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Bizarrer Streit in Florida
In letzter Minute: Disney World trickst Ron DeSantis aus

Disney hat sein Resort in Orlando in letzter Minute der Kontrolle von Floridas Gouverneur Ron DeSantis entzogen. Brisant dabei: Dies geschah in aller Öffentlichkeit, wurde aber von niemandem bemerkt.
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Eigentlich war die Sache gegessen und Floridas Gouverneur Ron DeSantis freute sich hämisch über seinen Sieg über den Disney-Konzern, der ihm Ruhm und Ehre über den Sonnenschein-Staat hinaus sichern sollte. Doch in letzter Minute nahm sein Streit mit dem Vergnügungspark eine für ihn unerwartete und unschöne Wende, wie die Zeitung «Orlando Sentinel» berichtet.

DeSantis setzte zuvor durch, dass er selber die Mitglieder des Verwaltungsgremiums einsetzen darf, das über die Sonderverwaltungszone bestimmt. Das Disney-Gelände hat seit 1967 einen Sonderstatus in Orlando und wird weitgehend von diesem Gremium selber verwaltet – inklusive Unterhalt oder Feuerwehr.

In seiner letzten Sitzung haben die alten Mitglieder nun eine Klausel beschlossen, die alle diese Rechte und Befugnisse an den Disney-Konzern überträgt. Zudem wurden die Rechte für den Bau eines weiteren Parks auf dem Gelände gesichert – es existieren neben dem 1971 eröffneten Magic Kingdom bereits das Epcot Center, das Animal Kingdom, die Hollywood Studios und zwei Wasserparks.

Luftaufnahme des Disney World Resort in Orlando, das sich als Sonderzone selber verwaltet.

Das Verwaltungsgremium ist hingegen nur noch für den Strassenunterhalt und andere Infrastruktur zuständig. Die von DeSantis per neuem Gesetz eingesetzten Mitglieder stellten diese Änderung erst in ihrer ersten Sitzung fest, als ihnen klar wurde, dass sie eigentlich gar nichts zu sagen haben. Dabei hatte das alte Gremium die Klausel an einer öffentlichen Sitzung beschlossen und offiziell ausgeschrieben – und es hatte niemand Einsprache erhoben.

In der Klausel kommt Charles III. ins Spiel

Nun gilt die Klausel gemäss Bestimmung «bis in alle Ewigkeit». Und auch falls dieser Zeitrahmen gerichtlich als ungültig taxiert würde, hat die alte Disney-Verwaltung vorgesorgt, dann würde die Klausel «bis 21 Jahre nach dem Tod des letzten Überlebenden der Nachkommen von König Charles III., König von England, der zum Zeitpunkt dieser Erklärung lebt» gelten. Mit bereits fünf Enkelkindern dürfte die Linie von Charles wohl über dieses Jahrhundert hinaus gesichert sein.

Das neue Verwaltungsgremium möchte nun gerichtlich gegen die Klausel vorgehen. Das entspreche nicht dem Willen des Gesetzes und des Gouverneurs, sagte ein Mitglied des neuen Gremiums dem «Orlando Sentinel». Und beklagt sich: «Damit wird die Regierungsgewalt dieses Gremiums vollständig umgangen.» Was wohl genau die Absicht des Disney-Konzerns war.

Beim Streit geht es um LGBTQ-Themen

Die Klausel ist zudem eine gewaltige Schlappe für Ron DeSantis, der sich seit einem Jahr in einem bizarren Streit mit dem Unterhaltungskonzern befindet. Damals äusserte sich Disney gegen ein Gesetz des Gouverneurs, das unter dem Stichwort «Don’t say gay» bekannt wurde. DeSantis will damit erreichen, dass an Schulen nicht mehr über Homosexualität und alle anderen LGBTQ-Themen diskutiert wird. Der Disney-Konzern hingegen integriert diesen Dialog vielmehr in seine Filme und Produkte und hat sich deshalb wohl ungewohnt deutlich gegen dieses Gesetz in Florida ausgesprochen. 

Die Schneekönigin Elsa aus «Frozen» ist lesbisch – als eine der ersten Figuren im Disney-Universum, das sich für die LGBTQ-Thematik öffnete.

DeSantis liess das nicht auf sich sitzen und suchte nach Wegen, den Unterhaltungsriesen zu strafen und zu entmachten. Zuerst wollte er den Sonderstatus von 1967 aberkennen und das Disney-Gelände in die Gemeinden um die Parks integrieren. Es stellte sich aber heraus, dass dies erhebliche finanzielle Nachteile für die Region hätte, da die Sonderverwaltungszone unter anderem eine Milliarde Dollar Schulden und hohe Kosten aufweist.

Deshalb setzte der Gouverneur schliesslich mithilfe des Parlaments durch, dass er die Mitglieder des Gremiums ernennen darf, die über die Sonderzone bestimmen. Seine Handlanger hätten dann verbieten sollen, dass Kinder im Disney World mit LGBTQ-Themen in Berührung kommen. Im neuen Gremium sitzt beispielsweise ein ehemaliger Pfarrer, der schon behauptete, dass Hahnenwasser die Menschen homosexuell mache, oder die Gründerin der Gruppe Moms for Liberty, die alle Themen im Zusammenhang mit Sexualität aus den Schulen verbannen möchte.

Disney bleibt hart

Nun haben die Mitglieder des Gremiums aber so gut wie gar nichts zu sagen. Ohne das Einverständnis des Unterhaltungskonzerns dürfen sie keine Änderungen an der Sonderverwaltungszone beschliessen. Und Disney hat bereits klargemacht, dass man nicht davon abrücken werde. Vor Gericht dürften DeSantis’ Leute kaum Chancen haben, da die Änderungen gemäss dem Gesetz in Florida öffentlich beschlossen und ausgeschrieben wurden.

Dabei hätte ein Erfolg gegen Disney Ron DeSantis landesweit als Kämpfer gegen die Woke-Kultur, Grosskonzerne und die Medien etablieren sollen. Bei einem Auftritt in Iowa nutzte er seinen vermeintlichen Sieg bereits in seiner Rede und erhielt tosenden Applaus. Nun muss er stattdessen eine Niederlage einstecken, während seine Umfragewerte ohnehin schon sinken, nachdem er sich negativ über die Ukraine geäussert hat und herbe Attacken von seinem Konkurrenten Donald Trump hat einstecken müssen.