Interview mit Modeschöpferinnen von «Ottolinger»«Wir waren Kinder, als die Handyvorwahl 079 eingeführt wurde»
Christa Bösch und Cosima Gadient sind die beiden jungen Schweizer Modedesignerinnen hinter dem Label Ottolinger. Die Swisscom hat sie für die erste Kollektion von «079» gewonnen. Sechs Fragen.
Euer Studio ist in Berlin. Warum nicht in Paris oder London?
Wir haben uns das auch überlegt, 2015, als alles losging. Entscheidend waren ganz praktische Gründe. Berlin war billig. Wir hatten viele Freunde und Bekannte dort. Ausserdem gefällt uns das Lebensgefühl der Stadt. Die Freiheit, die kreative Energie.
Was für ein Frauenbild habt ihr vor Augen, wenn ihr Mode macht?
Die starke Frau. Sie betritt selbstbewusst einen Raum, und alle Blicke richten sich auf sie. Sei es im Sitzungszimmer oder in der First-Class-Lounge am Flughafen. Die Powerfrau.
Wie kam es zu der Kollaboration mit Swisscom?
Beda Achermann hat uns besucht und von dem Projekt «079» erzählt. Dass Swisscom ein Modelabel macht, hat uns überrascht. Das Unerwartete fanden wir reizvoll. Gleichzeitig macht es ja auch total Sinn. Telekommunikation verbindet die Menschen, Mode ganz genauso.
Keine Berührungsängste mit einem Riesenkonzern?
Eigentlich nicht. Uns ist bei Kollaborationen immer wichtig, dass wir einen Bezug zu der Marke haben. Und als Schweizerinnen haben wir ja einen Bezug zu Swisscom. Wir waren Kinder, als die Handyvorwahl 079 eingeführt wurde.
Der Heimatbezug kommt auch in Euren Entwürfen für «079» zum Ausdruck. Ihr zitiert Folkloreelemente aus dem Appenzell. Mit einem Augenzwinkern?
Nein, Ironie ist da nicht im Spiel. Aber Spass schon. Wir arbeiten ja oft mit Referenzen, die traditionelle oder historische Wurzeln haben. Die Schweiz ist nun mal ein Land, in dem es keine richtige Aristokratie gab, keine Königshäuser, keine vornehmen Gewänder und all das. Wir haben bäuerliche Traditionen, und dazu gehören die Trachten. Damit spielen wir. Mode muss Spass machen.
Wie würdet Ihr den Stil von Ottolinger beschreiben?
Perfektion macht uns eher nervös. Perfekt imperfekt – das ist eigentlich unser Motto. Die Schönheit des Chaos feiern, sagen wirs so.
Christian Kämmerling ist Journalist und Buchautor. Er lebt in Kaiserstuhl am Rhein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.