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«Die Situation im Tessin ist dramatisch»

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In der Schweiz ist die Zahl der Coronavirus-Erkrankten am Donnerstag auf 3888 Fälle angestiegen. Am Vortag waren noch 2772 bestätigte Fälle gemeldet worden. Die Zahl der Todesopfer liegt nach Angaben von Daniel Koch, Leiter übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), bei 33. Gemäss einer Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gestützt auf die Angaben der Kantone waren bis am Donnerstagmittag 39 Todesopfer gemeldet worden.

Die Schweiz erlebe jetzt eine starke Welle, sagte Koch. Es gehe nun darum, dass die ganze Bevölkerung mitmache, diese Welle abzuschwächen. «Es geht jetzt um das Überleben vieler Personen», sagte Koch.

«Die Situation im Tessin ist dramatisch», sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit. Die Spitäler kämpften schon jetzt darum, genügend Intensivpflegebetten zu haben.

Deren Zahl sei zwar erhöht worden. Bisher habe auch vermieden werden können, dass Patienten selektioniert werden mussten, sagte Koch. «Aber es ist absehbar, dass es nicht reichen wird.» Es sei nun der absolut letzte Moment, in dem man verhindern könne, dass Patienten hospitalisiert werden müssten.

Geringe Heilungschancen in der Intensivpflege

Koch erinnerte daran, dass die Heilungschancen auch in der Intensivpflege nicht besonders gross seien. Das Heilen der Patienten sei keine Lösung für die überfüllten Spitalbetten. Demnächst sind ohnehin alle Intensivpflegeplätze besetzt. Laut Koch sind in der Schweiz derzeit noch 160 von 800 Betten frei.

«Ist der Kanton Tessin auf sich allein gestellt?», fragt ein Journalist nach. «Nein. Die ganze Schweiz hilft mit, es werden auch Materialien ins Tessin geschickt. Kantone haben angeboten, dass sie Patienten, die etwa schwere Operationen machen müssen, übernehmen.» Das Tessin komme aber in eine Lage, in der es zu wenige Intensivplätze habe.

Eindringlicher Appell aus Bergamo: «Nutzt die Zeit»

In der norditalienischen Stadt sind fast 400 Menschen am Coronavirus gestorben. Nun warnt Bürgermeister Giorgio Gori.

Bundesrat sichert Tessin finanzielle Unterstützung zu

Innenminister Alain Berset hat sich am Donnerstag mit der Tessiner Regierung ausgetauscht. Vor den Medien sagte der Bundesrat, die Schweiz stehe dem Tessin bei. Am Freitag diskutiere die Landesregierung über eine Finanzspritze für den Südkanton.

Es sei ein wichtiger Besuch für das Tessin, sagte Regierungspräsident Christian Vitta am Donnerstagnachmittag an einer Medienkonferenz. Der Besuch des Innenministers zeige die Nähe und Solidarität des Bundesrats mit dem Tessin in dieser schwierigen Zeit.

Nun sei geeintes Handeln gefragt, denn es gelte, das oberste Gut der Gemeinschaft zu schützen: die Gesundheit. Das Tessin stehe am Anfang einer sehr schwierigen Phase, resümierte Vitta. Der Besuch von Innenminister Alain Berset habe der Regierung Gelegenheit geboten, die Situation im Tessin ganzheitlich zu diskutieren und mit der Landesregierung einen Aktionsplan abzustimmen.

Finanzielle Unterstützung fürs Tessin

Der Bundesrat sei daran, eine finanzielle Unterstützung für den Südkanton auszuarbeiten. Zahlen könnten jedoch noch keine genannt werden. Der Bundesrat werde das Thema am Freitag diskutieren, sagte Vitta.

Die Verbreitung des Virus mache starke Massnahmen unerlässlich. «Diese müssen wir rigoros einhalten!», mahnte Vitta. Trotz des schönen Wetters und des Feiertages im Tessin müsse die Bevölkerung auf Grillieren in Gruppen und ähnliche Aktivitäten verzichten.

Die Tessiner Regierung sei sich bewusst, dass die Wirtschaft im Kanton stark leide. Sie werde demnächst weitere Massnahmen verabschieden. Unter anderem fänden Gespräche mit der Kantonalbank statt. Rund 50 Millionen Franken sollen der Tessiner Wirtschaft als Unterstützung zukommen.

Zudem sei die Regierung daran, die Intensivstationen im Kanton auf insgesamt knapp 100 Betten aufzustocken.

Innenminister Alain Berset begrüsste die Medienschaffenden auf Italienisch. Das Tessin habe eine Pionierrolle gespielt im Kampf gegen das Coronavirus. «Die Regierung hat mutige Entscheidungen getroffen.»

Die Schweiz sei dem Tessin nahe in diesem schwierigen Moment. Bundesrat und Regierung stünden in ständigem Austausch und seien sich bewusst, dass das Tessiner Gesundheitssystem bald an seine Grenzen kommen werde.

Zugang zu Fonds erleichtern

Das Tessin sei der erste Kanton der Schweiz, der die Welle des Coronavirus richtig stark zu spüren bekomme. Auch im Kanton Waadt gebe es viele Fälle von Coronavirus, aber das Tessin treffe es besonders hart. Alle müssten sich nun solidarisch zeigen und die Massnahmen einhalten. Die Lage sei ernst.

Der Bundesrat sei sich bewusst, was die Einschränkungen von Wirtschaft und Kultur für die kleinen und grossen Unternehmen in der Schweiz bedeuteten, sagte Berset weiter. Die Landesregierung wolle deshalb den Zugang zu Fonds erleichtern.

Oberstes Ziel in der Corona-Krise sei es, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Auch Berset appellierte an die Solidarität – und forderte diese speziell gegenüber der älteren Bevölkerung: «Sie haben dieses Land zu dem gemacht, was es heute ist. Ihnen gebührt unser Respekt.»

Kommt jetzt die Ausgangssperre?

Wir müssten uns jetzt darauf konzentrieren, was uns eint, sagte Berset abschliessend. Denn diese Zeit der Unsicherheit werde andauern.

An der Pressekonferenz in Bern wurde derweil die Frage gestellt, ob nun in der Schweiz die Ausgangssperre wie in Italien komme. «Diesen letzten Ausweg streben wir nicht an, aber das muss der Bundesrat diskutieren», sagte Koch.

Bewegungsdaten von Handys herbeiziehen?

Wird bald auch in der Schweiz mit Bewegungsdaten von Handys gearbeitet wie in anderen Ländern? «Es wird geprüft, ob man mit Handydaten sehen kann, ob sich Menschen zu nahe kommen. Wir werden sicher nicht wie anderswo positiv Getestete überwachen, um dann Kontaktpersonen zu eruieren. Wir wollen demokratische Grundrechte wahren.»

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Betroffen von Infektionen sind nun alle Kantone der Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein. Am (gestrigen) Mittwoch waren dem BAG noch 2772 bestätigte Fälle gemeldet worden, und bei 256 Fällen stand die Bestätigung nach einem ersten positiven Resultat noch aus.

«Grösste Fahrplanänderung» in der Geschichte der SBB

Wegen des Coronavirus reduzieren die SBB schrittweise das Bahnangebot. Es sei der «grösste Fahrplanwechsel in der Geschichte», sagte SBB-Chef Andreas Meyer im Namen der ganzen ÖV-Branche. Die Fahrplanänderung sei eine «riesige Aktion». Es werde vermutlich am einen oder andern Ort holpern bei der Umsetzung, sagte Meyer.

Die Nachfrage sei um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Auf der Strecke zwischen Zürich und Bern sei es vorgekommen, dass ein Fahrgast einen Wagen für sich alleine hatte.

Bislang konnten 10 bis 30 Prozent des operativen Personals nicht eingesetzt werden, weil sie sich schützen, Symptome haben oder Kinder betreuen müssen. Die SBB gehen davon aus, dass die verfügbaren Ressourcen noch weiter zurückgehen werden. Die Baustellen der SBB werden so weit möglich weiterbetrieben, sofern die Vorsichtsmassnahmen eingehalten werden können. Es zeichnen sich gemäss Meyer auch hier Engpässe ab. Man werde die Leute prioritär im Unterhalt der Fahrbahn einsetzen.

Bei den Kunden zeigten sich die SBB derzeit kulant. Einzeltickets würden vorerst bis Ende April zurückerstattet, Generalabonnemente können hinterlegt werden. Die SBB haben in Krisensituationen die Rolle des Systemführers auf der Schiene. Im Ortsverkehr obliegt die Aufgabe Postauto.

Armee streicht alle Urlaube

Die Armee streicht alle Urlaube. Ab dieser Woche würden alle Urlaube in Rekrutenschulen und Wiederholungskursen gestrichen, sagte Brigadier Raynald Droz am Donnerstag vor den Bundeshausmedien. «Die Armeeangehörigen bleiben im Dienst.»

11'000 Menschen an Schweizer Grenze abgewiesen

Die Mitarbeitenden der Zollverwaltung haben an der Grenze zur Schweiz bislang bereits 11'000 Menschen die Einreise verweigert. Weil vermehrt Einreiseabsperrungen heruntergerissen wurden, will die Zollverwaltung das Sicherheitsdispositiv aufstocken.

Einige Einreisewillige hätten versucht, Absperrungen herunterzureissen oder diese zu durchdringen, sagte Christian Bock von der Eidgenössischen Zollverwaltung am Donnerstag vor den Medien in Bern. Das sei eine grosse Herausforderung. Im Einsatz stehe zur Unterstützung auch das Militär.

11'000 Personen sei die Einreise verweigert worden, weil sie die Bedingungen nicht erfüllt hatten. Das zeige, dass die Durchsetzung von Grenzkontrollen notwendig sei. Bei 130 Grenzübergängen ist das Schliessen der Grenze abgeschlossen worden. Für Gesundheitspersonal gibt es nun eigene Grenzübergänge mit eigenen Fahrspuren. Dies soll auch noch für den Handelsverkehr umgesetzt werden.

Der Verkehr sei überall in der Schweiz zurückgegangen, am Mittwoch um 68 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Erfahrung aus dem Tessin zeige, dass dies noch weiter zurückgehen werde.

Der Handelsverkehr laufe weiter wie bisher. Die Versorgung in der Schweiz mit Waren, der Export von Produkten und der Transit durch die Schweiz seien weiter gewährleistet.

Bund erwartet deutliche Rezession

Die Schweiz dürfte im laufenden Jahr in eine Rezession fallen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) geht von einer Schrumpfung von 1,5 Prozent aus. Gegenüber der Dezember-Prognose ist das ein Minus von 2,8 Prozent. Gründe für die Schrumpfung der Wirtschaft sind laut Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Seco, unter anderem der Rückgang der Konsum, ausbleibende Investitionen, erschwerte Transportbedingungen oder der starke Franken.

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Im zweiten Semester sei eine Besserung zu erwarten, sagte Scheidegger. Nächstes Jahr sei ein Wachstum von 3,3 Prozent möglich. Diese Voraussagen sind mit Vorsicht zu geniessen, weil unklar ist, wie sich die Pandemie entwickelt und wie lange sie dauert. «Die Prognoseunsicherheit ist derzeit ausserordentlich hoch.» Es sei denkbar, dass sich der Konjunktureinbruch bis in das nächste Jahr hineinziehe.

Exporte brechen ein

Die Schweizer Wirtschaft sei über verschiedene Kanäle von der Verbreitung des neuen Coronavirus betroffen, begründete das Seco die Prognose. Das Virus hinterlasse zum einen einschneidende Spuren bei wichtigen Handelspartnern, was in den exportorientierten Branchen zu Umsatzrückgängen führe.

So wird nun ein Rückgang der Exporte von 4,9 Prozent vorhergesagt, nachdem im Dezember noch eine Zunahme um 3,0 Prozent erwartet worden war. Negativ wirkten sich zudem die Beeinträchtigung der Lieferketten und der stärker gewordene Franken aus.

Zum anderen sei die Schweiz selber direkt vom Virus und den deswegen beschlossenen Massnahmen betroffen. Zahlreiche Unternehmen müssten den Betrieb temporär einschränken oder einstellen. In der Folge würden Ausgaben für Freizeit und Reisen, aber auch für langlebige Konsumgüter temporär einbrechen. Deshalb geht das Seco von einem rückläufigen Konsum aus (-0,5 Prozent).

Die Unternehmen würden wegen der Unsicherheit auch deutlich weniger investieren (Ausrüstungsinvestitionen: -5,0%) und Stellen streichen. Daher werde die Arbeitslosenquote im laufenden Jahr voraussichtlich auf 2,8 Prozent ansteigen.

Schweiz stellt bis auf weiteres keine Visa mehr aus

Die Schweiz zieht beim Entscheid der EU, ihre Schengen-Aussengrenzen vorläufig zu schliessen, nach. Einreisen aus Drittstaaten in die Schweiz sind nur noch in wenigen Ausnahmefällen erlaubt.

Die Schweiz stelle bis auf weiteres keine Visa für den Schengen-Raum und keine nationalen Visa mehr aus, sagte eine Sprecherin des Staatssekretariats für Migration am Donnerstag an der Medienkonferenz in Bern.

Ausgenommen sind Angehörige mit einem Aufenthaltsrecht, Spezialisten im Gesundheitsbereich oder Personen in einer Notlage, die aus humanitären Gründen einreisen können. Für Asylsuchende ausserhalb des Schengen-Raums gelten keine Ausnahmen. Auch für sie gilt das Einreiseverbot. Wenn sie aus sicheren Drittstaaten kommen, müssen sie ihre Asylgesuche dort stellen.

Auch Personen aus Spanien dürfen daher nur noch einreisen, wenn sie die Ausnahmebestimmungen erfüllen. Spanien wurde als fünfter Schengen-Staat auf die Risikoliste gesetzt.

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Erste schwangere Frauen in der Schweiz sind positiv auf Covid-19 getestet worden. Die Spitäler verhängen für Geburten strikte Massnahmen.