Grosse Kantone brauchen ZeitImpfkampagne dauert wohl bis im Herbst
Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri dämpft Erwartungen auf entspannte Sommerferien. Das Gros der Impfwilligen werde zwar im Sommer geimpft sein, doch bis alle zwei Dosen hätten, werde es Herbst.
Die Impfbereitschaft in der Schweiz ist stark gestiegen, seit effektiv auch geimpft wird, stellt Michael Hermann vom Forschungsinstitut Sotomo fest. In seiner Onlinebefragung gaben im März 72 Prozent an, sich impfen zu lassen. Darunter sind 9 Prozent, die bereits eine oder zwei Dosen erhalten haben. Vor einem halben Jahr sah es noch anders aus. Im Oktober zeigten sich lediglich 49 Prozent zur Impfung bereit.
Sollte diese hohe Bereitschaft anhalten, könnte das Impfziel des Bundes wanken, wonach bis Ende Juli alle Impfbereiten immunisiert sind. Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri bestätigte am Dienstag vor den Medien seine vor einigen Monaten geäusserte Aussage, dass es Herbst werde, bis alle Impfbereiten die zweite Dosis erhalten hätten.
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Die Organisation der Impfkampagne sei komplex, vor allem für die grösseren Kantone, sagte Hauri, der Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte. In den ersten Monaten sei die erwartete Zahl der Impfdosen nicht eingetroffen. Nun die nötige Infrastruktur aufzubauen, brauche Zeit. Deshalb sei seine Aussage, wonach es bis zur Durchimpfung bis im Herbst dauere, realistisch. Die grosse Mehrheit werde zwar bereits früher geimpft sein, manche aber erst mit einer Dosis.
689’178 vollständig Geimpfte
Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) hielt demgegenüber fest, dass ihr Amt immer noch am Impfziel Sommer festhalte. Insgesamt wurden bis Sonntagabend 2’299’125 Impfdosen an die Kantone und Liechtenstein ausgeliefert. Davon wurden 1’815’117 Dosen verabreicht. 689’178 Personen sind bereits vollständig geimpft.
Gemäss der Sotomo-Umfrage ist die Impfbereitschaft unter den Männern mit 76 Prozent etwas grösser als bei den Frauen mit 68 Prozent. Laut Hermann äusserten Frauen häufiger Bedenken zu möglichen Nebenwirkungen der Impfung. 27 Prozent der Frauen wollen sich nicht oder eher nicht impfen lassen, bei den Männern sind es 18 Prozent.
Die ältere Bevölkerung zeigt eine deutlich höhere Impfbereitschaft als die jüngere. Doch selbst von den 15- bis 24-Jährigen wollen sich zwei Drittel impfen lassen. Die Jüngeren geben als Motivation für eine Impfung vor allem an, wieder ein normales Leben führen und wieder reisen zu wollen. Laut Hermann gibt es ein grosses Bewusstsein für die verschiedenen Typen des Impfstoffes. Die meisten wollten einen RNA-Impfstoff, wobei es ihnen weniger eine Rolle spiele, von welchem Hersteller dieser sei.
Steile dritte Welle bisher verhindert
Dem BAG sind am Dienstag 2241 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Gleichzeitig wurden 10 neue Todesfälle und 82 Spitaleinweisungen registriert. Die Positivitätsrate beträgt 8,8 Prozent bei 25’447 neu gemeldeten Tests. Laut Hauri scheinen die Fallzahlen auf einem zwar zu hohen Niveau zu stagnieren. Aber das Gute sei, dass ein steiler Anstieg in der dritten Welle bisher ausgeblieben sei, sagte Hauri.
Die geltenden Massnahmen schienen eine gewisse Bremswirkung zu haben, obwohl die ansteckenderen Mutationen nun dominierten. Auch die ausgedehnten Tests, insbesondere die Reihentests, trügen zur Eindämmung bei.
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