Wappentier hat Männedorf verlassenJetzt ist Fischotter Ida für immer weg
Seit Dienstag ist das Fischottergehege in Männedorf geschlossen. Weil es abgerissen wird, musste Weibchen Ida fortziehen. Nun ist bekannt, wo es künftig lebt.
Es war ein trauriger Moment am Dienstagmorgen: Die Mitglieder des Fischottervereins haben sich vom Weibchen Ida verabschiedet, dem letzten verbleibenden Fischotter im Gehege beim Männedörfler Hallenbad. Die Anlage – ein grosses Biotop, das jahrelang mehreren Generationen von Fischottern Raum zum Herumtollen bot – ist nun geschlossen.
Der Verein hätte das Gehege früher oder später aufgeben müssen. Dies, weil die Grundstücksbesitzerin, die Stiftung Seniorenwohnungen, auf der Parzelle bauen will. Zwar hatte der Verein beim Spital Männedorf einen neuen Standort gefunden. Doch im Frühling teilte er überraschend mit, er werde das Projekt nicht mehr verfolgen – zu viel zeitlicher Aufwand wäre es für den kleinen Verein und die Vorstandsmitglieder gewesen, das Vorhaben zu stemmen. Die acht freiwilligen Helferinnen und Helfer kamen mit der zeitintensiven Betreuung der Fischotter ohnehin schon oft an die Grenze.
Es wartet ein neues Männchen
Die Betreuerinnen und Betreuer haben deshalb für Ida ein neues Zuhause gesucht. Am Dienstag ist sie nun abtransportiert worden. Gleichzeitig hat der Fischotterverein nun auch das Geheimnis gelüftet, wohin es für das siebenjährige Weibchen geht: in den Tierpark Muzoo im welschen La Chaux-de-Fonds.
Ida werde dort auf das Männchen Oder treffen «und hoffentlich schon bald wieder für Nachwuchs sorgen», teilt der Verein weiter mit. Schon in Männedorf hatte sie mit dem später verstorbenen Männchen Ivo Junge gezeugt. Diese wurden dann im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms an den Tierpark Dählhölzli in Bern und an einen Zoo im polnischen Chorzow abgegeben. Nun also soll Ida in der Westschweiz ihren Beitrag zum Fortbestand der bedrohten Tierart leisten.
Gehege wird abgebrochen
Für die Mitglieder des Fischottervereins ist die Arbeit indes noch nicht ganz fertig, wie Präsident Michael Burlet auf Anfrage sagt. Denn der ursprüngliche Vertrag mit der Stiftung Seniorenwohnungen sieht vor, dass der Verein das Gehege zurückbauen muss, wenn er den Standort verlässt.
Das bedeutet, dass noch Kosten auf den Verein zukommen werden. Da für die neuen Wohnungen der Stiftungen dereinst ohnehin eine Baugrube ausgehoben werden muss, werden diese aber wohl nicht so hoch ausfallen. Man sei nun miteinander im Gespräch, sagt Burlet. «Wir haben mit der Stiftung ein gutes Verhältnis.»
Mit dem Gehege wird auch das letzte Zeugnis verschwinden, das an die jahrzehntelange Präsenz der Fischotter im Dorf erinnert. Das Männedörfler Wappentier grüsst dann künftig nur noch von der Fahne herab, die in der Gemeinde da und dort im Wind weht.
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