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Ex-US-Präsident in Palliativpflege
Jimmy Carter verzichtet auf weitere Behandlungen

War US-Präsident und dann Friedensbotschafter: Jimmy Carter auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2021. 

Jimmy Carter gilt als glückloser US-Präsident – wurde in den vergangenen Jahrzehnten aber immer wieder als «bester Ex-Präsident» des Landes gewürdigt. Erst 56 Jahre alt war der Demokrat, als seine politische Laufbahn nach der schmachvollen Abwahl 1980 in Trümmern lag. Carter haftete damals der Ruf eines weltfremden Idealisten an, eines gescheiterten Staatsmannes ohne politische Durchsetzungskraft. Auf seinen Idealen baute er aber eine zweite Karriere als unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte auf, die 2002 mit dem Friedensnobelpreis gekrönt wurde.

Jetzt scheint sich das an Höhen und Tiefen reiche Leben des 98-Jährigen seinem Ende zu nähern: Wie das von ihm gegründete Carter Center am Samstag mitteilte, wird der älteste lebende frühere US-Präsident in seinem Haus in Plains im Südstaat Georgia Palliativpflege erhalten. «Nach einer Reihe kurzer Krankenhausaufenthalte hat der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter heute entschieden, die ihm verbleibende Zeit zu Hause mit seiner Familie zu verbringen.»

Das Fiasko in Teheran

In Plains war Carter am 1. Oktober 1924 auch auf die Welt gekommen. Nach der Schule absolvierte er die US-Marineakademie in Annapolis und diente als Offizier in der U-Boot-Flotte. Zu dieser Zeit heiratete er auch seine Frau Rosalynn, gemeinsam bekamen sie vier Kinder. Nach dem Tod seines Vaters kehrte der gläubige Baptist Anfang der 1950er Jahre nach Georgia zurück und übernahm die Erdnussfarm der Familie.

Carter ging schliesslich in die Politik, wurde 1962 zunächst in den Senat von Georgia und acht Jahre später zum Gouverneur gewählt. Obwohl auf nationaler Ebene anfänglich kaum bekannt, sicherte er sich bei den Präsidentschaftswahlen 1976 die Kandidatur seiner Partei und besiegte den republikanischen Amtsinhaber Gerald Ford.

Ähnlich wie sein Parteifreund Barack Obama mehr als drei Jahrzehnte später positionierte sich Carter als Aussenseiter, der in Washington einen Wandel herbeiführen würde. Damals hatte die Bevölkerung nach der Watergate-Affäre und dem Vietnam-Krieg das Vertrauen in die politische Kaste verloren. «Carter schien genau der Typ Spitzenpolitiker zu sein, nach dem die desillusionierte Nation suchte», schreibt der Historiker Julian Zelizer in seiner Jimmy-Carter-Biographie.

Die Hoffnungen wurden allerdings enttäuscht. Zwar konnte Carter einige aussenpolitische Erfolge verzeichnen: den Friedensvertrag von Camp David zwischen Israel und Ägypten, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit China, den SALT-II-Vertrag mit der Sowjetunion über die Begrenzung von Atomwaffen.

Doch der sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember 1979 erwischte Carter kalt, die Geiselkrise in Teheran komplettierte in den Augen seiner Kritiker das Bild eines entscheidungsschwachen und inkompetenten Staatschefs.

Radikale Studenten hatten nach der Islamischen Revolution im Iran die dortige US-Botschaft gestürmt, ein Befreiungsversuch für die mehr als 50 festgehaltenen Amerikaner endete als Fiasko. Auch steigende Arbeitslosenzahlen sowie eine hohe Inflation trugen zu der schlechten Stimmung im Wahljahr 1980 bei und sorgten schliesslich für Carters Niederlage gegen den republikanischen Herausforderer Ronald Reagan nach nur einer Amtszeit.

Den Krebs besiegt

Seine zweite Karriere als Friedensbotschafter startete Carter 1982 mit der Gründung der Nichtregierungsorganisation Carter Center. Wo immer Konflikte loderten und die Menschen durch Armut, Krankheit oder Gewalt in Bedrängnis waren, tauchte der Ex-Präsident auf, bereiste mehr als 140 Länder.

2002 erhielt Carter den Friedensnobelpreis «für seine jahrzehntelangen, unermüdlichen Anstrengungen, internationale Konflikte friedlich zu lösen, Demokratie und Menschenrechte zu fördern und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung voranzubringen».

In den vergangenen Jahren hatte der greise Ex-Präsident dann mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 2015 musste er sich wegen eines Gehirntumors einer Strahlenbehandlung unterziehen – und besiegte den Krebs.

Die USA müssen sich jetzt auf den Abschied von dem 98-Jährigen vorbereiten. Sein Enkel Jason Carter erklärte am Samstag, er habe seine Grosseltern am Vortag gesehen. «Sie sind in Frieden und ihr Haus ist – wie immer – voller Liebe.»

AFP