Kehrtwende in WädenswilKanton plant nun doch Tempo 30 durchs Zentrum
Seit Jahren wünscht sich die Stadt Wädenswil Tempo 30 auf der Zugerstrasse. Nun bringt der Kanton Bewegung in die Sache.

Sie ist eine wichtige Verkehrsachse, eine der meistbefahrenen Strassen und ein Lebensnerv des öffentlichen Lebens in Wädenswil: die Zugerstrasse. Von der Seetrasse verläuft sie hoch bis zur Autobahn. Gleichzeitig streiten sich Stadt und Kanton seit 15 Jahren um das Temporegime. Die Stadt würde auf dem Abschnitt im Zentrum gern Tempo 30 einführen, scheiterte aber mehrfach am Widerstand des Kantons, in dessen Zuständigkeit die Zugerstrasse liegt.
Nun rückt Tempo 30 aber plötzlich in greifbare Nähe, wie diese Zeitung in Erfahrung gebracht hat. Der Kanton prüfe für die Zugerstrasse im Abschnitt zwischen dem Kreisel Seestrasse und dem Kreisel Oberdorfstrasse Tempo 30, erklärt Thomas Maag, Mediensprecher der Baudirektion, auf Anfrage. Auf einmal geht es auch ganz schnell vorwärts. Das Projekt werde voraussichtlich noch dieses Jahr öffentlich aufgelegt.
Überraschung beim Stadtrat
Es geht so rasant, dass sogar der Wädenswiler Stadtrat und Vizepräsident Jonas Erni (SP) überrascht ist, als diese Zeitung ihn darauf anspricht. Es sei zwar klar gewesen, dass es die Möglichkeit für eine solche Tempo-30-Zone im Zentrum gebe. «Aber dass es nun so schnell geht, wusste ich nicht. Das ist sehr erfreulich.» Vor ein paar Jahren habe der Kanton noch signalisiert, dass Tempo 30 keine Priorität habe.
Der Kanton geht sogar noch weiter, als die Stadt ursprünglich beabsichtigt hatte. Sie hegte damals Pläne für eine Tempo-30-Zone von der Seestrasse bis zur Kreuzung Schönenbergstrasse. Dass die Zone nun bis zur Oberdorfstrasse reicht, sei positiv zu bewerten, sagt Erni.
«Es handelt sich um ein belebtes Zentrumsgebiet, in dem viele Menschen zu Fuss und mit dem Velo unterwegs sind.» Tempo 30 bringe eine Verbesserung der Verkehrssicherheit, aber auch der Lärmsituation sowie generell eine geringere Umweltbelastung. «Das passt perfekt zu uns als Energiestadt Gold und unserem Ziel, bis 2050 eine klimaneutrale Stadt zu sein.»
Kanton sperrte sich dagegen
Wie kommt es, dass der Kanton plötzlich vorwärtsmacht? Vor Jahren lehnte der Kanton die geforderte Temporeduktion mit der Begründung ab, das Gesetz erlaube keine Tempo-30-Signalisationen auf Kantonsstrassen. Damit war das Thema vorerst erledigt.
2017 forderten die Grünen Wädenswil Tempo 30, als die Zugerstrasse umgestaltet wurde. Sie stützten sich dabei auf einen Entscheid des kantonalen Baurekursgerichts zur Gemeinde Stäfa. Es verpflichtete den Kanton zu prüfen, ob Tempo 30 auf der Seestrasse den Lärm reduziert. Die Baudirektion unter Markus Kägi (SVP) wollte noch immer nichts davon wissen.
Neben dem Urteil des Baurekursgerichts gibt es noch die Lärmschutzverordnung. Diese hält fest, dass Strassen lärmsaniert werden müssen, wenn die Lärmgrenzwerte überschritten werden. Neben Schallschutzfenstern sieht die Verordnung auch Massnahmen an der Quelle vor, sprich: Temporeduktionen als Mittel zu weniger Lärm. Verantwortlich für die Sanierung sind die Betreiber.
Regierungsrat offen für Tempo 30
Da an der Zugerstrasse die Lärmgrenzwerte überschritten werden, muss der Kanton handeln. Eine Grobbeurteilung seitens des Kantons ergab vor drei Jahren zudem, dass Tempo 30 auf der Zugerstrasse den Lärm reduzieren könnte. Auch Baudirektor Martin Neukom (Grüne) sagte damals, er könnte sich künftig vermehrt Tempo 30 auf Kantonsstrassen vorstellen, zum Beispiel auf Abschnitten von 300 bis 400 Metern.
Ein solcher Abschnitt soll nun also auch auf der Zugerstrasse eingeführt werden. Die vom Kanton vorgesehene Strecke ist ungefähr 500 Meter lang. Umgesetzt sein könnte sie schon bald, gemäss Baudirektion schon nächstes Jahr, sofern während der Auflage keine Rekurse dagegen eingehen.
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