Israel unter DruckIran kündigt nach Tötung zweier Generäle in Syrien Vergeltung an
Nach einem mutmasslich israelischen Luftangriff in Syrien haben Irans Revolutionswächter (IRGC) den Tod von zwei Generälen aus ihren Reihen bestätigt. Wir erklären, was Syrien und der Iran mit dem aktuellen Krieg im Gazastreifen zu tun haben.
Was ist passiert?
Nach einem mutmasslich israelischen Luftangriff in Syrien haben Irans Revolutionswächter (IRGC) den Tod von zwei Generälen aus ihren Reihen bestätigt. Bei der Attacke auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in der Hauptstadt Damaskus seien die beiden Brigadegeneräle Mohammad Resa Sahedi und sein Stellvertreter Mohammad Hadi Hadschi ums Leben gekommen, erklärten die IRGC am Montagabend. Fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden seien bei dem Angriff getötet worden.
Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht und gelten als deutlich schlagkräftiger als die reguläre Armee. Die 1979 nach der Islamischen Revolution gegründete Einheit soll einen Putsch verhindern und die Staatsideologie schützen. Die IRGC sind mit den sogenannten Al-Quds-Brigaden auch im Ausland tätig.
Was haben Syrien und der Iran mit dem aktuellen Krieg im Gazastreifen zu tun?
Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hizbollah ihren militärischen Einfluss im Land ausweiten. Seit Beginn des Gazakriegs vor knapp sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Iranische Militärangehörige sind offiziell nur beratend in Syrien aktiv. Teheran gilt jedoch neben Russland als wichtigster Verbündeter der syrischen Regierung. Seit 2011 tobt ein Bürgerkrieg im Land. Seither hat der Iran seine militärische Präsenz im Nachbarland laufend ausgebaut.
Wie reagiert der Iran?
Nach dem mutmasslich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus hat Irans Staatsoberhaupt mit Vergeltung gedroht. «Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden», sagte Ayatollah Ali Khamenei am Dienstag laut einer Mitteilung.
Auch Irans Präsident Ebrahim Raisi hat den mutmasslich israelischen Luftangriff scharf verurteilt. Er sprach in einer Mitteilung von einem «terroristischen Verbrechen» unter «grober Verletzung internationaler Vorschriften», wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Dienstag berichtete. «Dieses heimtückische Verbrechen wird nicht unbeantwortet bleiben», hiess es in der Mitteilung weiter.
Irna vermeldet zudem, der Iran habe am späten Montag eine wichtige Botschaft an die USA übermittelt und eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrats gefordert. Die Botschaft an Washington wurde durch einen Gesandten der Schweiz in Teheran übermittelt. Die Schweiz vertritt die Interessen der USA im Iran. Irna zufolge macht der Iran die Vereinigten Staaten, Israels engsten Verbündeten, für den Angriff verantwortlich.
Experten äussern bereits die Sorge, dass einige im Iran den Angriff als Kriegserklärung werten könnten. Wie und ob Irans Staatsmacht reagiert, ist jedoch völlig offen.
Wie reagiert Israel?
Das israelische Militär, das normalerweise keine Angriffe in Syrien bestätigt, lehnt eine offizielle Stellungnahme ab. Der Angriff vom Montag war wegen seines Ziels jedoch aussergewöhnlich: Diplomatische Gebäude sind traditionell von Kampfhandlungen ausgenommen.
Gegenüber CNN erklärte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari, Israel gehe davon aus, dass es sich bei dem angegriffenen Ziel um ein militärisches Gebäude der Al-Quds-Brigaden handle, einer für Auslandseinsätze zuständigen Einheit der IRGC:
«Unseren Geheimdienstinformationen zufolge handelt es sich weder um ein Konsulat noch um eine Botschaft. Dies ist ein militärisches Gebäude der Al-Quds-Brigaden, das als ziviles Gebäude in Damaskus getarnt ist.»
Wie reagiert die Hizbollah?
Die proiranische Miliz im Libanon erklärte in der Nacht auf Dienstag: «Sicherlich wird dieses Verbrechen nicht vergehen, ohne dass der Feind Strafe und Rache erfährt.» Der israelische Feind glaube noch immer, dass die Eliminierung von Anführern den entschlossenen Widerstand des Volks stoppen könne, hiess es weiter.
Der Iran ist der grösste Unterstützer der Hizbollah im Libanon. Die Schiitenmiliz kämpft politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Sie zählt zu Irans «Achse des Widerstands». Auch in Syrien ist die Hizbollah aktiv. Dort kämpft sie an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Bashar al-Assad.
DPA/sme
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