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Er warnte vor einer Rezession
Wer ist der «25-Milliarden-Dollar-Mann», auf den Trump hörte?

JPMorgan-CEO Jamie Dimon während eines Interviews im ’Mornings with Maria Bartiromo’-Programm auf dem Fox Business Network in New York.
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In Kürze:
  • Jamie Dimon warnte in einem Fox-Interview eindringlich vor den Folgen der Handelszölle.
  • Der einflussreiche JPMorgan-Chef gilt als respektierte Stimme an der Wall Street und äussert sich auch oft politisch.
  • Der Bankenchef ist allergisch auf Management-Slang, Bürokratie und ineffiziente Sitzungen.

Am Mittwochmorgen gab Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, der grössten Bank Amerikas, im TV-Sender Fox Business Network ein Interview. Bei «Mornings with Maria Bartiromo» sagte er, die von Präsident Trump verhängten Zölle würden «wahrscheinlich zu einer Rezession führen». Wenig später vollzog der Präsident seine Kehrtwende und erklärte, mit Ausnahme von China seien die Zölle während 90 Tagen auf Eis gelegt. 

In den amerikanischen Medien ist die Vermutung gross, dass Jamie Dimon auf den präsidialen Stimmungswandel grossen Einfluss hatte. Und zwar nicht nur, weil Trump sich schon oft von seinem Lieblingssender Fox inspirieren liess. Dimon gilt als Koryphäe der Wall Street, als langfristiger Denker und Stratege. Sein Einfluss ist so gross, dass er auch schon «25-Milliarden-Dollar-Mann» genannt wurde – weil man schätzt, der Aktienkurs von JPMorgan würde um diesen Betrag fallen, sollte Dimon das Unternehmen unerwartet verlassen. Es ist bekannt, dass Trump nicht vor vielen anderen Männern Respekt hat – vor Dimon offenbar schon. 

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Vielleicht liegt es auch an dessen fadengeraden Art. Der JPMorgan-Chef ist ein Finanzmann von altem Schrot und Korn, Harvard-MBA, ungeduldig, mitunter schroff, hat aber den Ruf, fair zu sein. Er wurde letzten Monat 69 Jahre alt und führt die Bank seit 20 Jahren. Dank seiner Führung überstand sie die Finanzkrise 2008 ziemlich unbeschadet und galt als «Fels in der Brandung».

Weniger Lob gab es vier Jahre später beim sogenannten «London Whale»-Skandal, als JPMorgan über sechs Milliarden Dollar durch riskante Handelsgeschäfte verlor. Dimon bezeichnete den Verlust damals als «Sturm im Wasserglas». Das kam nicht gut an, er musste öffentlich zurückrudern. 

Dimon warnt vor Rezession wegen Handelszöllen

Immer wieder munkelte man, dass der Finanzmann in die Politik wechseln könnte, was er indes immer verneinte. Denn obschon nie klar wurde, ob Dimon ideologisch den Demokraten oder den Republikanern näher steht, äussert er sich ungewöhnlich deutlich auch zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Er ist sogar der Meinung, dass CEOs dies unbedingt tun sollten, wie er der Zeitschrift «American Bancer» 2019 sagte. 

Legendär sind seine jährlichen Aktionärsbriefe, auf welche die Finanzwelt stets gespannt wartet. Wie es der Zufall will, erschien der aktuelle Brief am letzten Montag. Wobei der Begriff «Brief» untertrieben ist. Bei Dimons Schreiben handelt es sich um ausführliche Berichte – derjenige vom Montag umfasst 58 A4-Seiten. Darin finden sich nicht nur Zahlen und Tabellen zum Geschäftsgang von JPMorgan. Der CEO analysiert die aktuelle Situation und schreibt, die Zölle unter Präsident Trump würden «kurzfristig wirtschaftlich schmerzhaft» und das Wachstum dämpfen, «längerfristig nehmen Amerikas Ansehen und Handelsbeziehungen weltweit Schaden». Er warnt vor einer höheren Inflation und einer möglichen Rezession.

Er hasst Management-Jargon, Bürokratie und Sitzungen

Dimon belässt es aber nicht beim Wirtschaftspolitischen. Wie immer macht er sich auch Gedanken zum Zeitgeschehen und teilt unverblümt mit, was er von gewissen Entwicklungen hält. Im aktuellen Brief zum Beispiel schreibt er, die Leute sollten aufhören mit dem Managersprech («management pablum») darauf sei er «allergisch». Der Chef der grössten US-Bank fordert: «Talk like you speak – get rid of the jargon.» 

Woran Dimon sich ebenfalls stört: dass er in Sitzungen ständig Leute sehe, «die Benachrichtigungen bekommen, persönliche Nachrichten lesen oder E-Mails checken. Das muss aufhören», schreibt er. Es sei respektlos.

Überhaupt hält er die meisten Sitzungen für unnötig. «Kill Meetings» findet Dimon, sie bremsten Mitarbeitende aus. Wenn Sitzungen denn stattfinden müssten, sollten sie «pünktlich anfangen und pünktlich enden», und man müsse vorbereitet sein. Er selbst sei das «immer zu 100 Prozent». 

Der CEO will Spass bei der Arbeit

Am allermeisten aber ist Dimon die um sich greifende Bürokratie ein Dorn im Auge. So sehr, dass er zu Grossbuchstaben greift und schreibt: «DIE BÜROKRATIE MUSS STÄNDIG UND UNERMÜDLICH BEKÄMPFT WERDEN.» Kaum etwas anderes gefährde Unternehmen so sehr, man müsse sie permanent in Schach halten. Dimon nennt es «eine Frage der Haltung» («It’s a mindset»).  

Der Brief endet dennoch versöhnlich. Man solle, schreibt Dimon, Spass haben im Job. Das Ziel sei nicht, möglichst lange zu arbeiten – sondern möglichst klug («Work smarter, not longer»).