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Revival der Digitalkameras
Je unperfekter, desto besser

Damals Innovation, heute Retro: Die Nikon P 6000 mit integriertem GPS wird im Herbst 2008 vorgestellt. 
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Die Fotos, die unsere Smartphones anfertigen, zeigen nicht exakt das, was ist. Dank der in ihnen arbeitenden Software werden zum Beispiel selbst mit zittriger Hand und des Nachts aufgenommene Fotos zu geradezu hyperreal makellosen Werken.

Aktion erzeugt natürlich immer Reaktion. Gemäss einem Bericht der «New York Times» wollen die Jüngeren heute deshalb genau das Gegenteil. Sie tauschen moderne Technik gegen Handys und Kameras aus den frühen Nullerjahren. Als Gegenentwicklung ergibt das Interesse an Geräten und Handlungen aus früheren Zeiten Sinn: Wenn alles perfekt aussieht, ist gerade die grobkörnige Optik, die holprige Oberfläche erstrebenswert.

Nostalgie gehört zum Privileg der jungen Generation.

Junge Leute preisen Digitalkameras auf Tiktok an und teilen die neuen alten Fotos auf Instagram. Man kann den Trend sogar mit Zahlen belegen. Auf Tiktok hat der Hashtag #digitalcamera 184 Millionen Aufrufe. Das macht sich auch bei der Nachfrage bemerkbar. Suchanfragen nach «Digitalkamera» sind auf Ebay im Kommen. Bei bestimmten Modellen sind sie im vergangenen Jahr um 90 Prozent gestiegen.

Ältere Digitalkameras nehmen weniger Details auf und lassen weniger Licht durch ihre Objektive, was zu qualitativ schlechteren Bildern führt. Aber unscharfe, altmodische Fotos sind laut «Times» genau das, was die Generation Z will, um sich von der Masse abzuheben.

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Ein Beispiel für #digitalcamera: Die Amerikanerin Sadie Grey Strosser veröffentlicht auf Instagram Fotos ihrer Freunde, die sie mit der Canon Powershot ihrer Eltern geschossen hat, wie die «New York Times» schreibt. 

Ein anderes Magazin verkündet derweil, dass die alte Technologie auch als Modeaccessoire zweckentfremdet werde. Kabelgebundene Kopfhörer sind jetzt Halsketten, iPod Shuffles haben sich in Haarspangen verwandelt, und andere Techspielzeuge, die einst als begehrtes Statussymbol galten, werden in Klamotten integriert.

Ganz so neu ist das freilich nicht. Vor ein paar Jahrzehnten stellte man sich Schreibmaschinen, Super-8-Kameras und Plattenspieler in die Studentenbude. Doch Nostalgie gehört zum Privileg der jungen Generation – genau wie die damit einhergehende Überzeugung, zu den Ersten zu zählen, die dieses Gefühl jemals erlebten.

Weil aber in der Gegenwart alles irgendwie immer auch meta ist, geht es nicht nur um die Technik selbst, sondern auch darum, was man mit ihr anstellt. «Tough Watch», also etwa schwer ertragbare Videos und Clips, sind inzwischen ein eigenes Genre. Anstatt aufgeblähter Videos mit zahlreichen Requisiten, Nebendarstellern und einer ausgefeilten Nachbearbeitung gibt es nun absichtliches Fremdschämen. Professionalität und Coolness sind uncool, je unbeholfener, desto besser.