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Knall auf dem Medienplatz Schweiz
Ringier kauft sich die volle Kontrolle über «Beobachter» und «Schweizer Illustrierte»

Marc Walder, Chief Executive Officer und Managing Partner der Ringier AG, links, spricht mit Ladina Heimgartner, neue CEO Ringier Medien Schweiz, an einem Mediengespraech zu Ringier Medien Schweiz, am Mittwoch 27. September 2023 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
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Wer auf Blick.ch surft, wird dort künftig mehr Wirtschaftsrecherchen der «Handelszeitung» finden, Enthüllungen des «Beobachters», aber auch Homestorys der «Schweizer Illustrierten». Grund dafür ist eine der grössten Medien-Transaktionen der letzten Jahre: Das Medienhaus Ringier, das den «Blick» herausgibt, kauft vom deutschen Konzern Axel Springer alle Anteile des gemeinsamen Unternehmens Rasch («Ringier Axel Springer Schweiz») auf. 

Das heisst: Ringier wird künftig ein Portfolio von rund 20 bekannten Zeitschriften allein kontrollieren. Dazu gehören der «Beobachter», die «Handelszeitung», die «Bilanz», «Tele», «Landliebe», die «Glückspost» oder eben die «Schweizer Illustrierte». Dies gab Ringier-CEO Marc Walder am Mittwoch vor den Medien bekannt. Damit trennen sich in der Schweiz die Wege der beiden Medienhäuser; in Polen werden sie weiterhin zusammenarbeiten. 

Zum Kaufpreis sagte Walder nichts, es sei Stillschweigen vereinbart worden. 

Bei Ringier entsteht eine neue Einheit, die «Ringier Medien Schweiz» heisst. Darunter sind sowohl der «Blick» als auch die 20 Zeitschriften sowie die Werbevermarktung zusammengefasst. Als Chefin amtet Ladina Heimgartner. Die Engadinerin und frühere Chefin von RTR, der rätoromanischen Abteilung der SRG, gewinnt dadurch erneut an Einfluss; sie war bei Ringier 2020 zum «Head Global Media» ernannt worden. Neu ist sie für rund 1000 Mitarbeitende verantwortlich.

Nein, es gebe keine Abbaupläne

Heimgartner und Walder beeilten sich vor den Medien zu versichern, dass die Transaktion nicht mit Sparbemühungen zusammenhänge. Ja, es gebe wohl Sparmöglichkeiten, so Walder, aber vor allem auf Verlagsebene. Bei den Redaktionen seien keine Einsparungen vorgesehen. 

Vielmehr soll der Journalismus der verschiedenen Titel künftig einfacher geteilt werden – und vor allem auf der «Blick»-Plattform publiziert werden, wo das Publikum gross ist. Beim «Blick» gibt es seit kurzer Zeit eine Bezahlschranke, «Blick+» genannt. Aufwendige Artikel zum Beispiel des «Beobachters» werden wohl tendenziell hinter der Schranke landen.

Ladina Heimgartner sprach auch gleich noch ein zweites Dementi aus: Es gebe keine Pläne, eine oder mehrere der 20 Zeitschriften einzustellen. Walder, der stets auf die digitale Transformation des Ringier-Konzerns gepocht hatte, rechtfertigte den printlastigen Zukauf so, dass sich die Zeitschriften in den letzten zehn Jahren besser entwickelt hätten, als man vorausgesehen habe.

Walder selbst bleibt Ringier-CEO und wird künftig die Sparte «Ringier Medien International» leiten. Er sprach auch noch ein drittes Dementi aus: Der Umbau habe nichts mit dem Strafverfahren zu tun, in das er als Auskunftsperson verwickelt ist.

Walder stand während der Corona-Pandemie in engem Austausch mit dem Departement von Gesundheitsminister Alain Berset. Gegen dessen Sprecher Peter Lauener läuft deswegen ein Strafverfahren bei der Bundesanwaltschaft. Wegen dieser Nähe zu Lauener/Berset geriet Walder stark in die Kritik – und wurde Anfang 2023 bei Ringier teilweise entmachtet. Dieses Verfahren ist nach wie vor hängig. Noch ist nicht einmal klar, welche Beweismittel die Ermittler verwenden dürfen. Mit anderen Worten: Für Walder ist das Corona-Dossier nach wie vor ein Risiko.