Verzögerter Einsatz von neuem SystemInterner Bericht kritisiert veraltetes Radarsystem der Armee scharf
Weil das neue System der militärischen Luftraumüberwachung erst 2030 einsatzbereit ist, muss das alte System länger hinhalten. Doch es gibt zu wenig Personal und Ersatzteile.
Eigentlich sollte die Schweizer Armee schon jetzt ein neues System zur Luftraumüberwachung nutzen. Denn Florako, wie das Radarsystem, das Anfang der Nullerjahre eingeführt wurde, heisst, hat das Ende seiner Lebensdauer erreicht und genügt den heutigen Anforderungen an eine digitale Überwachung des Himmels nicht mehr. Die Inbetriebnahme des neuen Systems Sky View verzögert sich derweil wegen Integrationsproblemen immer weiter – zurzeit plant man mit einer Einführung ab 2030.
Diese massiven Verzögerungen werden zu einem ernsthaften Problem für eine sichere Weiterführung von Florako, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Der Zeitung liegt ein interner Bericht zum Qualitätsmanagement des Überwachungssystems vor. Darin kommen gravierende Mängel und Probleme für eine sichere Weiterführung von Florako ans Licht: So bestehe das zuständige Team aus überalterten IT-Spezialisten, die in den kommenden Jahren zunehmend wegfallen könnten. «Der Bestand des heutigen Teams von achtzehn Mitarbeitern wird ohne Neueinstellungen bis 2026 halbiert», zitiert die «NZZ am Sonntag» den Bericht. Schuld daran seien mehrere anstehende Pensionierungen. Zudem hätten vier Mitarbeiter gekündigt.
Zudem sei es zunehmend schwierig, Ersatzteile für das veraltete Radarsystem zu beschaffen, was einen reibungslosen Weiterbetrieb bis 2031 zusätzlich erschwere. Armeechef Thomas Süssli relativiert die Probleme in einer Stellungnahme gegenüber der Zeitung: Der interne Bericht gebe keine Gesamtsicht der Situation wieder, er sei bewusst nicht objektiv und konzentriere sich auf mögliche Risiken bei der Weiterführung des veralteten Systems. Man habe inzwischen bereits eine neue Person für das Spezialistenteam rekrutieren können. Er sei überzeugt, dass Florako bis 2031 weiterbetrieben werden könne.
Im Bericht werden aber noch weitere Probleme kritisiert: So gebe es massive Schwierigkeiten mit der neuen Digitalisierungsplattform NDP. Das Grossprojekt wird gemeinsam mit der neuen Luftraumüberwachung gestemmt. Im Kommando Cyber, das für diese Plattform zuständig sei, gebe es eine «problematische Führungskultur». Eine «Lehmschicht» verhindere, dass Probleme offen diskutiert würden.
Beim letzten Treffen der Projektgruppe von Sky View plädierte einer der Verantwortlichen für eine technisch simplere Umsetzung des Projekts. Süssli überstimmte dieses Votum. Das Ziel ist die Schaffung eines vollständig digitalisierten Gefechtsfelds, in dem alle Akteure in Echtzeit miteinander kommunizieren können.
Korrigendum: In einer früheren Version des Artikels wurde behauptet, dass das Parlament 300 Millionen Franken wegen der Integrationsprobleme von Sky View suspendiert habe. Diese Aussage ist veraltet. Die Suspendierung wurde Anfang Dezember aufgehoben.
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