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Transparente Toiletten in Tokio
Ist da wer?

Stilles, durchsichtiges Örtchen: Shigeru Bans neue Toiletten in Tokio.

Die öffentliche Toilette hat an den meisten Orten keinen guten Ruf: Sie stinkt, sie ist hässlich, dreckig, meistens kein architektonisches Meisterwerk, und Seife gibt es auch keine. Oder jetzt vielleicht schon, dank Corona – man kann freilich nicht sicher sein, denn in Viruszeiten ist die öffentliche Toilette vermutlich der letzte Ort, den man besucht.

In Japan, wo das Klischee von der beheizbaren Klobrille und dem springbrunnenartigen Spülsystem bis heute vorherrscht, scheinen einige noch eine zusätzliche Angst zu haben: die Sorge, dass sich jemand in der öffentlichen Toilette versteckt hält, um den ahnungslos Erleichterung Suchenden einen Schlag auf den Schädel zu verpassen.

Die Glaswürfel strahlen nachts wie «eine wunderschöne Laterne»

Zumindest ist das eine der Begründungen, die die Macherinnen des Projekts «The Tokyo Toilet» für ihre 17 neu designten, durchsichtigen Toiletten im Tokioer Bezirk Shibuya anführen. Der Architekt und Pritzker-Preisträger Shigeru Ban wird auf der Website zu den von ihm designeten Toiletten zitiert: «Es gibt zwei Dinge, um die wir uns sorgen, wenn wir eine öffentliche Toilette betreten, vor allem solche in Parks. Das eine ist die Sauberkeit und das andere ist, ob nicht jemand drin ist.»

Wer bis hierhin noch nie einen Gedanken daran verschwendet hat, ob nicht vielleicht jemand Fremdes in einer öffentlichen Toilette wartet, tut es spätestens jetzt – und wird zumindest in Bans neuer Glas-Toilette von dieser Angst befreit.

Sobald die Tür geschlossen ist, werden die Wände blickdicht.

Wer aus den richtigen Gründen die Toilette aufsucht, braucht sich in den durchsichtigen Toiletten auch nicht um die Privatsphäre zu sorgen. Denn die Aussenwände färben sich blickdicht in der jeweiligen Farbe des Glases, sobald die Tür verschlossen ist.

Ist jemand drin, sieht man nicht mehr rein.

Nur Menschen, die die Toilette ernsthaft als Versteck nutzen wollen – wie jüngst ein deutscher AfD-Politiker, der sich angeblich in einer Zugtoilette verschanzte, um keinen Mund-Nasenschutz aufsetzen zu müssen – werden entlarvt; denn ein gutes Versteck ist ein Raum, der sichtbar macht, ob jemand darin ist, auf jeden Fall nicht.

Überzeugend für das Experiment mit den durchsichtigen Toilettenhäuschen scheint auch der andere Grund: die Sauberkeit. Und vielleicht noch, dass die Glaswürfel nachts strahlen wie «eine wunderschöne Laterne».

Gelbe Rutschbahn, gelbe Toilette: Die durchsichtigen WCs sorgen auch für Farbe im Quartier.