Olympia: Tennis-Doppel-FinalBencic: «Es ist das Allergrösste, was mir in meiner Tenniskarriere passiert ist»
Die topgesetzten Tschechinnen Krejcikova/Siniakova waren zu stark für Bencic/Golubic. Trotzdem waren das fantastische Spiele der Schweizerinnen.
Der letzte Satz war einer zu viel. Nachdem Belinda Bencic und Viktorija Golubic im Startsatz des Olympiafinals mit den favorisierten Tschechinnen Barbora Krejcikova/Katerina Siniakova hervorragend mitgehalten und sogar noch 5:4 geführt hatten, konnten sie ihre Pace nicht halten.
Bis zum Matchende gewannen sie nur noch eines der letzten zehn Games, und konnten am Schluss beim 5:7, 1:6 nicht mehr viel dagegenhalten. Für Bencic war es ja auch der elfte Match in neun Tagen, ein Mammutprogramm mit herausfordernden Bedingungen.
Trotzdem: Hervorragende Leistung
Schon Minuten nach Matchschluss hatten sie ihr Lachen aber wieder gefunden. Verständlich, ein Sieg gegen das aktuell beste Doppel der Welt, das seit vielen Jahren zusammenspannt und schon drei Major-Titel auf dem Konto hat, hatte nicht erwartet werden können.
Die Silbermedaille ist dennoch verdienter Lohn für einen tollen Parcours, der auch viel früher hätte enden können. Im Achtelfinal gegen die Spanierinnen Garbine Muguruza/Carla Suarez Navarro hatten Bencic/Golubic sogar einen Matchball abwehren müssen.
Beide Schweizerinnen verlassen Tokio im Hoch und Edelmetall im Gepäck. Für Bencic sind Einzel-Gold und Doppel-Silber jene Bestätigung, dass jene ganz grossen Triumphe möglich sind, die ihr schon lange zugetraut worden sind, und Golubic bestätigte mit Silber eindrücklich ihre Formstärke der letzten Monate. Nicht zu vergessen: die gemeinsamen Emotionen, die sie bis ans Lebensende teilen werden.
Die erfolgreichsten Schweizer Olympia-Teilnehmerinnen:
Das sagen die Silbermedaillen-Gewinnerinnen nach dem Spiel:
Belinda Bencic: «Nach dem Einzelgold war ich aufgewühlt, wollte aber unbedingt weiterspielen und noch einmal alles geben. Es war sicher nicht mein bestes Doppel, aber Viki war bis zum Schluss da. Wir haben auch gegen das beste Doppel der Welt gespielt und können sagen, dass wir von Runde 1 an überrascht haben. Für mich waren es unvergessliche Wochen. Das begann schon mit der Eröffnungsfeier, es war das Grösste, als wir da raus gingen als Teil des Team Switzerland.
Dann ist es immer weiter gegangen, schon in der ersten Runde hatte ich eine sehr starke Gegnerin. Ich wollte nicht aufwachen. Für mich ist es das Allergrösste, was mir in meiner Tenniskarriere passiert ist. Diplome, Medaillen, Titel sind schön, aber was vor allem bleibt, sind Erinnerungen. Dass wir diese gemeinsam erleben durften, ist ganz speziell.»
Viktorija Golubic: «Ich habe mich schon bei der Siegerehrung wieder gefreut. Wir haben super gespielt, vor allem im ersten Satz. Wir haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren. Belindas Fokus hat mich in der ganzen Zeit beeindruckt, und es ist wunderschön, was wir als Team erleben durften. Für mich hat dieser Anlass einen Riesenstellenwert, dass ich mit einer Medaille nach Hause komme, ist grossartig. Es ist mega, mega, mega, mehr kann ich nicht sagen.»
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Gold vor Augen wollen die Tschechinnen gar nichts mehr anbrennen lassen. Sie sichern sich nach einem Fehler Golubics den ersten Matchball, Siniakova schlägt aber den Return ins Out. Den zweiten Siegpunkt wehrt Bencic ab, beim dritten setzt Siniakova einen Volley ins Out, den vierten annulliert Golubic per Backhand. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: Die Tschechinnen verwerten den fünften Matchball und gewinnen Gold.
Bei den Schweizerinnen gilt aber klar festzuhalten: Sie haben Silber gewonnen und ein grossartiges Turnier gezeigt.
Vielen Dank fürs Mitlesen, in Kürze finden Sie hier eine Zusammenfassung des Spiels.
Noch einmal haben die Schweizerinnen zwei Breakchancen, Krejcikova wehrt beide entschlossen ab, anschliessend punktet Siniakova zweimal am Netz. 5:1.
Jetzt wird auch Belinda Bencic nach ihrem Mammutprogramm langsam müde. Nach drei Eigenfehlern der Ostschweizerin steht es 0:40, Krejcikova sichert den Favoritinnen das erneute Break.
Geschlagen geben sich Bencic/Golubic noch nicht, das war nach dieser wunderbaren Woche auch nicht zu erwarten. Sie schaffen ihrerseits ein erstes Break, der Weg ist aber noch sehr lang.
Brrr, jetzt geht gerade gar nichts mehr! Ein Doppelfehler von Golubic sichert den Tschechinnen das Doppelbreak. Sie haben jetzt eine Hand an der Goldmedaille, Bencic/Golubic brauchen ein kleines Tennis-Wunder.
Jetzt messen die Tschechinnen den Platz perfekt aus, und erspähen jede kleine Lücke, welche die Schweizerinnen offenlassen. Nun wird es ganz schwierig für Bencic/Golubic.
Die Tschechinnen halten den Druck aufrecht, und kommen bei Aufschlag Bencic sogleich wieder zu Breakchancen, die zweite nützen sie. Auffällig sind die Unterschiede am Netz, bei den klassischen Volleys haben die Schweizerinnen grosse Defizite gegenüber dem netzerprobten Duo.
Bencic/Golubic sind nahe dran
Das Zwischenfazit: Bei Temperaturen von über 35 Grad schenken sich die beiden Teams nicht. Die Schweizerinnen spielen auffällig viele Lobbälle, und versuchen die volleystarken Tschechinnen so vom Netz fernzuhalten. Die dreifachen Grand-Slam-Siegerinnen sind aktiver, was die Zahl von 22:8 Winnern belegt. Bencic/Golubic spielen gut, kommen aber nur zu einer Breakchance.
Nach einer Dreiviertelstunde holt Siniakova mit einem Servicewinner zwei Satzbälle für die Tschechinnen, mit einem Fast-Ass bringt sie den ersten Satz in trockene Tücher.
Eine Rückhand von Golubic fliegt ins Out, damit legen die Tschechinnen mit dem ersten Break vor. In diesem Moment sind die das aktivere Paar.
Die klare Antwort: nein. Sie serviert hervorragend und die Tschechinnen gleichen ohne Punktverlust aus.
Siniakova macht mit dem Return viel Druck, Bencic findet aber eine Antwort. Die Einzel-Olympiasiegerin spielt nun sehr stark, die Müdigkeit ist ihr auch im 11. Match nicht anzumerken. Zittert nun der Arm von Barbora Krejcikova?
Ein Doppelfehler von Siniakova zum 15:15, ansonsten agieren die Tschechinnen souverän. 4:4, es beginnt die entscheidende Phase. Wer zeigt zuerst Schwächen?
Jetzt packt Bencic das Zauberhändchen aus. Mit einem Bckhand-Topspin-Volley kurz cross stellt sie auf 40:0. Siniakova knallt daraufhin einen Return wütend ins Netz. Die Tschechinnen wissen jetzt: Einfach wird das heute nicht.
Ein souveränes Aufschlaggame von Krejcikova. Die Tschechinnen führen in der Winnerstatistik mit 13:5, auf der Resultattafel ist das Skore aber immer noch ausgeglichen.
Golubic stellt mit einem souveränen Vorhand-Volley auf 3:2. Bisher ist definitiv kein Unterschied zwischen den beiden Teams festzustellen, die Schweizerinnen halten mit den hoch dekorierten Tschechinnen bestens mit. Das verspricht einiges.
Die Schweizerinnen machen Druck, Siniakova wehrt sich aber in der Defensive gut und gleicht aus.
Auch Golubic bringt ihr erstes Aufschlagspiel durch. Bei 40:15 verschlägt Bencic einen einfachen Rückhand-Volley, beim nächsten Punkt ist sie am Netz aber sehr präsent und beendet das Game.
Das Game beginnt gleich wie das erste: 30:0 für die Tschechinnen, dann holen Bencic/Golubic drei Punkte. Anschliessend serviert sich French-Open-Siegerin Krajcikova aus der Bredouille. Ausgleich.
Bei Aufschlag Bencic geraten die Schweizerinnen sofort mit 0:30 ins Hintertreffen. Ein gelungener Lobball der Einzel-Olympiasiegerin leitet eine Serie von vier Punkten ein. Ein guter Start für die Schweiz.
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