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Zug-Stürmer Justin Abdelkader
Jetzt lacht keiner mehr über ihn

Regelmässiger Torschütze im Playoff: Zugs Justin Abdelkader.

«Du scheiss Clown!» – «Du scheiss Feigling!» – «Du scheiss Abdeldecker!». Sprüche über und mit Justin Abdelkader gibt es nach wie vor, wie dieses kurze Hin und Her am Mittwoch zwischen dem Amerikaner des EV Zug und Servettes Tanner Richard zeigte.

Bei beiden war Schalk in der Stimme und im Gesichtsausdruck das Bemühen unverkennbar, ja nicht über den eigenen Schwachsinn loszulachen. Hier wurde also nicht wirklich Gift und Galle gespuckt, sondern bloss der Moment für etwas Trash-Talk genutzt. Dennoch: Einen komplett unbedeutenden Gegner hätte Richard ignoriert, er wählte den Gesprächspartner nicht zufällig aus.

Es ist noch nicht lange her, dass über Justin Abdelkader, Enkel eines US-Einwanderers aus Jordanien, der seinen Nachnamen Abdul Qadir anglisieren liess, in der Hockey-Schweiz vor allem gelacht wurde. Der EVZ hatte ihn im Februar kurz vor seinem 34. Geburtstag als fünften Ausländer verpflichtet. Und weil der Stürmer nach seiner Ausrangierung in der NHL, in der er in 13 Saisons 31 Millionen US-Dollar brutto verdiente, finanziell ausgesorgt hat und bloss irgendwo spielen wollte, wurde er für den EVZ zu einem Schnäppchen.

Dass der Club seinen Lohn offenlegte, weil er mit 5000 Franken im Monat ja fast nichts verdiene, war in Zeiten von Corona zwar eine gut gemeinte Botschaft, aber in der Öffentlichkeit kam sie schlecht an. Im Verständnis selbst eines Durchschnittsverdieners ist ein 5000-Franken-Nettolohn halt mehr als nur «fast nichts» …

Der Plan des Trainers und die Häme der Gegner

EVZ-Trainer Dan Tangnes hatte mit Abdelkader einen klaren Plan. Der 1,88 Meter grosse und knapp 100 Kilogramm schwere Flügelstürmer sollte für jene Elemente sorgen, deren Mangel beim EVZ seit Jahren als Schwäche angesehen wird: physische Präsenz, vor allem unmittelbar vor dem gegnerischen Tor. Und allgemein, frei nach Chris von Rohr, für «meh Dräck».

Natürlich erhoffte sich Tangnes auch noch ein paar Tore, schliesslich hatte Abdelkader noch 2014/15 für Detroit 23 erzielt.

Dass zunächst fast alles ausblieb, sorgte für Häme bei der Konkurrenz. Ganz überraschend war zumindest der fehlende Offensivoutput nicht. Das Fachblatt «The Athletic» hatte vor einem Jahr für eine Analyse über «Stürmer, die schiessen, aber nicht treffen» Abdelkader in den Fokus gestellt. Das Fazit über den früheren Powerforward: zu alt, zu langsam, Stärke verloren, kommt nicht mehr vors Tor, feuert darum nur noch Alibischüsse aus der Weite ab.

Sein Lieblingsort im Slot, auch im zweiten Finalspiel: Justin Abdelkader nimmt Genfs Goalie Daniel Manzato die Sicht, Dario Simions Ablenker landet zum 1:0 für Zug im Tor.

Doch weil in der National League vieles langsamer und weniger intensiv zu- und hergeht, fand Abdelkader immer besser zu seinem Spiel. Ernst genommen wurde er immer noch nicht, auch dann nicht, als bereits Playoff-Hockey gespielt wurde: Die vielen ähnlichen und unnötigen Strafen. Ein versuchtes Zeichen der Härte im Viertelfinal ausgerechnet gegen Berns 10 Kilogramm leichteren Techniker Vincent Praplan, der ihn im Spiel zuvor mit wunderbar subtilem und selbstironischem Trash-Talk «Viertlinienspieler» genannt hatte – am Ende lag Abdelkader in einem Kampf, der mehr Ringen denn Hockey-Fight war, auf dem Rücken.

Und dann die Schauspielerei im Halbfinal, mit der er zwar eine Strafe gegen Rapperswil provozierte, die ihm aber eine 2000 Franken teure Busse von der Liga bescherte.

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Neben all dem Klamauk wurde Abdelkaders Einfluss aufs Zuger Spiel aber immer grösser. Mit sechs Treffern war er bis am Mittwoch die Nummer 1 des Playoffs, Teamkollege Dario Simion überholte ihn mit seinen beiden Treffern beim 2:1-Sieg. Abdelkader schoss die Tore auf «hässliche» Art und Weise, mit Ablenkern und Slot-Präsenz, physisch war er immer mehr involviert – «meh Dräck» eben.

Am Mittwoch sorgte er mit seinem frühen Check, der Genfs Henrik Tömmernes über die Bande beförderte, für ein Ausrufezeichen. Solche Aktionen machen gerade die normalerweise weniger wuchtig agierenden Mitspieler ein paar Zentimeter grösser. Der EVZ liess sich in Spiel 2 von der physischen Überlegenheit der Genfer nicht beeindrucken, er drehte gar den Spiess um.

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Zug und Abdelkader sind nun also genau dort, wo sich Club, Spieler und Trainer das erhofft hatten. Der EVZ führt im finalen Best of 5 mit 2:0, es fehlt noch ein Sieg zum zweiten Meistertitel der Vereinsgeschichte neben 1998. Die Zuger können ihn bereits am Freitag zu Hause einfahren.

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