Gewaltsamer Tod von Jordan NeelyFreispruch im Prozess um in der U-Bahn erwürgten Michael-Jackson-Imitator
Ein US-Veteran würgte den obdachlosen Jordan Neely, als der in der New Yorker U-Bahn herumschrie. Die Tat hat keine Folgen. Der Vater des Opfers ist bestürzt.
Mehr als anderthalb Jahre nach seinem Würgegriff an einem in New York als Michael-Jackson-Imitator bekannten Schwarzen ist ein US-Militärveteran vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen worden. Die Entscheidung gab am Montag ein Geschworenengericht in Manhattan bekannt. Den schwerwiegenderen Vorwurf des Totschlags hatte der Richter vergangene Woche fallengelassen, nachdem die Jury sich zu diesem Anklagepunkt nicht auf ein einstimmiges Urteil hatte einigen können. Bei beiden Anklagepunkten hätte Daniel P. eine mögliche Haftstrafe gedroht.
Das frühere Mitglied der US-Marines hatte Jordan Neely am 1. Mai 2023 in einer fahrenden U-Bahn zu Boden geworfen und minutenlang in den Schwitzkasten genommen, nachdem letzterer andere Fahrgäste laut Augenzeugen mit Gebrüll und Drohgesten verängstigt hatte. Insassen schilderten, Neely habe zuvor geschrien, dass er hungrig und durstig und es ihm egal sei, ob er sterbe oder ins Gefängnis müsse.
Einige wählten den Notruf und gaben an, dass da jemand versuche, Fahrgäste zu attackieren. Neely war unbewaffnet; mehrere Insassen berichteten auch, dass er niemanden angefasst habe. Einige Fahrgäste filmten die Würgegriff-Szene mit ihren Handys: Zu sehen ist, wie Neely sich aus dem Schwitzkasten zu befreien versucht, ehe sein Körper erschlafft. Er wurde nur 30 Jahre alt.
P. sagte Ermittlern kurz nach dem Vorfall, dass er die Situation in der U-Bahn mit seinem Vorgehen bis zum Eintreffen der Polizei habe deeskalieren wollen. Er habe nicht die Absicht gehabt, Neely Schaden zuzufügen. Er habe nur versucht, ihn davon abzuhalten, anderen zu schaden, wie er es in seiner Ausbildung bei den US-Marines gelernt habe.
«Es tut mir im Herzen weh»
Ein Militärausbilder sagte im Prozess jedoch im Zeugenstand aus, dass P. eine Würgegrifftechnik, die ihm beigebracht wurde, missbräuchlich angewandt habe. Staatsanwälte argumentierten zudem, dass sich sein angebliches Ziel, Fahrgäste zu schützen, erübrigt habe, als sich die U-Bahn-Türen an der nächsten Haltestelle geöffnet hätten – und zwar Sekunden, nachdem der Veteran zur Tat geschritten sei.
Neely begeisterte zahlreiche New Yorker und Besucher einst mit Tanzeinlagen im Stile Michael Jacksons auf dem Times Square, hatte in den vergangenen Jahren allerdings mit Obdachlosigkeit und psychischen Problemen zu kämpfen. Der Vater des Opfers, Andre Zachary, zeigte sich bestürzt über das Urteil. «Es tut mir im Herzen weh, so etwas zu hören. Allerdings ist es auch keine Überraschung. Das System ist manipuliert.»
Aktivisten sahen in dem tragischen Fall ein Beispiel für Rassismus und Ungerechtigkeit. P. ist weiss. Zugleich entzündete sich eine Debatte über Notwehr und die öffentliche Sicherheit in New York. Prominente Republikaner bekundeten Unterstützung für den 26-jährigen Veteran und priesen ihn als Helden, während bekannte Politiker der Demokratischen Partei an der Beisetzung von Neely teilnahmen.
DPA/nlu
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