Abfahrt in AspenOdermatts Fragezeichen – und ein tragischer Held
Aleksander Kilde gewinnt in Übersee und damit auch gleich den Abfahrtsweltcup. Marco Odermatt wird Dritter und rätselt, ein Norweger kann sein Pech kaum fassen.
Wenn man so will, ist der zweite Nordamerika-Trip in diesem Winter eine Ohrfeige für FIS-Präsident Johan Eliasch. Er war es, der sich diese Rennen eingebildet hat, weil er den Markt in den USA für ungemein bedeutend hält – über die horrenden Kosten für die Landesverbände und den ökologischen Fussabdruck sieht er offenbar gern hinweg. Doch die Rennen vergangene Woche im kalifornischen Palisades Tahoe sowie jenes am Freitag in Aspen waren vieles, nur nicht die von Eliasch erhoffte Werbung für den Skisport. Pistenkritik, fragwürdige Kameraführung, Wetterkapriolen – zu den chaotischen Zuständen passte, dass es am Freitag gar in die Kabinen der TV-Kommentatoren schneite.
Über Sinn und Unsinn der Veranstaltung im Bundesstaat Colorado muss gewiss diskutiert werden, zumal FIS-Renndirektor Markus Waldner die Strecke als «Langlaufpiste» bezeichnete und zumindest einen Teil der Organisatoren gleich selbst disqualifizierte. Aspen sei ein schöner Ort, sagte der Südtiroler, «aber von Skirennen haben die Leute hier nicht viel Ahnung. Die brauchen fünf Minuten, um eine Torstange zu ersetzen. Das ist der Wahnsinn.»
Wie auch immer: Nach der Windlotterie vom Freitag, die nur mittels Absage zu stoppen war, gab es 24 Stunden später zumindest ein Ergebnis. Und weil das Rennen von Aleksander Kilde gewonnen wurde, erübrigte sich dieses Mal auch die Frage nach der Fairness.
«Das ist unglaublich, ich muss das analysieren»
Der Norweger realisierte den sechsten Sieg in der neunten Abfahrt in diesem Winter, die kleine Kristallkugel für den Gewinn der Disziplinenwertung ist ihm nicht mehr zu nehmen. Kilde dominiert unabhängig von Streckenbeschaffenheit und Schneeverhältnissen, in Aspen lag der Zweite James Crawford schon 61 Hundertstel zurück – ein beträchtlicher Abstand auf einem nicht wirklich selektiven und mit rund anderthalb Fahrminuten erst noch kurzen Kurs.
Einziger Makel in Kildes Abfahrtssaison ist die WM, an der er sich mit Silber hinter Marco Odermatt begnügen musste. Der Nidwaldner, dieser Tage einer der lautesten Kritiker der Überseerennen, wurde Dritter und feierte seinen 17. (!) Podestplatz in diesem Winter. Odermatt lag bereits nach 20 Sekunden über sieben Zehntel zurück, im Ziel waren es nur noch 63 Hundertstel. «Ich bin zufrieden, aber es schmerzt ein wenig, habe ich den Sieg schon ganz oben vergeben. Dass ich in diesem Abschnitt so viel Zeit einbüsste, ist unglaublich und unerklärlich, das muss ich analysieren», resümierte der Gesamtweltcup-Führende.
Mit Platz 6 glückte auch der Auftritt Niels Hintermanns, Stefan Rogentin rehabilitierte sich für seine verpfuschte WM mit Rang 14. Zur tragischen Figur avancierte Adrian Sejersted: Der Norweger führte am Freitag bei Rennabbruch, am Samstag wäre er wohl Zweiter geworden, schied aber kurz vor dem Ziel aus und wirkte danach gleichermassen geschockt wie untröstlich. Dabei hatte er noch gedacht, er hätte Ende Januar in Cortina Pech gehabt, als er am Start von einem Kameramann beim Pinkeln erwischt worden war.
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