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Begegnung mit Sophie Marceau
«In Bern sterben? Weshalb nicht?»

Traurige Geschichte, aber auch zum Lachen: Sophie Marceau an der Premiere von «Tout s’est bien passé» in Cannes.
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«Ach, Sie kommen aus Bern?», sagt Sophie Marceau zu Beginn des Gesprächs. «Das ist die Hauptstadt der Schweiz. Und – hélas – der Ort, wo mein Vater im Film stirbt. Ich war noch nie dort.»

Sophie Marceau. Das Mädchen, das 1980 in «La Boum» den Jungs den Kopf verdrehte. Die Frau, die 1999 in «The World Is Not Enough» James Bond das Leben schwer machte. Die Ikone, die 2012 der Büste von Frankreichs Nationalfigur Marianne Modell stand.

Da sitzt sie und spielt lächelnd die Souveräne. Dabei hatte sie noch vor ein paar Minuten einem Westschweizer Kollegen verraten, sie habe immer gedacht, Genf sei die Schweizer Hauptstadt. Aber wer will sie schon auf ihre Geografiekenntnisse behaften? Besonders nach ihrem fantastischen Auftritt in «Tout s’est bien passé», dem neuen Film von François Ozon.

Durchbruch mit einer Fete: Sophie Marceau 1980 in «La Boum».

Sophie Marceau, 55 Jahre alt, spielt darin Emmanuèle Bernheim, eine französische Drehbuchautorin und Schriftstellerin. Diese hat ihren Vater in den Tod begleitet und über diese Erfahrungen 2013 einen Bestseller veröffentlicht. «Leider habe ich sie nicht gekannt», sagt Sophie Marceau, «sondern nur ihr Buch gelesen. Und mich darüber gewundert und gefreut, dass ich bei einem so ernsten Thema so viel lachen konnte.»

Emmanuèle Bernheim, die mit François Ozon die Drehbücher zu Filmen wie «Sous le sable» und «Swimming Pool» geschrieben hatte, wollte eigentlich ihre Vatererinnerungen zusammen mit dem Filmemacher Alain Cavalier selbst an die Hand nehmen. Aber es kam nicht dazu, sie starb 2017 an den Folgen von Lungenkrebs.

«Man kann einem Vater nichts abschlagen»

«Was für eine traurige Geschichte», sagt Sophie Marceau. Umso wichtiger habe sie deswegen den Versuch gefunden, den leichten, aber trotzdem einnehmenden Ton ihres Buches in den Film zu übertragen: «Sie hätte das bestimmt so gewollt.»

Es ist gelungen. Sophie Marceau spielt diese Tochter, die sich mit dem Todeswunsch ihres Vaters konfrontiert sieht, mit aller Ambivalenz, die der Rolle innewohnt. Und André Dussollier ist meisterhaft als renommierter Kunsthändler, der ein erfülltes Leben hatte und jetzt mit 88 Jahren gehen will. Er lässt keine Zweifel offen über seine Absichten, und auch die Tochter weiss: «Man kann meinem Vater nichts abschlagen.»

Bald ein Abschied für immer: Tochter und Vater (André Dussollier) in «Tout s’est bien passé».

Da kommt Bern ins Spiel. Sterbehilfe ist in Frankreich nicht erlaubt, der Patient muss in die Schweiz fahren. Die Tochter und ihre Schwester, die den begleiteten Suizid organisieren, dürfen nicht dabei sein, denn sie könnten wegen Beihilfe angeklagt werden. Und weil nicht alle Angehörigen des Vaters mit dessen Tun einverstanden sind, wird der Film zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Und die Polizei.

Enttäuscht von der Berner Klee-Stiftung

Aber eben, es gibt auch leichtere Momente. «Bern?», sagt der Vater mit gespieltem Entsetzen, als er den Ort des Geschehens erfährt, «ich war etwas enttäuscht von der Paul-Klee-Stiftung.» Kunsthändler bleibt Kunsthändler.

«In Bern sterben? Weshalb nicht?», sagt dagegen Sophie Marceau. Für ihren Filmvater sei das der absolut richtige Weg gewesen, um sich von seinem Leid zu befreien. Und: «Natürlich beschäftige ich mich auch mit meinem eigenen Tod, wer tut das nicht?»

Aber ob Sterbehilfe dereinst der richtige Weg sein werde, wolle und könne sie nicht sagen. 

«Tout s’est bien passé» läuft als Vorpremiere in diversen Städten, ab 14. April dann im regulären Programm.