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Arbeitsloser Fussballer
Er ist so reich, er kann sich das Nichtstun leisten

NOTTINGHAM, ENGLAND - OCTOBER 22: Jesse Lingard of Nottingham Forest celebrates following the Premier League match between Nottingham Forest and Liverpool FC at City Ground on October 22, 2022 in Nottingham, England. (Photo by Michael Regan/Getty Images)
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Die Sprüche könnten in der Ikea-Abteilung für Wanddeko hängen. «Good energy only» steht unter einem Beitrag. Unter einem anderen: «We keep on pushing». Oder: «Even the hardest days will eventually pass».

Jesse Lingard schreibt das. 31 ist der 32-fache englische Nationalspieler. Von 2014 bis 2022 bestritt er für Manchester United 232 Partien. Bei der WM 2018 war er ein Überflieger bei den Engländern, die bis in den Halbfinal vorstiessen.

Mit einem solchen Leistungsausweis sollte Lingard begehrt sein. Aber seit über einem halben Jahr ist der Mittelfeldspieler arbeitslos. Seine knapp 10 Millionen Follower auf Instagram unterhält er stattdessen mit Videos und Bildern von Einzeltrainings. Die unterlegt er mit den Sprüchen aus dem Motivationsseminar für Anfänger.

Das wirft Fragen auf: Warum findet ein Fussballer mit solchen Fähigkeiten keinen Club? Zumal er keine Verletzungshistorie hat, die abschreckt. Und als beliebter Mitspieler gilt. Muss Lingard nicht? Will er nicht?

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Vor einem Jahr verlor er seinen Stammplatz bei Nottingham Forest. Beim Traditionsclub war er einer von 22 neuen Spielern gewesen, die nach dem Aufstieg in die Premier League verpflichtet worden waren. Für Lingard sollte es eine Durchgangsstation sein, davon zeugte der Einjahresvertrag, den er unterschrieben hatte. Ein gutes Jahr mit Nottingham, dann zurück zu einem Club mit grösserer Strahlkraft – so lautete ganz offensichtlich der Plan.

Aber dann bestritt Lingard in der Rückrunde 2023 gerade einmal 60 Minuten. Als sein Vertrag im Sommer auslief, stand er ohne Club da. Er hatte gepokert – nun verlor er.

Die Löhne steigen unaufhörlich

Aber seine Lage schien vielversprechend, ohne Verein fällt auch die Ablösesumme weg. Ein neuer Verein? Nur eine Frage der Zeit. Wolverhampton soll sich für ihn interessiert haben, ein Club aus Italien, bei West Ham durfte er vorspielen. Und im Herbst weilte er wochenlang in Saudiarabien bei Al-Ettifaq. Steven Gerrard ist dort Trainer, Jordan Henderson war bis vor kurzem Captain, nun hat er den Verein fluchtartig nach Amsterdam zu Ajax verlassen.

Lingard konnte sich bei Al-Ettifaq nicht für einen Vertrag aufdrängen, womöglich wollte er auch nicht, nachdem er sich vor Ort ein Bild gemacht hatte. Er kann es sich leisten, wählerisch zu sein.

Das Durchschnittsgehalt in der Premier League beläuft sich mittlerweile auf rund 4 Millionen Pfund pro Jahr. Die Lohnabrechnung von Manchester City überstieg in der vergangenen Saison erstmals die Grenze von einer halben Milliarde, ein Rekord im englischen Fussball. Nur Barcelona zahlte seinen Spielern noch mehr.

Die Lohnspirale im Fussball dreht seit Jahrzehnten und unaufhörlich. Nicht einmal die Corona-Pandemie änderte das. Obwohl die Schuldenlast von Topclubs noch einmal deutlich zunahm, blieben die Löhne der Fussballer in dieser Zeit so gut wie unangetastet. Ihr Beruf ist krisenresistent.

Das hat zu Jungmillionären wie Lingard geführt, die schon in ihren Zwanzigern ausgesorgt haben, wenn sie sich nicht aussergewöhnlich dumm anstellen. Stars, die nicht Fussball spielen müssen aus Angst, nach dem Karriereende zu wenig auf der Seite zu haben.

Auch de Gea ist arbeitslos

epa10588223 David De Gea of Manchester United FC reacts during the penalty shootout of the FA Cup semi-final match between Brighton and Hove Albion and Manchester United in London, Britain, 23 April 2023.  EPA/ISABEL INFANTES EDITORIAL USE ONLY. No use with unauthorized audio, video, data, fixture lists, club/league logos or 'live' services. Online in-match use limited to 120 images, no video emulation. No use in betting, games or single club/league/player publications

Lingard ist nicht der einzige Prominente ohne Job. Da ist auch David de Gea, sein früherer Mitspieler bei Manchester United, jahrelang einer der besten Goalies der Welt. Der Spanier ist 33, vergangene Saison war er bei den Engländern gesetzt, dann lief sein Vertrag aus. United verpflichtete Andre Onana von Inter. Und weil der immer wieder patzt, steht die Frage im Raum: Hätten die Red Devils nicht besser mit de Gea verlängert?

Dieser ist jedenfalls viel zu gut, um vereinslos zu sein. Auch er kommt nicht ohne Trainingsvideos auf Instagram aus. Auch ihm wird es nicht an Angeboten mangeln, derzeit wird er mit einem saudischen Club in Verbindung gebracht. Auch er kann es sich leisten, wählerisch zu sein. Beispiele wie Lingard und de Gea dürfte es künftig vermehrt geben.

Über ein halbes Jahr sind sie nun ohne Arbeitgeber. Selbst für Spieler von ihrem Format wird es irgendwann aber schwer, einen Club zu finden. Zumindest einen, der ihren Ansprüchen genügt.

Lingard, so heisst es, würde am liebsten in die USA wechseln. Die Saison in der MLS beginnt in gut drei Wochen, die Vorbereitung hat längst begonnen. Eigentlich höchste Zeit, sich einem Verein anzuschliessen.