Olympia-Riesenslalom der Frauen«Dass es mit einer Medaille geklappt hat, ist wunderschön»
Lara Gut-Behrami macht im zweiten Lauf fünf Plätze gut und gewinnt Bronze. Den Olympiasieg sichert sich Sara Hector.
Fünfeinviertel Stunden Pause – einen derart langen Unterbruch zwischen dem ersten und zweiten Lauf gibt es im Weltcup nicht einmal ansatzweise. Beim Olympia-Riesenslalom der Frauen war das wegen der vertagten Männer-Abfahrt und dem grandiosen Triumph von Beat Feuz der Fall, und so hatten die Fahrerinnen viel Zeit zum Studieren. «Wir haben jetzt alle die Gelegenheit, um richtig nervös zu werden», sagte die Halbzeit-Führende Sara Hector schmunzelnd. Wobei das Lächeln gequält schien, im Kopfkino dürfte bei der Schwedin tatsächlich einiges abgegangen sein.
Und doch: Hector, die Dominatorin dieser Riesenslalomsaison, hielt dem immensen Druck stand und holte Gold. Sie siegte vor der Italienerin Federica Brignone und Lara Gut-Behrami! Die Tessinerin verbesserte sich im zweiten Lauf von Rang 8 auf Position 3, gerade noch acht Hundertstel Reserve wies sie auf die Österreicherin Katharina Truppe auf, die undankbare Vierte wurde.
Diesmal Glück, keine Tränen
Siegerin Hector reiht sich ein in ein illustres Gefilde: Die letzten Olympiasiegerinnen im Riesenslalom waren Mikaela Shiffrin, Tina Maze, Viktoria Rebensburg, Julia Mancuso, Janica Kostelic, Deborah Compagnoni, Pernilla Wiberg, Vreni Schneider – ausnahmslos grosse Namen des Skisports.
Ähnlich strahlen wie die Schwedin sah man im Zielraum auch Gut-Behrami: Die Spiele sind lanciert für die 30-Jährige, und das nach dieser Vorgeschichte, der zuletzt zweiwöchigen Rennpause, weil sie erschöpft war nach der schwierigen Saison mit der Grippe im Frühwinter, dem schweren Sturz in St. Moritz, der Corona-Erkrankung. Hatte sie vor acht Jahren in Sotschi noch geweint nach Abfahrtsbronze, weil sie sich Gold erhofft hatte, wirkte sie nun restlos glücklich. Und: Im Super-G und in der Abfahrt gehört sie ebenfalls zum engsten Favoritenkreis.
«Wenn ich denke, wo ich in den letzten Wochen stand, bin ich sehr zufrieden. Ich wusste nicht richtig, wo ich vor dem 1. Lauf stehe. Der 2. Lauf ist dann trotz eines Fehlers im oberen Teil gut gegangen. Ich dachte nicht, dass es reicht, und war froh, einen guten Lauf ins Ziel gebracht zu haben. Dass es trotzdem mit einer Medaille geklappt hat, ist wunderschön», freute sich Gut-Behrami im SRF-Interview.
Nichts mit den Spitzenplätzen zu tun hatten die übrigen drei Schweizerinnen: Wendy Holdener wurde Neunte, Michelle Gisin folgte unmittelbar dahinter. Camille Rast fuhr auf Platz 16. Da half auch der frenetische Support der helvetischen Bobfahrer, die sich das Rennen anschauten, nichts.
Die erst 22-jährige Walliserin Rast hat aufwühlende Tage hinter sich, die Vorbereitung auf ihr Olympia-Debüt verlief alles andere als wunschgemäss. Nach der Ankunft in Peking war Rast positiv getestet worden, während die Teamkolleginnen trainierten, musste sie einen Tag lang im Hotelzimmer verbringen. Dank zwei negativen Tests innert 24 Stunden konnte sie die Isolation verlassen. Um den Jahreswechsel herum war Rast am Coronavirus erkrankt, sie hatte starke Symptome gehabt und einige Tage lang im Bett gelegen.
Dennoch: Dank Gut-Behrami gab es die erste Schweizer Olympiamedaille im Riesenslalom seit 2002 – in Salt Lake City hatte Sonja Nef ebenfalls Bronze gewonnen.
Shiffrin kann es kaum fassen
Überschattet wurde der zweite Lauf von einem schweren Unfall Nina O’Briens. Die Amerikanerin, nach halbem Pensum Sechste, stürzte kurz vor dem Ziel, überschlug sich und blieb kurz regungslos liegen. Das Rennen musste mehrere Minuten lang unterbrochen werden. O'Brien wurde mit dem Rettungsschlitten abtransportiert. Details zum Gesundheitszustand sind noch nicht bekannt.
Zwei Favoritinnen waren derweil bereits im ersten Durchgang gescheitert: Marta Bassino, letzte Saison Gewinnerin des Riesenslalomweltcups, schied ebenso aus wie Mikaela Shiffrin. Nur sieben Tore weit kam die Amerikanerin, nach rund elf Sekunden war ihr erster Einsatz an diesen Spielen schon wieder vorbei. Ihre enorme Enttäuschung verbarg die Titelverteidigerin nicht, «darüber werde ich nie hinwegkommen», sagte sie. Shiffrin rang nach Worten, die Tränen konnte sie gerade noch zurückhalten. «Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas gerade hier passiert.» An und für sich ist Shiffrin ein Muster an Konstanz und Stabilität: Ihr letzter Ausfall im Riesenslalom liegt über vier Jahre zurück, 30 Rennen in Folge brachte sie in dieser Disziplin zuletzt ins Ziel.
Für die Gewinnerin von 73 Weltcuprennen geht es in Peking Schlag auf Schlag weiter: Sie plant Starts in allen fünf Einzeldisziplinen, am Mittwoch greift sie im Slalom nach einer Medaille.
Sara Hector
Die Schwedin krönt sich zur Olympiasiegerin. Silber geht an Brignone, Bronze an Gut-Behrami. Die Tessinerin lag bei Halbzeit nur auf Rang 8 und machte im zweiten Lauf fünf Ränge gut. So kann ein Schweizer Skitag bei Olympia starten. Nach Feuz' Triumph bereits die zweite Schweizer Medaille.
Katharina Truppe
Die Österreicherin fällt hinter die Schweizerin. Damit hat Gut-Behrami eine Medaille. Bestenfalls Silber, sicher Bronze.
Federica Brignone
Die Italienerin rettet 44 Hundertstel ins Ziel und verdrängt Gut-Behrami von der Spitze. Eine Medaille hat Brignone damit auf sicher.
Meta Hrovat
Auch die Slowenin kommt nicht an der Schweizerin vorbei. Noch eine Fahrerin muss die Tessinerin überstehen, dann hat sie eine Medaille. Allerdings beträgt der Vorsprung der kommenden Fahrerinnen über eine Sekunde.
Ragnhild Mowinckel
Das Rennen geht nach längerem Unterbruch mit der Norwegerin weiter. O'Brien wurde zwischenzeitlich mit dem Rettungsschlitten aus dem Ziel geführt. Mowinckel fältl um 24 Hundertstel hinter Gut-Behrami zurück. Und nur noch vier Fahrerinnen sind oben.
Nina O’Brien
Die Amerikanerin sorgt oft für Spektakel. Auch heute, aber im negativen Sinn. Sie stürzt am letzten Tor vorbei ins Ziel und bleibt liegen. Rettungskräfte sorgen sich um O'Brien. Das Rennen ist daher unterbrochen.
Tessa Worley
Die Französin hängt an einem Tor an und scheidet aus.
Lara Gut-Behrami
Kann die Tessinerin Stjernesund von der Spitze verdrängen? Kurz nach dem Start passiert ihr ein Fehler, der aber keine Auswirkungen auf die weitere Fahrt hat. Um 48 Hundertstel übernimmt sie die Spitze.
Michelle Gisin
Schlag auf Schlag geht es nun mit den Schweizerinnen. Angriffig oben, zurückhaltender unten: Gisin fällt hinter Holdener auf den 4. Zwischenrang zurück. Nach einer weiteren kurzen Werbepause kommt mit Gut-Behrami die nächste und letzte Schweizerin.
Wendy Holdener
Die zweite Schweizerin ist gestartet. Lange sah es gut aus, dann fällt sie aber noch auf den 3. Zwischenrang zurück.
Maryna Gasienica-Daniel
Auch die Polin schafft es nicht an die Spitze. 22 Hundertstel fehlen ihr auf dem 2. Zwischenrang auf die Führende Stjernesund.
Camille Rast
Nun kommt die erste von vier Schweizerinnen im zweiten Lauf. Auch sie wird aber zurückgespült. Auf den 7. Zwischenrang.
Katharina Liensberger
Die Österreicherin fällt auch zurück. Auf den 6. Zwischenrang.
Petra Vlhova
Die Slowakin kam im ersten Lauf nicht auf Touren. Auch im zweiten Durchgang nicht. Nur Zwischenrang 5 für die Gesamtweltcupsiegerin der letzten Saison.
Thea Stjernesund
Eine sehr gute Fahrt der Norwegerin. Ihr Lohn dafür: Die Führung im Zwischenklassement um genau eine Sekunde.
Ana Bucik
Die Slowenin schliesst die Gruppe der ersten 15 Fahrerinnen im zweiten Lauf ab. Sie übernimmt um 18 Hundertstel die Führung. Nun gibt es eine kurze Werbepause, danach kommen schon bald die vier Schweizerinnen.
Paula Moltzan
Mit Moltzan ist die erste Amerikanerin im zweiten Lauf im Ziel. Sie konnte einen Ausfall mit grossem Können verhindern und ist zeitgleich mit Tviberg an der Spitze.
Maria Tviberg
Die Norwegerin zeigt eine gute Leistung und übernimmt die Führung.
Ramona Siebenhofer
Auch die Österreicherin ist weg. Zwei Tore vor dem Ziel scheidet sie aus.
Andreja Slokar
Gleich die nächste Slowenin. Und der nächste Ausfall. Sie rutscht bei einem Tor aus und vorbei ist das Rennen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.