Kopf des TagesIm Jupe auf den Bischofsstuhl
Die französische Theologin und Frauenrechtlerin Anne Soupa bringt mit ihrer Bewerbung Papst und Kirche in Verlegenheit.

Papst Franziskus hat letzte Woche sieben Frauen in seinen Wirtschaftsrat berufen. Der Beifall war ihm gewiss. Und machte sein Diktum vom Februar fast vergessen, dass Frauen von ihrem Wesen her nicht zu Priesterinnen geweiht und darum keine Definitionsgewalt in der Kirche übernehmen können. Auf die Bewerbung der Theologin Anne Soupa, auch ohne Priesterweihe Erzbischöfin von Lyon zu werden, trat er gar nicht ein.
Dabei ist Soupa, wie sie erklärt, mit ihrer Bewerbung einem früheren Aufruf des Papstes gefolgt, Frauen sollten sich verstärkt in der Kirche einbringen. Im Mai hatte sie sich hochoffiziell beim päpstlichen Nuntius in Paris für den höchsten Bischofstuhl in Frankreich beworben. Die 73-Jährige traut es sich zu, im gebeutelten Erzbistum Lyon wieder Vertrauen aufzubauen. Der jahrzehntelang vertuschte Missbrauchsskandal um den pädophilen Priester Bernard Preynat hatte nicht nur Lyon, sondern ganz Frankreich erschüttert. Im März trat Kardinal Philippe Barbarin als Erzbischof von Lyon zurück. Er habe die Diözese schlecht geführt und es an Empathie für den Schmerz der Kinder fehlen lassen, so die vierfache Mutter. Darum brauche es jetzt juristische, soziale und psychologische Fähigkeiten.
Ein weibliches Konklave
Und die scheint Soupa mitzubringen: Die Theologin und Frauenrechtlerin hat auch einen Abschluss in Politik- und einen in Rechtswissenschaften. Sie leitet Bibelgruppen und schreibt Bücher zur Stellung der Frau in der Kirche. 2005, vor der Wahl Joseph Ratzingers zu Papst Benedikt XVI., organisierte sie in Paris das erste weibliche Konklave: Mit 72 Frauen debattierte sie über die Marschrichtung der reformbedürftigen Männerkirche.
Auch 2008 erregte sie Aufsehen, als sie den Pariser Erzbischof André Vingt-Trois wegen sexistischer Äusserungen verklagte. Dieser sagte damals zur Forderung, Frauen verstärkt in kirchlichen Funktionen einzubinden: «Es geht nicht darum, einen Jupe zu tragen, es geht darum, etwas im Kopf zu haben.» Alsbald gründete Soupa mit Aktivistinnen das Comité de la Jupe, um in der Kirche mehr Raum für Frauen zu erstreiten.
Alle Apostel
In der nämlichen Absicht lancierte Soupa dieser Tage eine neue Gründung: den Verein Toutes Apôtres (Alle Apostel), in Anspielung auch auf die Aussage von Franziskus, Maria sei die «Apostelin der Apostel». Gleichzeitig bewarben sich sieben von Soupas Mitstreiterinnen auf kirchliche Spitzenämter in Frankreich. Worauf der Nuntius in Paris, Celestino Migliore, einige der Frauen für September zu sich eingeladen hat – zu Einzelgesprächen und nicht zum geforderten gemeinsamen Treffen. Auf Soupas Bewerbung ging auch er nicht ein.
Wer weiss, vielleicht wird er wie Franziskus die eine oder andere Frau für einen administrativen Posten in einer Diözese empfehlen. Aber auf einem Bischofsstuhl wird es ein Wesen mit Jupe nicht geben. Soupa, inzwischen weltberühmt, kann sich vor Anfragen kaum retten. Nur der Nuntius von Paris und der Papst in Rom wollen nichts von ihr wissen.
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