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«Needle-Spiking» an Street Parade
Alles nur erfunden – Klägerin von Nadelattacke verurteilt

Das mediale Aufbauschen rund um das Thema «Needle-Spiking» führte an der Street Parade in Zürich zu zehn Meldungen von Attacken. 
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Das Phänomen Needle-Spiking war vergangenen Sommer auch in Zürich in aller Munde. Nach der Street Parade und später am Zürich Openair sollen mehrere, vorwiegend junge Frauen von Unbekannten in der Menge mit Nadeln gestochen worden sein. Es bestand der Verdacht, dass ihnen so möglicherweise Drogen oder andere Substanzen injiziert worden waren. Die Stadt- und die Kantonspolizei bestätigten damals mehrere solche Angriffe und ermittelten.

Nun zeigt sich, dass es zumindest in einem Fall an der Street Parade gar nicht zu einem Angriff gekommen war. Eine 23-jährige Schweizerin, die wegen Needle-Spiking Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht und einen Strafantrag wegen Körperverletzung sowie Tätlichkeiten gestellt hatte, hatte den Angriff erfunden, wie die NZZ schreibt. Wegen Irreführung der Rechtspflege wurde sie nun zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen à 50 Franken (2000 Franken) verurteilt. 

Spitalaufenthalt erfunden 

Die junge Frau hatte Anzeige erstattet und in einem späteren Telefongespräch sowie bei der Einvernahme angegeben, dass sie am Abend der Street Parade kurz vor 20 Uhr an der VBZ-Haltestelle Paradeplatz von einer unbekannten Person mit einer Nadel auf der linken Körperseite angegriffen worden sei und sich nachher im Stadtspital Triemli habe untersuchen lassen. Dazu habe auch eine HIV-Prophylaxe gehört. Einen Austrittsbericht des Spitals konnte sie aber nicht vorweisen und vertröstete die Behörden.

Die Aussagen entpuppten sich als Lüge: Die junge Frau war gar nie im Spital. 

Neben der Geldstrafe muss sie 300 Franken Busse für ein weiteres Betäubungsmitteldelikt bezahlen – sie hat in ihrer Wohnung Marihuana geraucht – und weitere 800 Franken Gebühren für das Vorverfahren. 

Ermittlungen eingestellt 

Gemäss der Zürcher Staatsanwaltschaft wurden der Stadtpolizei Zürich in Zusammenhang mit der Street Parade zehn mögliche Fälle von Needle-Spiking gemeldet. In neun Fällen gab es keine Strafverfolgung. Die Täterschaft liess sich nicht eruieren, die Ermittlungen versandeten, weil zu wenig Beweise vorlagen. 

Experten ordnen die angeblichen Vorfälle von Needle-Spiking einem massenpsychologischen Phänomen mit kollektiven Ängsten zu. Die Nadelattacken, die seit Anfang 2022 von Grossbritannien aus in Clubs und an Grossanlässen in ganz Europa auftraten, seien medial aufgebauscht worden und führten zu sozialen Ängsten. Betroffene hätten so eher das Gefühl gehabt, auch attackiert worden zu sein.

Die Fachleute gingen im Sommer davon aus, dass das Phänomen abklingen würde, sobald es medial nicht mehr so präsent ist. Zumindest in Zürich ist seit dem Sommer kein Fall von Needle-Spiking mehr aufgetreten.