Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Interview über UberEats & Co.
«Je mehr Kuriere es gibt, desto schlechter geht es jedem einzelnen von ihnen

Mehr Leute daheim, mehr Arbeit für Kuriere: Die Auslieferer profitieren aber kaum davon, ihre Anstellungsbedingungen sind prekär.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Corona hat Gig-Jobs wie Essenslieferanten einen Schub gegeben. Was bedeutet das für die Gig-Economy generell?

Ich glaube, dass das erst der Anfang war. Durch Corona haben viele in der Schweiz die Vorzüge von Gig-Jobs kennen gelernt. Heimlieferungen sind ein Beispiel, international sind diese ja richtiggehend explodiert. Nun haben sich die Leute daran gewöhnt, sie werden diese Dienste weiter nutzen. Die Nachfrage ist also da. Zudem glaube ich, dass künftig noch mehr Menschen in die Gig-Industrie rutschen (lesen Sie hier, wie Kurier Mari gutes Geld verdient hat – und jetzt aufhört).

Weshalb?

Das sieht man zum Teil schon in den USA. Dort haben viele Menschen ihre Jobs verloren. Sie klammern sich nun an allem, was ihnen etwas Geld bringt – und werden zum Beispiel Kurier. Ähnliches geschieht in der Schweiz, wenn die Konkurse zunehmen.

Finden Sie das gut?

Vielleicht ist es für den Konsumenten bequemer, denn je mehr Kuriere es gibt, umso besser ist das Angebot, umso schneller hat er das Produkt. Doch die Erfahrung zeigt auch: Je mehr Kuriere es gibt, desto schlechter geht es jedem einzelnen von ihnen. Denn sie nehmen einander die Arbeit weg. Kommt dazu, dass sie in pseudoselbstständigen Verhältnissen angestellt und sehr schlecht sozial abgesichert sind.

Es gibt in der Gig-Industrie nicht nur Kuriere, sondern auch Leute, die als Freelancer ihre Arbeit anbieten. Programmierer zum Beispiel oder Grafiker. Diese können ihre Preise selbst bestimmen.

Trotzdem sitzen die Leute der Gig-Wirtschaft alle im selben Boot. Sie haben kaum Verhandlungsmacht, ein Programmierer leidet zum Beispiel an grossem Preisdruck, der meist auch noch international geprägt ist.

«Vielleicht muss man es in einem grösseren Ganzen sehen.»

Liberale Kräfte sprechen sich für neue Lösungen aus, die die Flexibilität der Leute nicht beschneiden, aber sie sozial schützen.

Das klingt gut. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Bestreben meist auf Kosten der Arbeiterinnen und Arbeiter gingen. Vielleicht muss man es in einem grösseren Ganzen sehen. Es gibt nicht nur plötzlich mehr Gig-Jobs, es gibt auch eine Tendenz zu mehr Temporär- und Teilzeitarbeitsplätzen. Die Rechnung ist einfach: Diese Jobs sind für die Unternehmen billiger. Und zugleich nehmen mit ihnen die prekären Arbeitsverhältnisse zu.

Wie sieht ihre Lösung aus?

Als Student habe ich damals in einem Unternehmen als Angestellter im Stundenlohn gearbeitet. Das funktioniert und ist flexibel. Die ganze Debatte von wegen «Wir brauchen einen neuen Status» ist doch einfach Quatsch. Wir haben schon alle Flexibilität, die man sich erträumen kann.