AboKonfliktforscher im Nahost-Interview «Für eine erfolgreiche Mediation braucht es die Stimmen der Hardliner»
Emanuel Schäublin warnt davor, die Religiösen bei der Beilegung des Konflikts auszuschliessen. Der Mediator nennt ein Ziel, das Israel und Gaza eint – und sagt, was wir im Privaten aus dieser Krise lernen können.
Herr Schäublin, der Terrorakt der Hamas am 7. Oktober hat die ganze Welt erschüttert. Wie hat er Ihr Bild vom Islam verändert?
Das Massaker der Hamas hat nicht viel mit Religion zu tun. Und es lässt sich auch nicht religiös rechtfertigen. Entscheidender für solche Gewaltausbrüche ist das, was bei der Vorbereitung auf den Krieg passiert. Genauso wie nationalistische Narrative kann auch Religion dazu missbraucht werden, junge Männer auf einen Existenzkampf einzuschwören. Dabei wird der Gegner als fundamentale Bedrohung für die eigene Gemeinschaft dargestellt. So wird die Gegenseite total entmenschlicht. Besonders gut dafür eignen sich junge Männer auf der Suche nach der eigenen Identität: Ihre Unsicherheit wird politisch ausgenutzt. Das macht sie zu Mördern – nicht die Religion.