Chat-GPT und Co.Produziert die KI-Industrie am Ende nur heisse Luft?
Die künstliche Intelligenz liefert beeindruckende Ergebnisse, wenn man nur genügend Geld und Rohdaten in sie hineinstopft, so KI-Fans. Dabei sind die Ergebnisse bislang enttäuschend.
Wie lange noch, bis wir alle überflüssig sind? Open AI, das Unternehmen, das der Welt Chat-GPT bescherte, präsentierte in der vergangenen Woche ein Fünf-Stufen-Modell, um zu beschreiben, wo man sich auf dem Weg zur Superintelligenz gerade befindet. Man selbst sei noch auf der ersten Stufe, stehe aber kurz vor der zweiten. Wer dafür welche Kriterien festgelegt hat und welche Belege es für den vermeintlich bevorstehenden Fortschritt gibt, sagte das Unternehmen freilich nicht.
In der wachsenden Gemeinde der KI-Skeptiker kursiert seit einer Weile folgender Witz: In Zukunft wird die Hälfte der Sprachmodelle dazu benutzt, drei Stichwörter in drei Absätze auszuformulieren. Die andere Hälfte wiederum werde drei Absätze in drei Stichwörter zusammenfassen. Knapp eineinhalb Jahre nach der Veröffentlichung von Chat-GPT werden jedenfalls die Stimmen lauter, die nach dem Nutzen fragen, den die Technologie bislang hatte.
Sucht man nach dem sonst so gerne betonten Mehrwert, nach konkreten Anwendungsbeispielen, fällt die Bilanz doch eher ernüchternd aus. Die Antwort der Investoren ist stets die gleiche: Man solle KI nicht danach beurteilen, was man sieht, sondern nach all dem, was prinzipiell vorstellbar ist.
Doch wie viel theoretischen Nutzen muss eine Technologie besitzen, um zu rechtfertigen, dass sie auf dem Weg zur, ja auch wieder nur hypothetischen, Stufe fünf durch immer grössere Rechenzentren die Umwelt zerstört, Gedanken und Texte stiehlt, die von Millionen Menschen ins Internet geschrieben wurden, und als Nebenprodukt tonnenweise Falschinformationen hinterlässt?
KI-Leute werden zu Predigern einer Technologie
Der KI-Kult lässt sich von solchen Miesmachereinwürfen nicht stören. Allein in der vergangenen Woche sind folgende fabelhafte Produktankündigungen rund um KI an die Öffentlichkeit gedrungen: ein KI-Gesundheitscoach, der hyperpersonalisierte Tipps rund um Ernährung und Fitness geben soll, ein neues KI-Modell, das menschenähnliche Fähigkeiten in Sachen logisches Denken aufweisen soll, oder gleich «KI-Angestellte». Was genau das bedeuten soll, wurde unter einer dicken Schicht Marketingfloskeln versteckt.
Wahre Gläubige argumentieren, dass die Modelle schon noch in der Lage sein werden, immer beeindruckendere Ergebnisse zu erzielen – wenn man nur genügend Geld, Rechenleistung und Rohdaten in sie hineinstopft. So werden die KI-Leute zu so etwas wie Prediger einer Technologie. Die quasi-religiösen Eigenschaften des KI-Diskurses offenbaren sich auch daran, dass die Technologie immer am ultimativen Ziel gemessen wird: der Schaffung einer synthetischen Intelligenz, die grösser oder immerhin gleichwertig mit der menschlichen ist.
Ein Moment, der in der Fan-Fiktion der Investoren und CEOs entweder als Geschenk an die Menschheit dargestellt wird. Oder als Jüngstes Gericht.
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