AboJudith Godrèche im Interview«Es ist, als hätte sich ein Tor zur Hölle aufgetan»
In Frankreich tobt die erste echte #MeToo-Debatte des Landes, ausgelöst durch die Schauspielerin Judith Godrèche und ihrer Arte-Serie «Icon of French Cinema».
Frau Godrèche, es war nie ein Geheimnis, dass Sie als Teenager mit Benoît Jacquot zusammen waren, einem grossen Namen des französischen Autorenkinos, damals um die 40 – und Ihr Regisseur. Warum ist das jetzt auf einmal ein Skandal?
Zum einen, weil ich jetzt spreche. Zum anderen, weil man mir jetzt zuhört. Denn es ist nicht so, dass ich nie etwas gesagt hätte. Ich habe Mitte der Neunzigerjahre sogar ein Buch veröffentlicht, einen Roman, in dem ich ziemlich offensichtlich meine eigene Geschichte erzählte. Die eines jungen Mädchens, das sich bisweilen einsperrt, um nicht von ihrem viel älteren Freund geschlagen zu werden. Aber das wurde nicht richtig wahrgenommen damals. Vielleicht hat alles seine Zeit.