Umstrittene Gegengeschäfte bei der F-35Neuer Ärger für Amherd und Ruag wegen Kampfjet-Deal
Gegen ein Prestigeprojekt des bundesnahen Rüstungsbetriebs formiert sich Widerstand in der Romandie. Der Firma drohen schwerwiegende Konsequenzen.

Es geht um viel Geld: Für rund 3 Milliarden Franken muss der Rüstungskonzern Lockheed Martin mit Schweizer Firmen Gegengeschäfte abschliessen, damit er der Armee 36 Kampfjets vom Typ F-35 liefern kann. Vorgesehen ist, dass 30 Prozent der sogenannten Offsets in der Romandie abgeschlossen werden. Doch dort ist man skeptisch, ob dieser Anteil erreicht wird.
In der Deutschschweiz hat sich SR Technics bereits einen namhaften Auftrag geangelt. Ein zweiter soll an die Ruag gehen. Geplant ist, dass sie im Rahmen eines Gegengeschäfts vier F-35-Maschinen selbst zusammenbaut. Das Vorhaben trägt den Namen Rigi.
Weniger Wartung bei F-35
«Wir sind gegen dieses Projekt», sagt Philippe Zahno, Generalsekretär des Westschweizer Verbands der Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie GRPM. Rigi bringe der Schweizer Wirtschaft kein zusätzliches Know-how. Die Offsetgeschäfte seien auch nicht dafür bestimmt, Arbeitsplätze bei der Ruag zu retten. Der grüne Nationalrat Fabien Fivaz sagt: «Wenn die Verträge mit SR Technics und der Ruag bestätigt werden, bleibt für die Romandie nichts mehr übrig.»
Der Wechsel von den alten F/A-18 auf die F-35 ist für die Ruag einschneidend. Sie wird künftig weniger zu tun haben, da die F-35 generell weniger Unterhalt brauchen. «Während beim F/A-18 periodische Kontrollen mit längeren Standzeiten erforderlich sind, sieht das Konzept der F-35 nur vereinzelte Instandhaltungsaktivitäten vor», schreibt das Bundesamt für Rüstung.
Für die Ruag ist das Projekt Rigi deshalb von grosser Bedeutung. Ohne Rigi könnte sogar die Zukunft der Firma in Gefahr sein. Schon heute erwirtschaftet die Ruag 80 Prozent des Umsatzes mit der Schweizer Armee. Zudem ist die Ruag vor ein paar Monaten wegen Panzergeschäften unter Druck geraten. Mehrere Untersuchungen sind am Laufen.
Ruag zurück in die Bundesverwaltung?
Bereits wird die Frage aufgeworfen, ob die Ruag nicht besser in die Bundesverwaltung integriert würde. «Mit der Abspaltung der Ruag International und deren Verkauf im Jahr 2025 spricht nichts mehr wirklich für die Unabhängigkeit», sagt Nationalrat Fivaz. Der Bundesrat hat den Verkauf der Ruag International kürzlich bekräftigt.
Doch selbst im linken Lager ist dieser Schritt umstritten. «Das Projekt Rigi stärkt die technologische Kompetenz der Ruag. Nur so kann sie eigenständig bleiben», sagt SP-Ständerätin Franziska Roth. Falls die Ruag in die Armee integriert würde, könnte sie nicht mehr am freien Markt auftreten. Sie verlöre dadurch viel Know-how, und für den Bund würde alles teurer.
Bundesrätin Viola Amherd hat jüngst in einem Radiointerview versichert, das Projekt Rigi sei auf «sehr gutem Weg». Hinter den Kulissen wird aber immer noch verhandelt. Knackpunkt ist die Frage, mit welchem Betrag Rigi ins Offset-Programm aufgenommen wird.
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