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Neue Angebote
Banken bieten Hauskäufern auch gleich Handwerker und Putzpersonal an

Elektriker bei der Arbeit: Nach einem Hauskauf wird oft renoviert. 
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Wer ein Haus kauft, halst sich viel Arbeit auf. Die Hauskäuferin braucht oft einen Handwerker, der die Küche renoviert, dann wäre eine Absicherung der Hypothek noch praktisch, und hilfreich wäre auch, wenn gleich noch eine Putzfrau mitgebucht werden könnte.

Neue Netzwerke rund ums Wohnen wollen alle diese Dienstleistungen aus einer Hand anbieten. Davon sollen alle profitieren: Banken, Versicherungen, Handwerkerinnen und Putzmänner – am besten auch noch die Hauskäuferin. In der Finanzbranche nennt man das ein Ökosystem. Diese Netzwerke werden derzeit reihenweise lanciert. Doch eine neue Studie der Hochschule Luzern weckt Zweifel, ob sie den Kundinnen und Kunden auch tatsächlich viel nützen.

So heisst es im kürzlich vorgestellten Papier: «Echte Innovationen, die über das vereinfachte Auffinden von Dienstleistern rund ums Wohnen hinausgehen, fehlen noch.» Ob die Ökosysteme Kundinnen und Kunden in Scharen anziehen können, scheine daher derzeit fraglich.

Es wird höchstens einfacher, aber nicht billiger

Für Benjamin Manz, Geschäftsführer des Vergleichsdienstes Moneyland.ch, sei noch schwer abzuschätzen, was die Netzwerke den Kunden bringen. «Wenn die Angebote gut zusammengestellt sind, sorgen sie beim Kunden in erster Linie für weniger Aufwand», so Manz.

Ähnlich beurteilt das Studienautor Urs Blattmann von der Hochschule Luzern: «Sie sollten dem Kunden etwas ermöglichen, das er heute noch nicht tun kann, oder es ihm so stark vereinfachen, dass es für ihn ein echter Gewinn ist, den Prozess über diese Plattform abzuwickeln.»

«Kunden erhalten wohl nicht die besten Konditionen, da dann meistens mit einem spezifischen Partner zusammengearbeitet wird statt mit diversen Anbietern.»

Benjamin Manz, Geschäftsführer des Vergleichsdienstes Moneyland.ch

Eine Absicherung für die neue Hypothek abzuschliessen wird vielleicht unkomplizierter, aber möglicherweise auch teurer. «Kunden erhalten wohl nicht die besten Konditionen, da dann meistens mit einem spezifischen Partner zusammengearbeitet wird statt mit diversen Anbietern», sagt Manz. Die Konditionen der Angebote im Ökosystem könnten kaum besser sein als die Kosten für die eigenständigen Produkte der Partner. Denn sonst würden sie in Konkurrenz zu ihrem eigenen Geschäft stehen.

Bei den Banken und den Versicherern sieht man hingegen in den Netzwerken eine grosse Chance. Wöchentlich werden derzeit neue Partnerschaften angekündigt. Schon seit einiger Zeit treibt der Versicherer Helvetia seine Plattform «Home» voran.

Ein Baugespann kündigt einen Neubau an.

Die UBS gibt regelmässig neue Partner ihrer Plattform Key4 bekannt. Der nächste Ausbau steht bevor: Die grösste Bank der Schweiz und der Versicherer Baloise werden ihre beiden Netzwerke verschmelzen. Vor wenigen Tagen haben Mobiliar und Raiffeisen ihre Hypotheken-Plattform Liiva vorgestellt. Und noch etwas weniger weit ist die Credit Suisse, aber auch sie arbeitet über die CSX-App mit dem Versicherer Axa zusammen. Postfinance hat mit Valuu ebenfalls ein Angebot lanciert.

«Ich denke, dass im Moment Helvetia-Moneypark, Mobiliar & Raiffeisen, Baloise & key4 UBS in der besten Ausgangslage sind.»

Urs Blattmann, Hochschule Luzern

Laut Manz vom Vergleichsdienst Moneyland.ch hat der Trend zu Ökoystemen auf jeden Fall Potenzial. Für ihn lasse sich aber noch nicht abschätzen, welches der Partnerschaftsnetzwerke auch wirklich zum Tragen kommen werde.

Urs Blattmann von der Hochschule Luzern erkennt bereits erste Favoriten. «Ich denke, dass im Moment Helvetia-Moneypark, Mobiliar & Raiffeisen, Baloise & key4 UBS in der besten Ausgangslage sind.»

Allerdings sei es noch zu früh, um zu beurteilen, was die einzelnen Anbieter aus ihrem Potenzial machten. «Kleinere Plattformen wie etwa valuu dürften tendenziell in grösseren Gebilden aufgehen», so Blattmann. Er geht davon aus, dass in ein, zwei Jahren eine erste Bilanz möglich sei. Dass die Netzwerke einfach eingestellt werden, glaubt er aber nicht. «Ich denke eher, dass es dann zu Zusammenschlüssen kommen dürfte.» Also dass eine Plattform in einer anderen aufgeht.

Die neuen Partnerschaften könnten dafür sorgen, dass Hauskäuferinnen und -käufer künftig anders zu ihrer Traumimmobilie kommen. Wer ein Eigenheim sucht, macht das meistens im Internet – aber nicht auf der Internetseite der Bank oder Versicherung, sondern auf einem Immobilienportal. Die Studie der Hochschule Luzern geht daher davon aus, dass die Banken und Versicherungen die Suchanfragen zu den Ökosystemen lenken werden – wo sich die Kundschaft dann über Liegenschaften, Hypotheken, Versicherungen und gleich noch weitere Dienstleistungen informieren könne.

Tiefere Tragbarkeit dank Partnerschaften?

Die Studie malt für die neuen Initiativen aber nicht nur schwarz: «Vielleicht wird es in Zukunft einem der Ökosysteme im Bereich Wohnen tatsächlich gelingen, die Tragbarkeit auch für mittlere und kleinere Einkommen zu gewährleisten und so eine der grössten Hürden für Kunden beim Hauskauf aus dem Weg zu räumen.»

Solche Lösungen würden für die Kunden tatsächlich einen Wert haben – sodass sich dann die neuen Kooperationen für die Kundinnen doch noch auszahlen könnten.