Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zur Supermarkt AG
Die Migros baut ein hässliches Hilfskonstrukt

Sie zahlen die teuren Strukturen: Kundinnen und Kunden eines Migros-Supermarkts.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Verwaltungsrat des Migros-Genossenschafts-Bunds (MGB) gibt grünes Licht für den grossen Umbau. Das Supermarktgeschäft wird künftig in einer eigenständigen, zentral gesteuerten Gesellschaft geführt. Damit soll es effizienter werden.

Bis heute ist die Migros ungewöhnlich kompliziert organisiert. Der MGB ist für den Einkauf und für das Marketing verantwortlich. Jede der zehn Regional­genossenschaften hat aber eine eigene Logistik und Abteilungen für Finanzen, Marketing und Informatik.

Die zehn Genossenschaften sind Eigentümer des MGB. Ihre Chefs sitzen im Verwaltungsrat und kontrollieren sich indirekt selbst. Die Strategien müssen von ihnen abgesegnet werden, was oft zu unbefriedigenden Kompromissen führt. Man einigt sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, und die Umsetzung in den Regionen ist uneinheitlich.

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, ist seit der Gründung das zentrale Versprechen der Migros. Es ist in den vergangenen Jahren verloren gegangen.

Die komplexe Struktur sorgt für Reibungsverluste, hohe Kosten und mangelnde Schlagkraft. Angesichts der starken Marktposition war das lange Zeit kein Problem. Doch Digitalisierung, Onlineverkauf und die erstarkende Konkurrenz der Discounter überfordern die träge Migros-Führung zunehmend.

Den Kunden das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, ist seit der Gründung das zentrale Versprechen der Migros. Es ist in den vergangenen Jahren verloren gegangen. Dass die Migros nun mit der Supermarkt AG das Steuer herumreissen will, ist dringlich.

Coop hat die Regional­genossenschaften vor fast zwanzig Jahren abgeschafft. In der Migros geht das offensichtlich nicht. Sie versucht es nun über eine neue Gesellschaft, die zwar dem MGB angehängt wird, aber mit eigenem Verwaltungsrat und eigener Geschäftsleitung das Kerngeschäft verantwortet.

Das ist ein hässliches Hilfskonstrukt, für das sich Unternehmens­architekten schämen müssten. Aber wichtiger ist: Es könnte funktionieren.

Auch wenn vieles noch unklar bleibt: Mit der Supermarkt AG wird das Prinzip der Gleichberechtigung unter den Genossenschaften aufgebrochen. Das vereinfacht die Entscheide und erleichtert die Umsetzung.
Die grossen Genossenschaften gewinnen an Einfluss zulasten der kleinen und zulasten des MGB.

Es fällt auf: Erfolgreich ist die Migros dort, wo die Regionalfürsten nichts zu sagen haben.

Bis anhin ist der Leistungsausweis der Regionalfürsten wenig überzeugend. Sie tragen immer weniger zum Betriebsergebnis der Gruppe bei, im vergangenen Jahr waren es nur noch 31 Prozent. Fast die Hälfte kommt von der Migros-Bank. Die grösste Regionalgenossenschaft Zürich fuhr im vergangenen Jahr einen Verlust von 35 Millionen Franken ein, ein Jahr davor waren es gar 70 Millionen.

Die Regional­genossenschaften haben dem MGB vor zwei Jahren bereits das Geschäft mit den Fachmärkten – Do it + Garden, M-Electronics, Micasa, SportXX und Obi – aus der Hand genommen. Der Erfolg lässt auf sich warten.

Es fällt auf: Erfolgreich ist die Migros dort, wo die Regionalfürsten nichts zu sagen haben – Migros-Bank, Digitec Galaxus, Denner, Migrolino und die Migrol-Tankstellen.

Die Regionalfürsten haben in der Migros freie Hand, weil es kein Gegengewicht gibt. Die Vertretung der Genossenschafter hat kaum Kompetenzen. Sie haben in der Migros-Demokratie nicht wirklich etwas zu sagen. Aber als Kundinnen und Kunden müssen sie darauf hoffen, dass der Umbau gelingt. Sie zahlen schliesslich die teuren Strukturen an der Ladenkasse.