Phänomen SologamieJa, ich will mich – Selena Gomez hat sich selbst geheiratet
Die Schauspielerin und Sängerin hat sich per Zeremonie zur Single-Braut gemacht. Ist das Ausdruck von Selbstliebe oder ungesunde Ego-Kultur?
Letzten Sommer feierte Selena Gomez, Schauspielerin, Sängerin, Model, ihren 30. Geburtstag. Zur Feier des Tages beschenkte sie sich mit einer Hochzeit. Für sich allein. Ihre Solo-Trauung hat sie Ende Jahr in einem Interview mit dem «Rolling Stone» bekannt gemacht: «Ich dachte immer, dass ich mit 30 verheiratet sein würde. Also schmiss ich eben eine Hochzeitsparty für mich selbst.»
Das Fest stieg in Malibu, sie trug ein pinkes Abendkleid von Versace, eingeladen waren Leute, die in ihren Zwanzigern für sie wichtig waren: Miley Cyrus, Billie Eilish, Taylor Swift, ihre Nierenspenderin (Gomez leidet an der Autoimmunkrankheit Lupus) und andere. Dann sei noch Model Cara Delevingne gekommen und habe Stripper mitgebracht.
«Solo Wedding»-Pakete mit Trauzeugen, Limousine, Friseurtermin und Hochzeitsrobe richten sich an Single-Frauen.
Selena Gomez war eine Disney-Kinderdarstellerin und ist heute einer der bekanntesten Popstars ihrer Generation. Und einer der erfolgreichsten. Ihr Vermögen wird auf rund 65 Millionen Dollar geschätzt. Sie besitzt ein eigenes Kosmetikunternehmen, ist Unicef-Botschafterin und zählt auf Instagram 370 Millionen Followerinnen und Follower. Nur drei Menschen auf der Welt – Messi, Ronaldo, Kylie Jenner – haben mehr.
Mit dem Geständnis zu ihrer Ego-Hochzeit lanciert Gomez einen älteren Trend neu: Sologamie. Schon 2017 posierte Supermodel Adriana Lima auf Instagram mit einem Ring am Finger und der Info, dass sie single sei: «Ich sage Ja zu mir selber und meinem eigenen Glück. Ich bin mit mir selbst verheiratet.»
Und 2003 gab sich Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw in der stilprägenden Serie «Sex and the City» das Ja-Wort. Es sei ungerecht, dass es für Alleinstehende nach der Schulabschlussfeier keine Rituale gebe, um sich feiern zu lassen.
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In der Tat: Biografische Meilensteine gemeinsam mit anderen zu feiern, scheint in unserer Gesellschaft Familien und Paaren vorenthalten zu sein. Wahrscheinlich liegt dies daran, dass viele dieser Feste, etwa Taufe oder Hochzeit, einen religiösen Ursprung haben und ein Lebensentwurf gemäss kirchlichem Ideal Eheschliessung und Fortpflanzung vorsieht.
Man kann so eine Solo-Hochzeit also als Bekenntnis zur Selbstfürsorge und zur Unabhängigkeit sehen. Was soll ich auf einen Partner oder eine Partnerin warten, wenn ich auch selber Ja zu mir sagen kann! Kritischer betrachtet kann man darin auch den krassen Auswuchs einer Ego-Kultur sehen. Oder man könnte fragen, warum denn vor allem das weibliche Geschlecht offenbar weiterhin die Märchenhochzeit als Lebensziel hat.
Solo-Hochzeit auf Santorini
So richtet sich das wachsende Angebot an «Solo Wedding»-Paketen – mit Trauzeugen, Limousine, Friseurtermin und Hochzeitsrobe – in erster Linie an Single-Frauen. Eine Agentur, die solche Packages auf der griechischen Insel Santorini anbietet, wirbt beispielsweise damit, man wolle «das Selbstwertgefühl der Frau stärken, indem sie zum Altar schreiten und im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen kann». Falls fürs Fotoshooting ein Mann gewünscht sei: Kein Problem, den könne man mieten. Ebenso die Freunde.
In Japan hat die seit einigen Jahren wachsende Beliebtheit von Selbstheiraten einen anderen, feministischen Hintergrund: Die traditionellen Geschlechterrollen sind in der konservativen japanischen Gesellschaft nach wie vor starr. Um dem zu entgehen, entscheiden sich vor allem jüngere Japanerinnen für ein Leben ohne Mann. Doch unverheiratete Frauen sind gesellschaftlich geächtet. Indem sie eine professionell organisierte Vermählung – wichtig: die Hochglanzfotos – inszenieren, können japanische Frauen diesem Stigma entkommen und trotzdem ein selbstbestimmtes Leben führen.
So oder so bleibt die Ego-Hochzeit ein symbolischer Akt, denn weder in Japan noch in den USA oder der Schweiz kennt das Gesetz die Möglichkeit, sich selbst zu ehelichen. Es ist darum auch keine «Ego-Scheidung» nötig, sollte man sich danach entschliessen, doch noch zu einem Menschen Ja zu sagen.
Und auch Selena Gomez glaubt weiter an die Liebe. Die Klatschpresse spekuliert gerade, ob der Mann, mit dem sie aktuell im Kino und beim Bowlen gesehen wird, ihr neuer Freund ist.
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