AboIWF-PrognoseTrumps Zölle würgen die Konjunktur weltweit ab
Der aggressive Handelspolitik des US-Präsidenten lässt nach einer IWF-Analyse die Wachstumsraten weltweit einbrechen. Ein Land trifft der Abschwung besonders.

Für Donald Trump gehört der Internationale Währungsfonds (IWF) zu jenen Brutstätten der Globalisierung, die den angeblichen wirtschaftlichen Niedergang seines Landes mitverschuldet haben und eigentlich abgeschafft gehören. Seit dieser Woche nun hat der US-Präsident einen Grund mehr, den IWF mit seinem heiligen Zorn zu überziehen. Am Dienstag nämlich bestätigte der Fonds in seinem vierteljährlichen Weltwirtschaftsausblick, was viele Experten schon vorhergesagt, Trump und seine Getreuen aber stets bestritten hatten: Die aggressive Zollpolitik Washingtons wird die Wirtschaftsentwicklung rund um den Globus massiv beeinträchtigen. Und: Hauptleidtragende sind ausgerechnet die Verursacher des Chaos selbst – die Vereinigten Staaten von Amerika.
Wie in Analysen grosser internationaler Institutionen üblich, werden auch im IWF-Bericht keine Namen genannt. Dass der US-Präsident persönlich für die drastische Eintrübung der Konjunkturaussichten verantwortlich ist, daran allerdings lassen die Fonds-Ökonomen keinen Zweifel: Die massiven Importzölle, mit deren Hilfe Trump das aus seiner Sicht schmähliche US-Handelsdefizit ein für alle Mal beseitigen will, seien «schon für sich genommen ein gravierender negativer Schock für das Wachstum», heisst es in dem Gutachten. Vor allem aber habe die «Unberechenbarkeit» der Handelspolitik «ein noch nie da gewesenes Ausmass erreicht», das Firmen, Verbraucher und Finanzmärkte verunsichere und den Kampf gegen die Inflation erschwere.
Der Konjunktureinbruch überschattet das IWF-Treffen
Die düsteren Aussichten werden auch die IWF-Frühjahrstagung dominieren. Aufgabe des Fonds ist es, die Stabilität des Weltfinanzsystems zu überwachen und Ländern bei Zahlungsbilanzproblemen zu helfen.
Nach Analyse der IWF-Ökonomen wird die Weltwirtschaft in diesem Jahr aller Voraussicht nach um lediglich 2,8 Prozent wachsen. Das Plus läge damit nicht nur deutlich unter dem langjährigen Schnitt, sondern auch noch einmal 0,5 Punkte unter der Prognose von vor gerade einmal drei Monaten. Eine Korrektur um einen halben Prozentpunkt klingt zunächst einmal gar nicht so dramatisch, würde aber bedeuten, dass der Welt allein in diesem Jahr nahezu 500 Milliarden Euro an Wirtschaftsleistung verloren gingen – mit allen Folgen für Wohlstand, Steuereinnahmen und den Aufholprozess ärmerer Länder.
Den stärksten Einbruch erwartet der IWF ausgerechnet für die USA, die Trump zufolge ja eigentlich die grossen Gewinner des Handelskonflikts sein sollen: Sie werden sich 2025 mit einem Wachstum von etwa 1,8 Prozent zufriedengeben müssen, fast ein Prozentpunkt weniger als im Januar erwartet. Auch für 2026 korrigierten die Experten ihre Prognose um 0,4 Punkte auf 1,7 Prozent nach unten. Trump hätte den Konjunkturboom damit abgewürgt. Gleiches gilt für die direkten US-Nachbarn: Kanada kann dieses Jahr statt mit zwei nur noch mit 1,4 Prozent Wachstum rechnen, Mexiko dürfte gar in die Rezession abrutschen. Bisher hatte der IWF dem Land ein Plus von 1,4 Prozent vorausgesagt.
Auch die anderen grossen Handelspartner der USA müssen sich auf teils deutliche Einbussen einstellen. China etwa kann in diesem wie im nächsten Jahr nur noch mit Zuwachsraten von je vier Prozent kalkulieren – ein für die Volksrepublik sehr niedriger Wert. Deutschland muss sich laut Währungsfonds nach zwei Rezessionsjahren in Folge sogar auf eine weiteres Stagnationsjahr einstellen: Für 2025 korrigierten die Ökonomen ihre Prognose von bisher 0,3 Prozent auf glatt null nach unten, für 2026 erwarten sie nun ein Plus von 0,9 Prozent.
IWF fordert einen Kurs «der Klarheit und der Koordination»
Um die globalen Wachstumsperspektiven wieder zu verbessern, empfiehlt der IWF seinen 191 Mitgliedsstaaten einen Kurs «der Klarheit und der Koordination», den möglichst viele mittragen müssten. «Die Länder sollten konstruktiv zusammenarbeiten, um ein stabiles und berechenbares handelspolitisches Umfeld zu schaffen, Umschuldungen zu erleichtern und gemeinsame Herausforderungen anzugehen», so der Währungsfonds. Klar, koordiniert, konstruktiv – es sind genau die Adjektive, mit denen Donald Trump am wenigsten anfangen kann.
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