Übersicht zum FallJohnny Depp vs. Amber Heard: Was Sie zum Prozess wissen müssen
Hollywoodstar Johnny Depp und Ex-Frau Amber Heard treffen erneut gerichtlich aufeinander. Im Prozess um Verleumdung werden mehrere prominente Zeugen erwartet.
Ab Montag stehen sich die beiden Hollywoodstars und Ex-Eheleute Amber Heard und Johnny Depp erneut vor Gericht gegenüber. Im Raum stehen Heards öffentliche Behauptungen, Depp habe sie in ihrer Ehe physisch und psychisch misshandelt.
Worum geht es?
Der Beitrag, den Heard Ende 2018 in der «Washington Post» veröffentlicht hatte, hängte sich an die #MeToo-Berichterstattung an. Heards Titel lautete: «Ich habe mich gegen sexuelle Gewalt ausgesprochen – und der Zorn unserer Kultur traf mich. Das muss sich ändern.»
Weiter bezeichnet sich die Schauspielerin als Opfer von «häuslichem Missbrauch». Immer schon sei sie sexuell belästigt worden, habe sich aber nie als Opfer gesehen. Dann sei sie vor zwei Jahren als Opfer häuslicher Gewalt zur öffentlichen Figur geworden und habe darauf den vollen gesellschaftlichen Zorn zu spüren bekommen.
Ihren Ex-Mann nannte sie zwar nicht namentlich, aber es war klar, dass sie Depp meinte. Dieser verklagte daraufhin das Boulevardblatt «The Sun», das diese Vorwürfe aufgegriffen hatte. Im heute beginnenden Prozess geht es um dieselben Vorwürfe, diesmal klagt Depp gegen die «Washington Post» selbst.
Im auf sechs Wochen angelegten Prozess werden mehr als 100 Zeugen erwartet, darunter Tesla-Gründer Elon Musk und Schauspieler James Franco. Richterin Penney Azcarate hat Kameras und eine Liveübertragung zugelassen.
Wie konnte es so weit kommen?
Seine Anfänge nahm das Drama als grosse Liebesgeschichte. Um 2009 herum lernten sich Johnny Depp und Amber Heard bei den Dreharbeiten zum Film «The Rum Diary» kennen, damals war Depp noch mit Vanessa Paradis verheiratet, der Mutter seiner beiden Kinder.
Ab 2012, nach Depps Scheidung, trafen sich der damals 49-Jährige und die zu dem Zeitpunkt 26 Jahre alte Heard regelmässig, sie begannen zu daten. Im Februar 2015 folgte die Hochzeit auf Depps privater Insel auf den Bahamas. Schon bald aber machten Gerüchte die Runde, dass es zwischen dem Traumpaar nicht zum Besten stehe. Bereits ein Jahr später reichte Amber Heard wegen «unüberbrückbarer Differenzen» die Scheidung ein. Kurz darauf erlässt ein Richter eine einstweilige Verfügung gegen Depp wegen häuslicher Gewalt.
Was wirft Heard Depp vor?
Depp habe, so gab Heard in einer eidesstattlichen Erklärung an, wiederholt Gewalt gegen sie angewendet. Er habe ein Handy nach ihr geworfen, sie angeschrien, geschlagen und an den Haaren gezerrt. «Während unserer gesamten Beziehung hat Johnny mich verbal und körperlich misshandelt», schrieb sie.
Wie reagierte Depp auf die Vorwürfe?
Depp und seine Vertreter haben die Vorwürfe des häuslichen Missbrauchs immer vehement zurückgewiesen. Weder das Los Angeles Police Departement noch Depps Angestellte konnten Heards Vorwürfe bestätigen.
Die Polizei, die kurz vor dem Ende der Beziehung zu einem Streit gerufen worden war, gab an, sie habe «keine Hinweise auf ein Verbrechen gefunden». Depps Anwälte behaupteten, Heard versuche, «eine vorzeitige Eheauflösung durch den Vorwurf des Missbrauchs» zu erreichen. Später tauchten Aufnahmen auf, auf denen Heard zugibt, dass auch sie auf Depp losgegangen sei und mit Pfannen und Vasen nach ihm geworfen habe.
Gab es eine Einigung?
Nach monatelangem Hin und Her in der Sache einigten sich die beiden Parteien auf die Scheidungsmodalitäten, dabei soll es um sieben Millionen Dollar gegangen sein. Heard liess die einstweilige Verfügung aufheben, und das Paar veröffentlichte ein gemeinsames Statement: «Unsere Beziehung war sehr leidenschaftlich und manchmal volatil, aber immer von Liebe gebunden. Keine der Parteien hat falsche Anschuldigungen wegen finanzieller Gewinne erhoben. Es gab nie die Absicht, körperlichen oder emotionalen Schaden zuzufügen.»
Wie ging es weiter?
Im Dezember 2018 veröffentlichte Heard dann den Text in der «Washington Post» zum angeblichen Missbrauch. Sie habe sich öffentlich gegen sexuelle Gewalt gewehrt, schreibt sie darin – und sei dann von der Gesellschaft verurteilt worden. Aufgrund dieses Artikels bezeichnete das britische Boulevardblatt «The Sun» Depp als Frauenschläger.
«Ihre Anschuldigungen waren Teil eines ausgeklügelten Scherzes, um positive Publicity zu erzeugen.»
Im März 2019 reichte dieser Klage gegen «The Sun» wegen Verleumdung ein und forderte eine Schadensersatzsumme von 50 Millionen Dollar. Der Artikel, in dem er als Gewalttäter dargestellt werde, habe ihn zahlreiche Engagements gekostet.
Tatsächlich strich Disney den Darsteller aus der «Pirates of Caribbean»-Serie. Auch seine Rolle des bösen Magiers Grindelwald in der Fantasy-Filmreihe «Phantastische Tierwesen» musste er aufgeben. «Dass Mr. Depp ein häuslicher Gewalttäter ist, ist kategorisch und nachweislich falsch. Herr Depp hat Frau Heard nie missbraucht. Ihre Anschuldigungen gegen ihn waren falsch, als sie 2016 erhoben wurden. Sie waren Teil eines ausgeklügelten Scherzes, um positive Publicity für Frau Heard zu erzeugen und ihre Karriere voranzutreiben», schrieben Depps Anwälte.
Wie reagierte Heard?
Im April 2019 beantragte Heard, den Fall abzuweisen. Sie beschrieb, wie sie von Depp in ihrer gesamten Ehe psychisch und physisch missbraucht worden sei, Depp habe in dieser Zeit Alkohol und Drogen konsumiert. Auf die Vorwürfe, sie habe ebenfalls zugeschlagen, gab sie zu, Depp ebenfalls angegriffen zu haben, aber nur, um sich zu verteidigen. Sie sprach von einer Schmierenkampagne gegen sie und verklagte Depp ihrerseits auf 100 Millionen Dollar Schadensersatz.
«Ich habe festgestellt, dass die grosse Mehrheit der mutmasslichen Übergriffe zivilrechtlich bewiesen wurde.»
Wo stehen wir jetzt?
Im Juli 2020 begegneten sich die beiden vor Gericht, als Heard für das Boulevardblatt «The Sun» aussagte. Im November entschied das Gericht zugunsten von «The Sun» beziehungsweise Heard. «Ich habe festgestellt, dass die grosse Mehrheit der mutmasslichen Übergriffe von Frau Heard durch Herrn Depp zivilrechtlich bewiesen wurde», schrieb der Richter damals in einem Urteil.
Depps Seite nannte das Urteil «so fehlerhaft, dass es für Herrn Depp lächerlich wäre, gegen diese Entscheidung keine Berufung einzulegen.» Allerdings wurde ihm die Berufung in England verweigert. Deshalb strengt Depp die Klage in den USA an.
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