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Afghanistan droht eine Hungersnot
In Kabul kollabiert die Wirtschaft

Afghanische Bürger warten darauf, dass die Bank öffnet. Kabul, Ende August 2021.
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Afghanistan steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Das afghanische Bankensystem stehe vor dem Zusammenbruch, sagte Syed Moosa Kaleem al-Falahi, Chef der Islamischen Bank Afghanistans, einem der führenden Geldinstitute des Landes, der BBC. Seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August versuchten viele Kunden, ihr Geld komplett abzuheben, gleichzeitig aber flössen keine neuen Mittel in das Land. «Die meisten Banken sind nicht arbeitsfähig», sagte Falahi kürzlich in Dubai.

Auch der seit langem in Afghanistan engagierte Norwegische Flüchtlingsrat schlägt Alarm. Die Wirtschaft des Landes gerate «ausser Kontrolle», sagte Generalsekretär Jan Egeland bei einem Besuch in Kabul. Er betonte, das Bankensystem stehe vor dem Kollaps, weil das Bargeld knapp werde. «Wenn die Wirtschaft zusammenbricht, wird selbst die fundamentalste Grundversorgung nicht mehr funktionieren, und die humanitären Bedürfnisse werden sogar noch stärker wachsen.» Es müsse dringend ein Mittel gefunden werden, um die Liquiditätskrise zu überwinden, forderte Egeland. Es gehe nun darum, vor dem anstehenden, rauen Winter der darbenden Bevölkerung zu helfen. «Jeder dritte Afghane weiss bereits jetzt nicht, wie er die nächste Mahlzeit bekommen wird.»

40 Prozent Hilfsgelder

Nach Angaben der Weltbank wurden vor der Machtübernahme der Taliban bereits etwa 40 Prozent des afghanischen Bruttosozialprodukts aus internationalen Hilfsgeldern bestritten. Seit die Islamisten vergangenen Monat den Präsidentenpalast in Kabul einnahmen, haben aber westliche Geberstaaten ihre Unterstützung eingefroren. Zwar signalisiert die chinesische Regierung, den neuen Machthabern in Kabul unter die Arme zu greifen, aber das reicht nicht, um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden. Peking hat Mittel in Höhe von 31 Millionen US-Dollar zugesagt – unter anderem für Nahrungsmittel.

Die Taliban, die bislang nicht durch eine gute Regierungsführung auffallen, sehen sich mit einer wachsenden Inflation konfrontiert – und einer drohenden Hungerkrise. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat nur ein Bruchteil aller afghanischen Haushalte genug Lebensmittel zur Verfügung, um den Tagesbedarf zu decken.

Nach dem Ende des 20-jährigen westlichen Einsatzes macht der Wegfall der Kriegsindustrie und der internationalen Hilfsgelder dem Land schwer zu schaffen. Allein die USA hatten nach dem jüngsten Report ihres Sonderberichterstatters für den Wiederaufbau Afghanistans (Sigar) seit dem Jahr 2001 bis zum Ende ihrer Mission etwa 145 Milliarden US-Dollar Hilfsgelder bereitgestellt. Dazu kamen noch einmal 837 Milliarden US-Dollar für die militärische Operation der Amerikaner.