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Neue Promis durch künstliche Intelligenz
Das sind die fünf bekanntesten Avatar-Stars

epa09614544 Gallery workers pose with the Ai-Da Robot at the Ashmolean Museum in Oxford Britain, 01 December 2021. Ai-Da is an ultra-realistic robot with Artificial Intelligence capabilities. The Ai-Da Robot has created new artworks and has written and performed poetry in reaction to Italian poet Dante Alighieri. The exhibition 'Dante: The Invention of Celebrity' runs at the Ashmolean Museum until 09 January 2021.  EPA/NEIL HALL

Sie verhaspeln sich nie vor laufender Kamera, sie haben keinen «Bad Hair Day», sie altern nicht und kriegen niemals Falten: Künstliche Intelligenzen sind drauf und dran, sich als Medienstars ihren Platz in der Öffentlichkeit zu erobern. Sie sind perfekte, digitale Marionetten, die sich nach allen Regeln der Marketingkunst aufs Zielpublikum und die gewünschte Rolle abstimmen lassen und die sich nicht daran stören, reine Projektionsfläche zu sein. Und während echte Stars nicht nur Allüren, sondern auch Vorstellungen betreffend ihrer Gage haben, sind KIs so genügsam und bescheiden wie ein Requisit.

Das sind die bekanntesten Vertreter virtueller Kunstfiguren, die in den Medien und sozialen Medien regelmässige «Arbeit verrichten»:

Lil Miquela, das bekannteste künstliche Instagram-«Gesicht»

Lil Miquela gilt als bekannteste digital erschaffene Influencerin. Sie hat auf Instagram 2,6 Millionen Follower und bezeichnet sich selbst als «19-jähriger Roboter, der in Los Angeles lebt». Gemäss der Legende ist sie halb Brasilianerin und halb Spanierin, und sie gibt Lebensweisheiten von sich wie «Du kannst nicht okay und trotzdem stark sein». Sie modelt für Prada und Calvin Klein und wurde vom «Time Magazine» dafür schon 2018 zu einer der 25 einflussreichsten Personen im Internet erkoren.

Lil Miquela hat ihren Account seit 2016. Die KI-Revolution hat die Nachfrage nach künstlichen Stars nicht geweckt, verstärkt sie jetzt aber massiv: Emily Pellegrini, einer der neuen Stars der Szene, ist kaum mehr als künstlich zu erkennen. Sie soll via Direktnachricht von einem Fussballstar gefragt worden sein, warum sie bei ihrem Aussehen noch keinen Freund habe.

Lil Miquela ist die erste künstliche Influencerin und die Vorläuferin von so perfekten Kunstfiguren, die kaum mehr als synthetisch erkennbar sind.

Shudu Gram, das erste digitale Supermodel

Eine Bildstrecke in der «Vogue», Kampagnen für Balmain und Ellesse und eine Karriere, wie sie nur wenigen menschlichen Supermodels vergönnt ist: Shudu Gram wurde 2019 von «Elle» zum ersten «digitalen Supermodel» der Welt gekürt. Die Frauenzeitschrift stellte auch die Frage in den Raum, ob mit Shudu Gram das Ende der menschlichen Supermodels gekommen sei. Die Antwort war ein vorläufiges Nein, weil echte Menschen den Job zumindest vorläufig noch effizienter und authentischer erledigen.

Doch für die Zukunft hatte «Elle» eine verblüffende These: Das Publikum werde der Influencer-Kultur zunehmend überdrüssig. «Es könnte sein, dass offensichtliche Kunstfiguren langfristig sogar aufrichtiger und ernsthafter auftreten werden», spekulierte die Zeitschrift.

Das digitale Supermodel Shudu Gram, das die Frauenzeitschrift «Elle» zur These verleitet, dass die Kunstfiguren bald diejenigen sein werden, die die grösste Glaubwürdigkeit geniessen.

Qiu Hao und Zhang Zhao, die ersten KI-Nachrichtensprecher

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat 2018 zwei KI vorgestellt, die als erste KI-Fernsehnachrichtensprecher der Welt gelten. Die erste KI spricht Chinesisch und wurde dem Xinhua-Mitarbeiter Qiu Hao nachempfunden. Die zweite KI richtet sich an ein englischsprachiges Publikum und hat ebenfalls ein reales Vorbild namens Zhang Zhao. Bei der Entwicklung war das chinesische Suchmaschinenunternehmen Sogou beteiligt.

Ein Experte kritisierte damals bei der BBC, diese KI-Fernsehmoderatoren seien höchstens ein paar Minuten zu ertragen. Doch diese Mängel sind inzwischen behoben: Die Moderatorin Jade, die beim Westschweizer Privatsender M Le Média das Wetter präsentiert, sei tagelang nicht als falsch erkannt worden, berichteten Medien im letzten April.

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Mike, ein Radiomoderator bei Radio Lozärn

Seit vier Wochen geht bei Radio Lozärn eine KI als Moderator Mike auf Sendung: Mike kündigt Songs an. Er erzählt Anekdoten zur gespielten Musik, und seit letzter Woche liefert er auch die Wettervorhersage.

Auf Nachfrage erklärt Roger Givel, der Geschäftsführer von Radio Lozärn, die Reaktionen von Hörerinnen und Hörern seien sehr positiv. Zur Frage, ob KIs wie Mike dereinst einen wesentlichen Teil des Programms bestreiten könnten, meint Givel, er bejahe die Frage grundsätzlich, aber andere Radiosender würden die KI mehrheitlich als Ergänzung nutzen.

Paris Hilton und andere Promi-Doppelgänger

Statt virtuelle Kunstfiguren am Reissbrett zu erfinden, besteht auch die Möglichkeit, bekannte Persönlichkeiten digital zu replizieren. Das findet bislang nicht im grossen Stil statt, doch das könnte sich bald ändern: Meta hat im September 2023 die Namen von einem guten Dutzend Promis bekannt gegeben, die demnächst als Bots über Whatsapp, Facebook Messenger und Instagram erreichbar sein werden. Die Bots sollen dort zu bestimmten Themengebieten Auskunft geben.

Die US-Footballer und -Basketballer Tom Brady und Dwyane Wade werden für Sportdebatten zuständig sein. Andere Promis haben in ihrer KI-Inkarnation eher überraschende Betätigungsfelder: Snoop Dogg gebe sich als «Dungeon Master» für Rollenspiele her, und Paris Hilton könne als Detektivpartnerin bei der Aufklärung von Kriminalfällen behilflich sein, verspricht Meta. Ob diese KI-Promis auch als Freund und Bezugsperson taugen, bleibt abzuwarten.

Hatsune Miku, ein kulturelles Phänomen aus Japan

Hatsune Miku ist eines der grössten virtuellen Phänomene in der Popkultur – zumindest in Japan, wo die Figur längst nicht mehr nur als Sängerin bekannt ist, sondern auch durch ihre Auftritte in Animes, Mangas und Videospielen. Dank holografischer Projektionstechnik hat sie sogar schon Livekonzerte absolviert.

CHIBA, JAPAN - SEPTEMBER 01:  A participant takes a picture of a life-size figure of Hatsune Miku displayed on September 1, 2017 in Chiba, Japan. Hatsune Miku, singing voice synthesizer developed by music software company Crypton Future Media, becomes virtual idol and popularity spread across the world.  (Photo by Taro Karibe/Getty Images)

Entstanden ist Hatsune Miku 2007 noch vor der KI-Revolution, mithilfe von Vocaloid. Das ist eine Software von Yamaha, die aus einem Text und einer Melodie Gesang erzeugt. Heute ist Vocaloid dank KI so ausdrucksstark wie nie zuvor, sodass feststeht, dass Hatsune Miku keinen Grammy Award mehr gewinnen wird: Die im Juni 2023 festgelegten Regeln besagen, dass mit KI erschaffene Musik zwar für die Preisverleihung eingereicht werden kann, aber nur Menschen, die massgeblich etwas beigetragen haben, auch ausgezeichnet werden.

Madison, eine künstliche Hörbuchsprecherin

Apple hat vor einem Jahr eine Initiative gestartet, die es kleinen Verlagen erlauben soll, ihre Titel als Hörbuch anzubieten, selbst wenn sie sich die Produktion mit einem menschlichen Sprecher nicht leisten können. Dazu hat der Techkonzern vier charakteristische Stimmen entwickelt, die sich jeweils für bestimmte Genres eignen. Madison beispielsweise liest Liebesgeschichten, Thriller und Science-Fiction.

Bei einem kurzen Ausschnitt ist ihre Rezitation nicht als synthetisch erkennbar. Ein Autor von «Business Insider» hat sich mehrere Bücher angehört und kommt zu folgendem Schluss: «Obwohl die menschlichen Stimmen angenehmer zu hören waren, würde ich mir auch ein KI-Hörbuch zumuten, wenn es keine Alternative gäbe.»

Ai-Da, die erste ultrarealistische Roboterkünstlerin der Welt

Ai-Da ist eine Androidin: ein Roboter, der aussieht wie eine Menschenfrau, der mit Kameras, einem Roboterarm und künstlicher Intelligenz zeichnet, malt und spricht. Aidan Meller, ein Galerist aus Oxford, hat Ai-Da 2019 konzipiert. Gebaut wurde die Maschine von Engineered Arts, einem Roboterhersteller aus dem englischen Cornwall. 2021 hatte Ai-Da eine Ausstellung im Design Museum London, in dem sie vor allem Selbstporträts ausgestellt hat.

Das werfe interessante Fragen zu Identität und Kreativität auf, hat «The Guardian» berichtet und den «Vater» von Ai-Da zitiert: «Das sind buchstäblich die ersten Selbstporträts der Welt ohne Selbst.»