KI-Test bei iPhone, iPad und MacWas Apple Intelligence kann und was nicht
Sind die KI-Features ein Wurf, oder ist Apple im Vergleich zu Google und Microsoft zu zögerlich? Wir haben die Foto- und Schreibfunktionen getestet.
- Apple setzt später als Microsoft und Google auf KI.
- Erste «Apple Intelligence»-Features halten auf iPhone, iPad und Mac Einzug.
- Datenschutz spielt dabei eine wichtige Rolle: Apple will Skeptiker nicht abschrecken.
Verpasst Apple die KI-Revolution? Diese Frage steht im Raum, seit OpenAI, Microsoft und Google die Schlagzeilen um die künstliche Intelligenz dominieren. Denn im letzten Jahr lancierte Tim Cook lieber die Computerbrille Vision Pro, als sich um die KI zu kümmern. Im Juni dieses Jahres kündigte der Apple-Chef dann eine eigene KI an. Doch auch die Vorstellung von Apple Intelligence wirkte so, als ob Apple auf dem falschen Fuss erwischt worden wäre.
Siri vermochte diese Bedenken nicht zu zerstreuen. Sie war im Oktober eine der ersten Vorbotinnen von Apple Intelligence und sollte nun «natürlicher und leistungsfähiger» sein. Doch viele User (ich eingeschlossen) konnten bei der persönlichen Assistentin keinen Unterschied zu vorher feststellen. Es klang deswegen mehr als plausibel, als «Bloomberg» behauptete, der Rückstand auf die führenden KI-Unternehmen betrage im Mindesten zwei Jahre.
Die besten KI-Tricks gibt es in der Fotos-App
Jüngst sind weitere Apple-Intelligence-Funktionen dazugekommen. Zum Beispiel in der Fotos-App mit der Bearbeitungsmethode «Bereinigen». Die KI entfernt störende Elemente aus dem Bild, zum Beispiel einen während des Fotografierens vor die Linse gehaltenen Finger. Und sie erstellt anhand einer Beschreibung automatisch filmische Rückblicke. Zum Beispiel: «Zeige mir Fotos von Tieren der letzten zehn Jahre, sortiert nach der Grösse der Tiere».
Das funktioniert bislang nicht perfekt. Die Auswahl der Tierbilder ist zwar tadellos, aber vom Wunsch nach der Gruppierung von grossen und kleinen Tieren ist die KI überfordert: Zwischen den Wildschweinen und dem Tiger aus dem Zoo Zürich taucht nämlich auch mal ein Kaninchen auf. Doch trotz der Mängel ist das Potenzial von Apple Intelligence absehbar. Direkt in den altbekannten Apps per KI mit den Fotos arbeiten zu können, senkt die Hürden auch für ungeübte Anwenderinnen und Anwender markant.
Chat-GPT kann mehr
Diese Integration scheint Apples Mittel zu sein, um sich von Konkurrenten wie Chat-GPT abzuheben. Das zeigt sich auch bei den Schreibwerkzeugen (Writing Tools): Sie stehen über die virtuelle Tastatur in den meisten Apps zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe wird der eingetippte Text an Ort und Stelle korrigiert oder umgeschrieben und zum Beispiel freundlicher, professioneller oder prägnanter formuliert. Bei dieser Aufgabe erfüllen die Schreibwerkzeuge nur niedrige Erwartungen: Bei der Vorgabe, eine unfreundliche Absage in diplomatische Worte zu kleiden, bleibt Apple relativ ruppig, während Chat-GPT Phrasen drescht, als gäbe es kein Morgen.
Ist Apple zu zurückhaltend? Gerade im Vergleich zu KI-Turbos wie Microsoft mag das so erscheinen, und auch die KI-Enthusiasten in der Nutzerschaft werden sich mehr Tempo wünschen. Allerdings hat Apple bei seiner Strategie der kleinen Schritte auch Zeit, sich ernsthaft Gedanken um den Datenschutz zu machen. Bei iPhone, iPad und beim Mac läuft die KI standardmässig auf dem Gerät selbst. Das führt zwangsläufig zu Einschränkungen, da aufgrund des grossen Ressourcenbedarfs nur kleine Modelle – also KIs für bestimmte Aufgaben – ausgeführt werden können.
Die KI arbeitet direkt auf dem Gerät
Für aufwendigere Aufgaben können Modelle in der Cloud beigezogen werden. Auch in diesem Fall gibt sich Apple datenschutzbewusst: Es gibt einen Hinweis und das Versprechen, dass keine Nutzerdaten dauerhaft gespeichert werden. Welche Cloud-Zugriffe erfolgt sind, lässt sich ausserdem über ein Protokoll nachvollziehen (zu finden in den Einstellungen bei «Datenschutz & Sicherheit > Apple Intelligence-Bericht»).
Apple verkauft Technologien gern als «magisch». Auch die KI: Am iPhone werden Aktionen der Apple Intelligence durch ein bunt schillerndes Flackern begleitet, als ob Harry Potter «Lumos!» gerufen hätte. Dieser Polarlicht-Effekt ist etwas albern – doch abgesehen davon ist der Ansatz pragmatisch genug, damit sich auch die KI-Skeptiker nicht abgeschreckt fühlen dürften.
Um die KI-Funktionen zu testen, brauchen Sie ein iPhone 15 Pro oder 16, ein iPad mit mindestens A17-Pro-Prozessor oder einen Mac mit mindestens M1-Prozessor, ausserdem muss die neueste Version des Betriebssystems installiert und die Sprache auf US-Englisch eingestellt sein.
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