Blamage in JugendsendungKinderreporter bringt AfD-Spitzenpolitiker in Verlegenheit
Gemäss AfD-Politiker Tino Chrupalla sollten in Schulen wieder mehr deutsche Gedichte gelernt werden. Als ein ZDF-Kinderreporter nachhakt, fällt ihm jedoch kein einziges ein.
Wenn es nach AfD-Spitzenkandidat Tino Chrupalla ginge, würde an deutschen Schulen mehr deutsches Kulturgut vermittelt. Doch als ein Kinderreporter ihn zu seinem deutschen Lieblingsgedicht befragt, fällt dem Parteivorsitzenden nichts dazu sein. «Mein Lieblingsgedicht, ist, ähm, da muss ich, da müsste ich jetzt erst mal überlegen, fällt mir jetzt gar keins ein», stottert Chrupalla verlegen.
Jungreporter Alexander hatte nebst anderen Kindern für die ZDF-Kindersendung «logo!» vor der anstehenden Bundestagswahl deutsche Spitzenpolitiker und Spitzenpolitikerinnen interviewt. Auch AfD-Politiker Chrupalla stellte sich den Fragen der Jugend. Er blamierte sich jedoch vor dem souveränen Kinderreporter, der ihn unter anderem zu den Forderungen der AfD befragte.
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So fragt der ungefähr zwölfjährige Junge, der mit seiner Brille wie ein Gymi-Schüler aussieht, was es denn genau bedeute, wenn die AfD im Unterricht mehr deutsches Kulturgut behandeln wolle. Chrupalla erklärt, dass in Schulen wieder mehr deutsche Volkslieder und deutsche Gedichte gelernt werden sollten. Seine Partei wolle, «dass wir unsere deutschen Dichter und Denker wieder mehr in den Schulen würdigen».
Darauf entgegnet Alexander, dass die Schüler schon relativ viele Gedichte auswendig lernen müssten, und erkundigt sich nach dem Lieblingsgedicht Chrupallas. Als diesem dann kein einziges Gedicht einfällt, ist der Kinderreporter sichtlich erstaunt.
Lieblingsdichter des AfD-Politikers verabscheute Nationalismus
Um Chrupalla nach seinem Totalausfall dann doch aus der Patsche zu helfen, erkundigt sich der Jungreporter, ob er denn einen deutschen Lieblingsdichter habe. Chrupalla antwortet mit «Heinrich Heine». Eine sehr ungewöhnliche Wahl für einen Rechtspopulisten – verachtete Heine, einer der bedeutendsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, doch jegliche Form von Nationalismus und Deutschtümelei.
Schliesslich heisst es in seinem berühmten Werk «Deutschland. Ein Wintermärchen» von 1844: «Fatal ist mir das Lumpenpack, das, um die Herzen zu rühren, den Patriotismus trägt zur Schau, mit allen seinen Geschwüren.»
Im selben Jahr schreibt Heine in seinem Gedicht «Nachtgedanken»: «Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.» Dass Chrupalla, dessen Partei mehr «Heimatliebe» im Unterricht fordert, von allen deutschen Dichtern ausgerechnet einen der schärfsten Kritiker Deutschlands wählte, erstaunt.
Auch weitere Fragen des Kinderreporters brachten den Spitzenpolitiker ins Schleudern. Wie etwa, als Alexander das Wissen des dreifachen Vaters in Sachen Jugendsprache prüfte. Den Ausdruck «cringe», der auf der Liste für das Jugendwort 2021 steht, verwechselte er mit dem Weihnachtsfilm «Grinch». Dabei bedeutet es so viel wie «peinlich» oder «fremdschämen».
Für seinen insgesamt wenig souveränen Auftritt erntete der AfD-Politiker auf Social Media Spott und Häme. «Chrupalla kennt keine deutschen Gedichte, aber mag Heine – cringer gehts nicht», heisst es in einem Twitter-Post. «Es ist, wie Sarah Palin nach ihrer Zeitungslektüre zu fragen. Oder Donald Trump nach seiner liebsten Bibelstelle», schreibt ein «Spiegel»-Redaktor.
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Kinderreporter Alexander hingegen wird für seine Selbstsicherheit und sein hartnäckiges Nachfragen gefeiert. So schreibt ein Twitter-Nutzer: «Kann bitte jemand diesem Kind einen Preis geben?»
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