AboKatja Früh über (un)glückliches AufwachsenKann man sich von seiner Kindheit lösen?
Unsere Autorin sagt: Nein, sie gehört für immer zu uns.
Wie lange kann man die Kindheit für alles verantwortlich machen? Wie lange darf man diese Prägung als Erklärung nutzen und damit alles Mögliche, insbesondere alle möglichen Verfehlungen, begründen? Darf ich das in meinem Alter noch, oder sollte ich längst die ganze Verantwortung für mein Dasein und Sosein übernommen haben? Natürlich – spätestens mit dreissig sollte das der Fall sein, sagt man. Spätestens mit dreissig sollte man sich von seinem Elternhaus gelöst haben, sagt man auch. Aber, überlege ich, wenn man mit dreissig seine Kindheit beiseitelegt, mit ihr abschliesst, hat man wohl die Mechanismen verdrängt und nicht verarbeitet.