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Klecks gewordene Landschaften

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Ist es ein Schmetterling? Eine Vase? Oder aber eine Vulva? Was jemand aus einem Tintenklecks herausliest, lässt Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zu. Jedenfalls, wenn es nach dem Erfinder des sogenannten Rorschachtests geht, dem Schweizer Psychiater Hermann Rorschach (1884–1922).

Als Diagnoseinstrument ist das Verfahren umstritten. Dass es aber von künstlerischem Inter­esse sein kann, wissen nicht nur Kinder, die mit Wasserfarben ­experimentieren, sondern das weiss auch der Verleger und Sammler Jean-Marie Donat. In seiner Serie «Rorschach» macht der Franzose allerdings das Umgekehrte: Er geht nicht von einem zufälligen Klecks aus, in den ­etwas Konkretes hinein­gelesen wird, sondern er verwandelt alte Landschaftsfotografien zu scheinbar abstrakten Kunstwerken. Und zwar einfach, indem er die Panoramen, die sich in Seen spiegeln, um 90 Grad dreht.

Die Spiegelung wird damit zur Spiegelachse dieser vermeint­lichen Klecksografien. ­Berghänge und Wälder, Licht und Schatten, Wasseroberflächen und Felsen wirken, als seien sie Muster, die durch den Abdruck von Farbe auf Papier entstanden sind.


Jean-Marie Donat findet die Objekte seines Interesses vornehmlich auf Flohmärkten. In der Menge der Bilder, die er kauft, stösst er auf wiederkehrende Sujets, die er thematisch sortiert in Fotobänden publiziert. So hat Donat ein Buch mit Bildern von Menschen in Eisbärenkostümen herausgegeben oder eines mit Kindern, die sich vor Nikoläusen erschrecken.

«Rorschach» ist ab dem 5. September am Festival Images in Vevey zu sehen, wo unter dem Titel «Unexpected. Le hasard des choses» 49 Projekte visueller Künstlerinnen und Künstler gezeigt werden, unter anderem von Beni Bischof, Fischli/Weiss, ­Stephen Shore oder Christian Boltanski. Das Festival Images Vevey dauert vom 5. bis 27. September. Der grösste Teil der ausgestellten Werke befindet sich im öffentlichen Raum und ist frei zugänglich. www.images.ch