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Reaktionen auf Vernazza
Interview zur Schweizer Corona-Strategie löst riesiges Echo aus

Sie haben die Corona-Massnahmen der Schweiz geprägt: Bundesrat Alain Berset und der frühere Covid-19-Delegierte des BAG Daniel Koch vor einer Medienkonferenz in Bern.
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Gibt es eine Alternative, oder werden wir noch jahrelang mit Masken und Abstand leben? Diese Frage hat Chefarzt und Infektiologe Pietro Vernazza in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» diskutiert. Sein Vorschlag: Die Schutzmassnahmen in der breiten Bevölkerung reduzieren, damit junge Menschen mit dem Virus in Kontakt kommen, während man die älteren schützt. Es sei gut, was die Schweiz im Kampf gegen das Coronavirus erreicht habe, nun müsse man den weiteren Weg überdenken. Das Interview hat eine Diskussion über die Corona-Strategie der Schweiz ausgelöst – auch unter Experten.

Das sagt die Wirtschaftsprofessorin

Ökonomin Monika Bütler nimmt eine Aussage zur Kosten-Nutzen-Rechnung auf und äussert sich auf Twitter aus fachlicher Sicht dazu. Man dürfe einen Lockdown nicht mit der wirtschaftlichen Lage vor der Pandemie vergleichen, sondern müsse die möglichen Auswirkungen alternativer Massnahmen heranziehen. Auch eine Durchseuchung verursache Kosten, schreibt die HSG-Professorin und Leiterin der Arbeitsgruppe Wirtschaft in der Taskforce, welche den Krisenstab des Bundesrates und das BAG in der Corona-Krise berät.

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Bütler gibt auch zu bedenken, dass nicht immer klar sei, was einen Effekt auslöse. «Restaurantschliessungen zum Beispiel werden von den Menschen vorweggenommen aus Angst vor Ansteckungen. Die Nachfrage geht auch ohne Lockdown zurück.» Es sei deshalb schwierig, die Wirkung von Verhaltensanpassungen und staatlichen Massnahmen auseinanderzuhalten.

Staatliche Corona-Hilfen spielten ebenfalls eine Rolle bei den Berechnungen: «Die Kosten hängen entscheidend von den Begleitmassnahmen der Regierung ab: Kurzarbeit, Kompensation von Einkommensausfällen, Kredite und sonstige Hilfestellungen.»

Zum Schluss fasst Bütler zusammen, welche Erkenntnisse bisher aus Kosten-Nutzen-Analysen gezogen wurden. «Praktisch alle Studien zeigen, dass gewisse Einschränkungen optimal sind. Tiefere Infektionszahlen und ausgiebiges Testen bedeuten kleinere wirtschaftliche Einbussen.» Das sei die aktuelle Strategie der Schweiz.

Das sagen andere Epidemiologen

Immunologe Beda Stadler äussert sich auf Anfrage von «20 Minuten» zu Vernazzas Interview und unterstützt ihn. Für junge, gesunde Menschen unter 45 Jahren sei das Coronavirus nicht gefährlich, darum solle man zur Normalität zurückkehren, sagt er. «Es gilt, die Alten und die Risikopersonen mit allen Mitteln zu schützen – und die Gesunden in die Freiheit zu entlassen.»

Zu einem anderen Schluss kommt Heiner Bucher, Epidemiologe am Universitätsspital Basel. Der Vorschlag, die Jungen «spreaden» zu lassen, während man die älteren Personen und die Risikogruppen strikt isoliere, sei gefährlich und nicht umsetzbar. «Auch im Altersheim arbeiten junge Menschen – und diese würden dann unweigerlich das Virus wieder in die Risikogruppen tragen, weil sie infiziert sein können, ohne Symptome zu zeigen», sagt er zu «20 Minuten».

Und die Immunität?

Auch die Frage der Durchseuchung hat Reaktionen ausgelöst. Einerseits impliziere Vernazza, dass es zu einer Herdenimmunität kommen könnte, andererseits sage er, das Virus werde nicht einfach verschwinden, schreibt Immunologie-Doktorand Fabio Hasler auf Twitter. Neuere Daten würden aber darauf hinweisen, dass es keine Langzeitimmunität gegen das Coronavirus gebe. «Es wird immer einen Bevölkerungsteil geben, der keine Immunität aufweist.»

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Entweder brauche es eine Impfung, die eine längere Immunität erzeuge, oder einen Wirkstoff, der regelmässig gespritzt werde, analog zur Grippeimpfung. So entziehe man dem Virus zumindest teilweise den «Nährboden».

So reagieren Leser – und Vernazza selber

Über fünfhundert Kommentare generierte der Artikel aus der «SonntagsZeitung», Tausende kommentierten und teilten den Text auf Social Media. Kritische Stimmen warnen vor einer Bagatellisierung und vermissen Aussagen zu Langzeitfolgen von Covid-19. Andere loben das «wissenschaftlich-nüchterne» Interview und den Ansatz, mit dem Virus leben zu lernen.

Hat international einen Namen unter anderem als HIV-Spezialist: Pietro Vernazza, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital St. Gallen.

Auch Pietro Vernazza schaltet sich nochmals in die Diskussion ein, indem er auf Monika Bütlers Ausführungen zu Kosten-Nutzen-Analysen reagiert.

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Er pflichtet ihr bei, bleibt aber bei seinem Anliegen, neue Erkenntnisse in die Eindämmungsstrategien gegen das Virus einfliessen zu lassen.