Fasnacht in DeutschlandWeidel mit Hakenkreuz, Trump, Putin und Xi mit dicken Eiern
Die Rosenmontagszüge spiessen auf, was in der Welt schiefläuft. Dieses Jahr ist US-Präsident Donald Trump ohne Zweifel der meist persiflierte Mann. Einmal lässt er sogar die Hüllen fallen.

Unter wolkenlosem Himmel haben die Rosenmontagszüge in Köln, Mainz und Düsseldorf Hunderttausende Menschen angezogen. In Mainz wurde die Zahl der Besucher auf 600’000 geschätzt. Das Festkomitee Kölner Karneval ging von «mehreren 100’000 im oberen Bereich» aus. Das Comitee Düsseldorfer Carneval sprach von rund 700’000 Jecken am Zug. Die Züge verliefen bis zum Nachmittag friedlich. Ein Düsseldorfer Polizeisprecher beschrieb die Lage als «sehr ruhig», ein Kölner Polizeisprecher sagte, man habe nur vereinzelt wegen Körperverletzung, Diebstahls oder Raub einschreiten müssen.
Der meistpersiflierte Mann an diesem Rosenmontag war Donald Trump – «das ist einfach seinem Wahnsinn geschuldet, da kommen wir Wagenbauer kaum hinterher», sagte der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly der Deutschen Presse-Agentur. Allein in Düsseldorf fuhren drei Trump-Wagen im Zug mit.
Auf einem schloss der US-Präsident mit Russlands Wladimir Putin einen «Hitler-Stalin-Pakt 2.0» ab und zerquetschte dabei die Ukraine.

Der Hitler-Stalin-Pakt von 1939 hatte den Weg für die Invasion und Aufteilung Polens durch Nazi-Deutschland und die Sowjetunion freigemacht. Tilly verwies zur Erklärung auf den Eklat im Weissen Haus, als Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski lautstark mit Vorwürfen überzogen und gedroht hatte, die Ukraine im Stich zu lassen.
Ein anderer Motivwagen in Düsseldorf zeigte Trump zusammen mit Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping – alle drei stellen hüllenlos dicke Eier zur Schau.

«Alle drei Grossmächte sind in den Händen von antidemokratischen Despoten – das ist die Botschaft», so Tilly. Ein dritter Wagen zeigt Trump als Brandstifter und Zerstörer der liberalen Ordnung, wie er in Annexionen, Zöllen, Klimazerstörung und Massenabschiebungen schwelgt.

Im Kölner Rosenmontagszug legte Trump die Freiheitsstatue und die Justitia – Demokratie und Rechtsstaat – an die Leine.


Eine besondere Herausforderung für alle Wagenbauer war dieses Jahr, dass sie zwischen der Bundestagswahl und Rosenmontag nur eine Woche Zeit hatten. Tilly zeigte Wahlgewinner Friedrich Merz als Esel, der einen Karren mit so schweren Problemsäcken ziehen muss, dass er von der Last hoch gewippt wird und in der Luft baumelt. «Wollen wir mal hoffen, dass er kein Leichtgewicht ist», sagte Tilly dazu. «Er muss Putin und Trump gewachsen sein.»

Ein anderer Düsseldorfer Wagen zeigte AfD-Chefin Alice Weidel als böse Hexe, die mit einem Lebkuchen in Hakenkreuz-Form die Jungwähler Hänsel und Gretel bezirzt. «Der Wagen soll zeigen, dass die AfD sehr geschickt darin ist, junge Menschen über die Social Media in ein radikales Weltbild zu locken», sagte Tilly zur Erklärung. Für den bereits vorab veröffentlichten Wagen habe er jede Menge Drohungen und Schmähungen erhalten.

Kritik des Erzbistums Köln und mehrerer CDU-Politiker hatte schon vor Rosenmontag ein Kölner Wagen zum Thema des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche auf sich gezogen. Das Motiv zeigt einen Beichtstuhl mit der Aufschrift «Jesus liebt dich», aus dem ein Priester einen Messdiener zu sich heranwinkt.

Kritiker bezeichneten dies als «geschmacklos», weil hier Jesus selbst einbezogen werde. Matthias Katsch von der Betroffenen-Initiative «Eckiger Tisch» wies die Kritik zurück. «Die Abbildung verweist auf zentrale Risiko-Orte für sexuellen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche: Kinder, die zur Beichte gehen sowie Ministranten waren in der Vergangenheit besonders gefährdet», sagte Katsch der dpa. Der Wagen treffe deshalb genau ins Schwarze.
DPA/nag
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