Empörung in SaudiarabienIsraelischer Journalist sorgt für Eklat in Mekka
Ein Reporter besuchte heimlich die heilige Stadt – obwohl das Nichtmuslimen streng verboten ist.
Ein paar bunte Bilder aus Mekka hat er mitgebracht, von der Grossen Moschee, vom Berg Arafat, von Pilgern. Und er hat es auch nicht versäumt, sich selbst immer mal wieder ins Bild zu bringen, vor Ort, authentisch, exklusiv. Der israelische TV-Sender Kanal 13 hat die Aufnahmen seines Reporters Gil Tamary mit Stolz und grossem Tamtam am Montagabend präsentiert. Schliesslich war er der erste israelische Journalist an dem für Muslime hochheiligen Ort. Das Problem: Der Besuch von Mekka ist Nichtmuslimen per Gesetz verboten. Kein Wunder also, dass die Aufnahmen nun ziemlich viel Ärger provoziert haben.
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Eigentlich war allein die Reise Tamarys nach Saudiarabien schon eine Sensation. Denn das Königreich unterhält keine Beziehungen zum jüdischen Staat, folglich gibt es normalerweise auch keinen Besuchsverkehr. Doch Tamary sowie zwei weitere israelische Journalisten hatten eine Sondererlaubnis erhalten wegen des Besuchs von US-Präsident Joe Biden, der vorigen Freitag direkt von Israel aus nach Saudiarabien geflogen war. Tamary nutzte das jedoch nicht nur zu Berichten über Biden, sondern auch dazu, sich von einem saudischen Fahrer in die für ihn verbotene Stadt bringen zu lassen.
Er war auch noch stolz
Er war sich bewusst, was er da tat, und lobte sich selbst für diesen Scoop. «Diese Stadt ist für jeden Nichtmuslim geschlossen, es ist praktisch unmöglich, hineinzukommen», lässt er seine Zuschauerinnen und Zuschauer wissen. «Aber mir ist es gelungen, die richtige Person zu finden, die das Risiko auf sich genommen hat, mich mit auf diese Reise zu nehmen.»
Er selbst mag sich wie ein verwegener Entdecker gefühlt haben, in der Nachfolge vielleicht des britischen Abenteurers Richard Francis Burton, der sich im 19. Jahrhundert als muslimischer Pilger verkleidet zur Kaaba durchgeschmuggelt hatte. Doch unter dem Hashtag «Ein Jude im Heiligtum» hat das im Hier und Jetzt für grosse Aufregung gesorgt.
Ein saudischer Blogger namens Mohammed Saud, der in der Vergangenheit durch Israel-freundliche Äusserungen aufgefallen war, schimpfte nun über Ignoranz, Arroganz und eine Missachtung des Islam. «Das ist so, als würde ich eine Synagoge betreten und aus der Torah lesen», meinte er – und bekam dafür Zuspruch auch von Israelis. Aus der israelischen Regierung meldete sich Issawi Frej zu Wort, der als Muslim dem Ministerium für Regionale Kooperation vorsteht. Er schimpfte über eine «unverantwortliche Dummheit» aus Quotengründen und warnte davor, dass dies die von Israel sehnlichst erwünschte Normalisierung der Beziehungen mit Saudiarabien gefährden könnte.
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Die gerade erst rund um Bidens Besuch aufkeimende Völkerfreundschaft jedenfalls hat das alles gewiss nicht gefestigt, zumal der Sender nach erster Kritik noch darauf beharrte, dies sei eine «bedeutende journalistische Leistung» gewesen. Am Ende rangen sich Kanal 13 und Tamary doch noch zu einer Entschuldigung durch. «Es war nicht die Absicht, die Gefühle von Muslimen zu verletzen», hiess es. Minister Frej gab dem Sender noch einen Tipp mit auf den Weg: Für den nächsten Bericht aus Mekka sollten sie doch einfach einen muslimischen Reporter schicken.
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