TV-Kritik «Tatort»Josef Hader brilliert in seinem Gastauftritt
25 Jahre «Tatort» Köln – aber zum Jubiläum gönnen die beiden Currywurst-Fans Max und Freddy einer jungen Kollegin und ihrem Gegner eine Menge Spotlight.
Was ist bloss los mit den «Tatort»-Autorinnen und -Autoren? Ständig erfinden sie für ihre ermittelnden Figuren irgendwelche Angehörigen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen und der Story einen unwahrscheinlichen neuen Dreh geben – nun auch das preisgekrönte Autorenduo Jan Martin Scharf und Arne Nolting in der neuen Kölner Episode.
Dass mit «Spur des Blutes» dennoch ziemlich gute Krimiunterhaltung gelingt, liegt zum einen an der lustvoll dramatischen, teils geradezu melodramatischen Regie von «Tatort»-Debütantin Tini Tüllmann, zum anderen am tollen Cast. Neben den kultigen Kommissaren Max Ballauf (Klaus Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), die seit mittlerweile 25 Jahren gemeinsam recherchieren, kommen diesmal Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst) gross heraus und – Trommelwirbel! – Josef Hader. Der geniale österreichische Kabarettist steht zwar erst im letzten Drittel im Zentrum des Films, dafür kann man dann keine Sekunde wegschauen.
Ist sein sanfter, hilfsbereiter Wohnmobil-Vermieter mit den beiden Rottweilerhunden eine Art Josef Fritzl? Hat er etwas mit der Ermordung der jungen, drogensüchtigen Prostituierten zu tun, deren Leiche in einem dreckigen Kanal am Stadtrand gefunden wurde? Oder wurde das Verbrechen eher von seinem vorbestraften Angestellten verübt? Oder doch vom Zuhälter – ein schön unsympathischer Robert Stadlober, für den das Drehbuch überraschend eine richtig witzige Szene bereithält?
Kriminaltechnikerin Förster ermittelt auf eigene Faust und schwankt zwischen Hoffen und Bangen; nur der sensible Ballauf ahnt, dass seine Kollegin sich da seelisch gerade total verfranst. Sie verheimlicht den Kommissaren, dass die beim Opfer aufgefundene DNA seltsame Ähnlichkeit mit ihrer eigenen hat. Alles bloss wegen einer Verunreinigung der DNA-Probe? Der Krimi wird zunehmend zum psychologischen Kammerspiel.
Und der Fokus verschiebt sich dabei von der berührenden Freundschaft zweier Teenager-Stricherinnen, die sich gegenseitig zu beschützen versuchen, zur verunsicherten Kriminaltechnikerin, die sich in Gefahr begibt, um die Wahrheit herauszufinden. Der Auftakt beeindruckt dabei mit einer Bildsprache, die von rauschhaften Visionen zur distanzierenden Vogelperspektive changiert und uns den rotbraunen Kanal buchstäblich wie eine «Spur des Blutes» malt.
Später packt die Regisseurin die Spannung in das subtile Duell zwischen Natalie Förster und dem Campingwagen-Vermieter. Tini Tüllmanns Einstand ist eine würdige – wenn auch nicht aussergewöhnliche – 25-Jahr-Jubiläumsfolge für das Team Köln, die sehr gut ohne das Finale an der Currywurst-Bude auskommt.
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