Suárez, Bale und Co.Jetzt führen die Fussballstars ihre Clubs vor
Der Spardruck wird immer grösser: Die Topvereine Europas bezahlen nicht mehr nur Ablösesummen – sondern auch einen Teil der Löhne von Spielern, die einen Konkurrenten verstärken.
Manchmal ist alles eine Frage des Prinzips. Klar, Luis Suárez ist längst nicht mehr aufs Geld angewiesen, schliesslich verdient der 33-Jährige rund 15 Millionen Euro pro Saison – netto. Aber in Südamerika gibt es eine gern verwendete Wendung: «Que paguen por boludos!» Sinngemäss übersetzt heisst das: «Die sollen bezahlen, weil sie Idioten sind.»
Gerade in Uruguay und Argentinien ist der Spruch gebräuchlich, und ob er in einem der vielen «asados», also Grillfeste, zwischen dem Uruguayer und seinem Intimus Lionel Messi je fiel, ist zwar nicht überliefert, aber alleweil denkbar. Denn ein Zweiminuten-Telefonat reichte dem FC Barcelona, um dem drittbesten Torschützen der Vereinsgeschichte mitzuteilen, dass er doch die katalanische Metropole schnellstmöglich verlassen solle. Nicht die feine Art – vor allem aber aus zwei Gründen nicht besonders clever.
Einerseits ist es wenig überraschend, dass Suárez beleidigt reagiert, schliesslich ist er für seinen starken Charakter bekannt. Dazu ist es selbsterklärend, dass diese Meldungen ohne grosse Umwege den Weg in die spanische Medienlandschaft fanden und von dort in alle Welt getragen wurden. Ein bissiger Stürmer mit dem Torhunger von 406 Treffern in Clubspielen (dazu kommen 56 Länderspieltore) ist also nicht nur auf dem Markt, der abgebende Verein beerdigt auch gleich noch jegliche Chancen auf eine anständige Verhandlungsposition.
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Das war auch schon bei Ivan Rakitic so: Vor zwei Jahren war Paris Saint-Germain offenbar noch bereit, 90 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler hinzublättern – nun wechselte er für 1,5 Millionen Euro (plus 9 Millionen an möglichen Boni) zu Ligakonkurrent Sevilla.
Oder Arturo Vidal, der wohl ablösefrei zu Inter Mailand geht. Ja, Inter Mailand, das Team, das sich so ziert, Barças Wunschstürmer Lautaro Martínez gehen zu lassen. Doch nicht nur das: Spanischen Medien zufolge übernimmt Barcelona gar noch einen Teil von Vidals Lohn bei den Mailändern. Gleiches Angebot sollen die Katalanen übrigens auch Juventus Turin gemacht haben, sodass sie doch bitte, bitte den Suárez übernehmen. Denn beide Südamerikaner sollen nicht gewillt sein, auch nur auf einen Cent ihres Salärs zu verzichten. Ganz nach dem Motto: «Que paguen por boludos!»
Ähnliche Sorgen in Madrid
Die Vorstellung, dass ein Team direkte Champions-League-Konkurrenten verstärkt und sogar noch einen Teil der Löhne ihres Personals finanziert, ist grotesk, sie ist aber ein Sinnbild dafür, in welch kritischer Lage sich die Grossclubs während der Corona-Krise befinden. Sie drohen, im eigens dirigierten Überfluss zu ertrinken. Von der Illusion, eine hübsche Ablöse einzustreichen – wie es vor einem Jahr noch Usus gewesen wäre – haben sie sich verabschiedet, es geht nur noch darum, die Lohnsumme zu senken. Ähnliche Sorgen haben sie in Madrid, Real versucht, den in Ungnade gefallenen Gareth Bale schon lange loszuwerden.
Nur, der Waliser ziert sich, er würde seinen üppig dotierten Vertrag gern aussitzen. Vor einem Jahr soll er gemäss der Sportzeitung «Marca» gesagt haben: «Wenn ich auf dem Platz stehen muss, stehe ich auf dem Platz, sonst spiele ich halt Golf.» Bale fand es auch witzig, nach einem Länderspiel mit einer Fahne zu posieren, auf der stand: «Wales, Golf, Madrid. In dieser Reihenfolge.»
Klar wollen die Madrilenen dieses Theater nicht bis Sommer 2022 mitmachen. Mittlerweile ist die Not so gross, dass Bale offenbar kurz vor einer Leihe zu Tottenham stehen soll, also dem Club, bei dem er berühmt wurde. Und Reals Verhandlungsposition in dieser Causa war dem Vernehmen nach derart schlecht, dass sie sogar noch die Hälfte seines Salärs bezahlen müssen.
Die Hälfte des Salärs müssen die Madrilenen bei James Rodriguez zwar nicht zahlen, dennoch passt auch dieser Transfer ins Bild. Denn auch beim Kolumbianers verzichtete Real auf sehr viel Geld. Wie «transfermarkt» schreibt, wechselte der Ex-Bayern-Spieler nämlich zum Nulltarif zu Everton. Die Briten mussten diesen Sommer also nicht die kolportierten 25 Millionen Euro auf den Tisch legen. Lediglich einer Weiterverkaufsbeteiligung musste Everton zustimmen. Ganz gemäss dem Motto: Nur weg mit dem Spieler!
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Während James also einen neuen Arbeitgeber hat, Vidal und Bale wohl bald einen neuen haben, scheint der Suárez-Wechsel nach Turin geplatzt zu sein – offenbar lehnte Suárez ab. Nach dem 3:1-Testspielsieg gegen Girona vom Mittwochabend sagte Barça-Trainer Ronald Koeman, sollte Suárez bleiben, gehöre er wie alle anderen zum Team.
Allerdings gibt es auch Stimmen im Verein, die sagen, der Mittelstürmer könnte sein letztes Vertragsjahr bei Barcelona auch auf der Tribüne schmoren. Nun gut, bleibt halt mehr Zeit für die geliebten «asados», ein Jahr bezahlter Urlaub, sozusagen. Und bezahlen sollen die Idioten.
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nih/fas
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