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Wer von Verschwundenen hört, denkt zuerst an Argentinien. Hier haben die Mütter der Plaza de Mayo und die historische Aufarbeitung der Gräuel durch die Justiz dafür gesorgt, dass die Erinnerung an die geschätzten 30’000 Verschwundenen wach blieb. Weniger bekannt ist, dass dreieinhalb Jahrzehnte zuvor in Spanien weit mehr Menschen verschwanden, in erster Linie Anhänger der besiegten Republikaner.
Die schwache Erinnerung an diese Gräuel hängt damit zusammen, dass die Faschisten nach Francos Tod nur mit einer Amnestie für die Täter von Kriegsverbrechen und der nachfolgenden Gräuel zur Machtübergabe bereit waren. Auch viele Familie mit Angehörigen auf beiden Seiten verdrängten die Ereignisse, um nicht von neuem zerrissen zu werden.
Zu Beginn dieses Jahrhunderts ging die nächste Generation das Thema vorsichtig an: Zivilorganisationen begannen mit Ausgrabungen, wo man Massengräber vermutete. Literatur und Film nahmen sich des Themas an, der spanische Autor Javier Marias etwa, dessen Familie in die USA geflohen war, schrieb eine Trilogie. Für die Justiz kam die Aufarbeitung noch zu früh: Der Madrider Untersuchungsrichter Baltasar Garzón wurde verfemt, als er 2012 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu ermitteln begann.
Und jetzt kommt die dritte Generation ohne Tabus: Der 32-jährige Fotograf Santi Donaire porträtiert seit vier Jahren Angehörige, die nach Verwandten suchen, fotografiert Ausgrabungen von Massengräbern und die Identifizierung der Opfer. Es ist kein Zufall, dass dieser Fotograf andalusische Wurzeln hat. Rund die Hälfte der über hunderttausend Menschen verschwand in Andalusien, wo der Widerstand gegen Franco nach Kriegsende lange anhielt.