohne sie zu vergessen.

Mit China eng vernetzt

Ausserdem dürfen die Amerikaner ihnen nicht in ihr Verhältnis zu China reinreden. Japans Beziehung zum grossen Nachbarn ist auf der politischen Ebene schon schlecht genug.
Man streitet um strategisch wertvolle Inseln im Ostchinesischen Meer. China wirft Japan Kriegsverbrechen aus der Besatzungszeit vor. Japan will auch wegen China deutlich aufrüsten. Gleichzeitig unterstützt Japan manche Initiative der USA, um Chinas Versorgung mit Halbleitern zur militärischen Modernisierung zu kontrollieren, und versucht, sich mit neuen Geschäftsbeziehungen unabhängiger von China zu machen.

Aber Japans und Chinas Wirtschaft sind so vernetzt, dass eine Trennung unmöglich ist. Auch Südkorea braucht China als Wirtschaftspartner. Ausserdem bringt es der Region nichts, wenn die drei Nachbarn in allen Bereichen zerstritten sind. Im Gegenteil. Auch für die USA wäre es ein Vorteil, wenn Japan, Südkorea und China so gut miteinander auskommen, dass ihre Konflikte nicht eskalieren.