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Wer gewinnt die US-Wahlen?
Im Moment sieht es für Trump nicht gut aus

Der Trend spricht gegen ihn: Donald Trump auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung in Florida. 
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In drei Wochen wählen die Amerikaner ihren Präsidenten. Und im Moment sieht es für den Amtsinhaber nicht gut aus. Im Gegenteil: Wenn die Umfragen stimmen, dann wird Donald Trump am 3. November eine Niederlage erleben. Und zwar nicht nur eine knappe, sondern eine gewaltige – eine Niederlage von erdrutschartigen, demütigenden Dimensionen.

Die Zahlen sind eindeutig. Im landesweiten Durchschnitt der Umfragen, den das Meinungsforschungsinstitut Fivethirtyeight laufend errechnet, führt der Demokrat Joe Biden mit 52,3 Prozent der Stimmen. Trump kommt nur auf 42,1 Prozent – eine Differenz von satten 10 Prozentpunkten. Wie der Präsident diesen Rückstand in drei Wochen aufholen will, sofern es im Wahlkampf keine dramatische Wendung gibt, ist nicht ersichtlich.

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Allerdings ist die Aussagekraft von landesweiten Umfragen begrenzt. Die Präsidentschaftswahl wird in den einzelnen Bundesstaaten entschieden, die je nach Bevölkerungsgrösse unterschiedlich viele Stimmen im Electoral College haben. Dieses Wahlmännerkolleg wählt den Präsidenten, und um im Electoral College zu siegen, sind 270 Stimmen notwendig.

Das heisst: Es ist durchaus möglich, dass ein Kandidat landesweit absolut weniger Stimmen als sein Gegner bekommt, die Präsidentschaftswahl aber gewinnt, weil er in den entscheidenden Bundesstaaten siegt. Das war im Jahr 2000 so, als George W. Bush gewann, ebenso im Jahr 2016, als Trump siegte. Doch auch gemessen an der Stimmenverteilung im Electoral College liegt Biden deutlich vor Trump.

Aus den Problemen des Jahres 2016 gelernt?

Die entscheidende Frage bei all diesen Szenarien ist natürlich: Stimmen die Umfragen? Die Antwort lautet: vielleicht. Sicher ist, dass die Wahlexperten in diesem Jahr zumindest versucht haben, aus den Problemen des Jahres 2016 zu lernen. Damals sagten ihre Umfragen einen Sieg der Demokratin Hillary Clinton voraus. Und tatsächlich bekam sie landesweit etwa drei Millionen Stimmen mehr als Trump.

Allerdings waren die Erhebungen in einigen sehr wichtigen Bundesstaaten zu optimistisch. In Pennsylvania, Michigan und Wisconsin verlor Clinton mit insgesamt weniger als 100’000 Stimmen. Das reichte, um Trump die Stimmenmehrheit im Electoral College zu bringen. Dass viele Medien die Siegeschance von 10 bis 20 Prozent, die Trump damals laut fast allen Modellen hatte, sehr nonchalant auf null abgerundet hatten, trug zur Überraschung am Wahlabend bei.

«Nach jedem gängigen Massstab sieht es nach einem Erdrutschsieg für Biden aus.»

Ari Fleischer, Pressesprecher von Präsident George W. Bush

Am Ende hängt also die Bewertung der Lage davon ab, ob man den Meinungsforschern vertraut: Ist ein Sieben-Punkte-Vorsprung von Biden heute valider, als es der Sieben-Punkte-Vorprung von Clinton war, der sich als Illusion herausgestellt hat? Die Experten sagen Ja – was sollen sie auch sonst sagen?

Und Bidens Anhänger weisen nicht zu Unrecht darauf hin, dass ihr Kandidat auch in vielen anderen Bundesstaaten führt, die Trump 2016 gewonnen hat, zum Beispiel in Florida oder Arizona. Selbst traditionelle republikanische Bastionen wie North Carolina oder Texas könnten kippen und an Biden gehen. Das käme einer politischen Revolution gleich. Ausserdem sei die Zahl der unentschlossenen Wähler heute deutlich geringer als 2016, um die 3 oder 4 Prozent statt mehr als 10. Es gebe daher kein Reservoir, aus dem Trump noch viele Stimmen schöpfen könne.

2016 hat Trump in dem Bundesstaat gewonnen, diesmal könnte es anders sein: Joe Biden auf Wahlkampftour durch Florida. 

Unstrittig ist zudem, dass der Trend gegen Trump spricht. Bidens Umfragen-Durchschnitt ist in den vergangenen Wochen gewachsen. Das unhöfliche Gepolter bei der ersten Fernsehdebatte mit dem Demokraten und die Corona-Show haben den Präsidenten offenbar nicht beliebter gemacht. Seit Ende Juli liegt Biden in den landesweiten Umfragen konstant bei mehr als 50 Prozent. Trump kam seither nie über 43 Prozent.

All das ist der Grund, warum auch erfahrene republikanische Parteileute Trumps Siegeschancen für nicht allzu hoch halten. Das am schlechtesten gehütete Geheimnis Washingtons sei, dass der Präsident auf eine krachende Niederlage zusteuere, konstatierte vor einigen Tagen das Magazin «Politico» – alle wüssten es, aber niemand traue sich, es laut zu sagen. Trump «steckt in Schwierigkeiten, gar keine Frage», sagte auch Ari Fleischer, der einstige Pressesprecher von Präsident George W. Bush. «Nach jedem gängigen Massstab sieht es nach einem Erdrutschsieg für Biden aus.»

Andererseits: Nach jedem gängigen Massstab hätte 2016 auch Hillary Clinton die Wahl gewinnen sollen. Es siegte aber Donald Trump.