Laurent von BelgienDer Prinz, der so gern eine Ich-AG wäre
König Philippes Bruder will als selbstständiger Unternehmer anerkannt werden, weil er als Adliger keiner normalen Tätigkeit nachgehen könne. Das Gericht entschied anders.

- Der belgische Prinz Laurent verlangte Zugang zur belgischen Sozialversicherung für Selbstständige.
- Das Gericht lehnte seinen Antrag ab, der Prinzenjob sei nicht als selbstständige Tätigkeit einzustufen.
- Ausserdem erhalte er als Mitglied des Königshauses vom belgischen Staat jährlich fast 400’000 Euro (rund 370’000 Franken), um sein Leben zu bestreiten.
Prinz Laurent war ein süsses Kind, aber war er auch glücklich? Auf einem vom belgischen Königshaus im Jahr 1965 freigegebenen Foto ist er als 2-Jähriger zu sehen, mit seiner Schwester Astrid und seinem Bruder Philippe, dem heutigen König. Während die beiden Geschwister Fahrrad fahren, steuert Laurent mit grossem Ernst ein Tretauto. Möglicherweise war das schon ein Vorzeichen für das Unglück späterer Jahre.
Autos wurden jedenfalls zu einer Leidenschaft des heute 61-Jährigen. Daher rührt der Beiname, den ihm die Medien in den Achtzigerjahren verpassten: «Prinz Vollgas».
Laurent fuhr, von der Polizei dokumentiert, Tempo 220 auf einer Autobahn mit Tempolimit 120. Er fuhr Tempo 146 in einer 50er-Zone. Er fuhr Tempo 137 in einer 70er-Zone. Die Bussgelder nahm er in Kauf. Schliesslich fuhr er Tempo 82 in einer Brüsseler 50er-Zone. Das war im Jahr 2011, und endlich nahm man ihm den Führerschein weg. Aber die Skandale und Skandälchen rund um den Prinzen nahmen kein Ende.
Diese Woche machte das Enfant terrible des belgischen Königshauses mit einem Gerichtsprozess Schlagzeilen. Es ging um die grösste Leidenschaft des Prinzen: Geld.
Der diplomatische Fauxpas mit der Uniform
Laurent verlangt Zugang zur belgischen Sozialversicherung für Selbstständige. Als Adliger, so seine Argumentation, könne er keiner normalen Erwerbstätigkeit nachgehen. Deshalb müsse es ihm zumindest in seiner Eigenschaft als Prinz gestattet sein, sich zu versichern und damit medizinische Kosten für ihn und seine Familie erstattet zu bekommen.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, scheiterte er nun schon zum zweiten Mal mit seinem Anliegen. Der Prinzenjob sei nicht als selbstständige Tätigkeit einzustufen, urteilte das Gericht. Ausserdem erhalte er als Mitglied des Königshauses vom belgischen Staat jährlich fast 400’000 Euro (rund 370’000 Franken), um sein Leben zu bestreiten.
Diese Apanage war schon mal höher. Die belgische Regierung kürzte sie im Einvernehmen mit König Philippe, Laurents Bruder, im Jahr 2017 um 15 Prozent – als Strafe für einen von sehr vielen diplomatischen Fauxpas, die sich Laurent geleistet hat. Er hatte an einem Empfang der chinesischen Botschaft in Brüssel teilgenommen, gefeiert wurde der 90. Jahrestag der Gründung der Volksbefreiungsarmee. Laurent erwies den Chinesen in belgischer Uniform die Ehre, ohne die Regierung zu informieren. So hatte er es auch bei Reisen in den Kongo und nach Libyen gehalten.
Grossgezogen von Gouvernanten und Offizieren
Für den Ruf des belgischen Königshauses war der Fall mindestens so schädlich wie Laurents Verwicklung in einen Finanzskandal zehn Jahre zuvor. Ein Berater Laurents hatte 2,2 Millionen Euro bei der belgischen Marine veruntreut, ein Teil davon floss in die Sanierung einer Villa, die Prinz Laurent bewohnte. Laurent musste im Strafprozess aussagen und erklärte, er habe von den Machenschaften nichts gewusst.
Die Art und Weise, wie er in Belgien verfolgt werde, erinnere ihn an das Schicksal der Juden im Holocaust, sagte Laurent einmal in einem Interview. An dem Punkt drängt sich die Frage auf, ob etwas grundsätzlich schiefgelaufen ist im Leben dieses Prinzen.
Interpreten der belgischen Monarchie verweisen darauf, die Kindheit des Prinzen sei keinesfalls so glücklich gewesen, wie es die Bilder aus dem Jahr 1965 suggerieren sollten. Seine Eltern, König Albert und Königin Paola, seien mehr mit ihrer Ehekrise beschäftigt gewesen als mit Tochter und Söhnen. Laurent sei von Gouvernanten und Offizieren grossgezogen worden, mit grosser Strenge. Daher sein Hang zur Rebellion und zur Kompensation von Gefühlen durch Geld und Autos.
Auch seinem Bruder Philippe wurde lange Zeit chronische Unreife nachgesagt. Mithilfe seiner Frau Mathilde, einer Pädagogin, reifte er zu einem allseits geschätzten Monarchen und Familienvater heran. Sein kleiner Bruder, der ewige Prinz, ist ebenfalls verheiratet und hat drei Kinder. Aber zur Ruhe gekommen ist er offensichtlich bis heute nicht.
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