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AboReportage aus Französisch-Guyana
Dona Mirtes und die Männer in der Goldgrube

Ihr Traum ist es, die Illegalität irgendwann hinter sich zu lassen: Verkäuferin Dona Mirtes.

Dona Mirtes hat ihren Blick auf den rotgelben Boden gerichtet. Sie sucht nach Spuren, Überbleibseln ihres alten Lebens. Irgendwo hier hat sie neun Monate zuvor alles verloren.

Dona Mirtes ist Verkäuferin. Oder Schmugglerin. Je nachdem. Sie verkauft Parfüm, Bier, Ibuprofen – alles, was die Männer hier in der illegalen Goldmine so brauchen. Sie bringt ihre Waren mithilfe von Schleppern aus dem benachbarten Surinam hierher, in den Regenwald von Französisch-Guyana, einem Überseedepartement Frankreichs, das zur EU gehört.

Ihren Laden hat Dona Mirtes nicht einfach verloren. Die französische Gendarmerie hat ihn angezündet. Im grössten Nationalpark innerhalb der Europäischen Union, dem Parc amazonien de Guyane, mitten im amazonischen Regenwald, ist es verboten, Gold aus dem Waldboden zu waschen. Und einen Laden direkt neben einer Goldmine aufzubauen, um Goldwäscher zu versorgen, auch.

Zwischen acht- und fünfzehntausend Brasilianerinnen und Brasilianer arbeiten in Französisch-Guyana im Wald. Von morgens bis in die Nacht hinein, knietief im Schlamm, waschen sie Gold aus den Hängen, tragen Hügel ab, bohren Tunnel und bauen ganze Siedlungen.

Ein Tag Arbeit kann zehn, zwanzig Gramm Gold bedeuten, 500 bis 1000 Franken. Zwischen zehn und fünfzehn Tonnen Gold werden jedes Jahr hier gewaschen, das entspricht 560 bis 850 Millionen Franken.

Garimpo nennt man hier umgangssprachlich das, was international «Small-Scale Artisanal Gold Mining» heisst, zu Deutsch: Goldförderung in Handarbeit. Frankreich verbietet das auf seinem gesamten Staatsgebiet – grösstenteils aus Gründen des Umweltschutzes. Im Nachbarland Surinam ist Goldwaschen mit Konzession erlaubt. Doch eben weil man die Tätigkeit in Surinam erlaubt, ist das Gold dort seltener geworden.

Dreihundert Gendarmen, Militärs, Parkwächter machen Jagd auf die Goldwäscher. Jeden Tag schwärmen sie aus, mit Booten und Helikoptern, nehmen Goldwäscher fest – oder zünden Läden an, wie jenen von Dona Mirtes. Doch das Gebiet ist kaum zu kontrollieren. Der Parc amazonien de Guyane, nur einer der Hotspots der Goldwäscherei in Amazonien, ist fast so gross wie die Eidgenossenschaft.

Harte Handarbeit: Zwischen acht- und fünfzehntausend Brasilianerinnen und Brasilianer arbeiten in Französisch-Guyana im Wald.

Und noch einen Zusammenhang gibt es zwischen hier und dort: Obwohl das Gold aus Französisch-Guyana illegal ist, landet ein guter Teil davon in der Schweiz, wie vorliegende Recherchen zeigen.

Über viele Ecken, Verkäufer, Länder, Schiffe landet ein Teil des Goldes, mit zahlreichen Stempeln und Umdeklarierungen versehen, geschmolzen und verarbeitet, in den grossen Goldraffinerien im Tessin. Und von dort aus in unseren Mobiltelefonen, an unseren Handgelenken, in den Kellern unserer Banken.

Red Bull: 1 Gramm Gold

Um vier Uhr morgens liegt Nebel über dem Maroni, dem Grenzfluss zwischen Surinam und Französisch-Guyana. Yao Passi, einer der Schmugglerorte auf der surinamischen Seite, erwacht, Dutzende garimpeiros, Goldwäscher, und Verkäuferinnen beladen ihre Boote. Auch Dona Mirtes lädt ihre Waren in ein Boot. Ihr Schmuggler, ein Mann namens Malaria, ist nervös, es ist schon spät.

Malaria schmeisst den Motor an, überquert den Grenzfluss, zurück nach Französisch-Guyana, in die Seitenarme des Maroni, unter tief hängenden Ästen hindurch, in den Regenwald. Das Licht der Stirnlampen beleuchtet immer nur einen kleinen Teil des reissenden Flusses, die Wellen treffen das Kanu hart von der Seite, Dona Mirtes hält sich fest, in der Hoffnung, dass das Boot die andere Seite der Stromschnellen erreicht. Fünfzig Jahre ist Mirtes alt, sie hat Hunderte dieser Fahrten hinter sich. Der Zugang zu dieser Mine hier, sagt sie, sei noch einer der einfachsten.

Dona Mirtes weiss nichts vom Weltmarkt, er berührt sie nicht. Die Brasilianerin ist aus demselben Grund hier wie die meisten ihrer Landsleute: die bittere Armut zu Hause. Die Illegalität war nicht ihr Traum. Mirtes’ Hoffnung ist es, dieses Leben irgendwann hinter sich zu lassen. Dafür muss sie nur dieses «eine letzte Mal» Glück haben. So sagt sie das. Seit zehn Jahren.

Mit Anfang vierzig, Mirtes hatte bereits zwei Kinder, folgte sie anderen aus ihrem Dorf im nördlichen Bundesstaat Maranhão nach Surinam, wo viele Brasilianer in legalen Goldminen arbeiten. In Paramaribo, der Hauptstadt Surinams, hörte sie von den Verheissungen in Französisch-Guyana: Es sei zwar gefährlicher, doch es gebe mehr Gold. Und weniger Konkurrenz.

Wo es Gold gibt, muss es auch Verkäuferinnen geben, die den Goldwäschern Dinge des täglichen Bedarfs verkaufen, dachte sie sich. Mirtes nahm all ihr Geld, kaufte zwei Koffer voller Waren in Paramaribo, liess sich nach Französisch-Guyana schmuggeln und begann ihre zweite Karriere, diesmal eine illegale.

Zehn Jahre lang arbeitete Mirtes in verschiedenen garimpos in Französisch-Guyana. Sie verkaufte alles, was sie loswerden konnte.

Parfüm (10 Gramm Gold), Ibuprofen (3 Gramm pro Packung), Red Bull (1 Gramm das Viererpack). Oft liefen die Geschäfte gut, Mirtes blieb ein wenig Gewinn, mit dem sie neue Waren beschaffte und einen neuen Laden eröffnete. Oft kam die Polizei und verbrannte alles. Das letzte Mal wurde ihr Geschäft mehrere Monate zuvor entdeckt, mitten in der Nacht.

Mirtes lief in den Wald, wartete, schlich zurück zu ihrem Laden, schleppte einen Kühlschrank, einen kleinen Motor, kanisterweise Flüssiggas in den Wald zu einem Versteck, das sie zuvor gegraben hatte. Sie floh durch den Wald, bis sie den Grenzfluss erreichte. Ein Schmuggler nahm sie mit auf die surinamische Seite. Sie hatte genügend Geld gespart, um ihre Familie in Brasilien zu besuchen, und lebte ein paar Monate dort. Als das Geld ausging, blieb ihr nur eines: zurück nach Französisch-Guyana. Deshalb ist sie heute in der Goldmine: um nach den Sachen zu sehen, die sie neun Monate zuvor versteckt hat.

Ein brachiales Geschäft

Der Goldpreis hat sich in den letzten zehn Jahren beinahe verdoppelt. Ein Gramm kostet heute fast sechzig Franken. Die Schweiz hat eine besondere Stellung im Goldmarkt, sie ist das Herz des weltweiten Goldhandels. Zwei Drittel allen Goldes weltweit werden hier raffiniert. Eine Raffinerie bekommt sogenanntes Doré aus einer Mine, verunreinigtes Gold, gemischt mit anderen Metallen. Die Raffinerie analysiert das Doré, reinigt es per Elektrolyse und im Säurebad, es wird geschmolzen, in einem Wasserbad zu Granulat gekühlt und in einen Barren gegossen, schliesslich werden Datum, Feinheit, Herstellerlogo und Seriennummer eingelassen.

A worker stacks 12.5 kilogram gold bullion bars at the Valcambi SA precious metal refinery in Lugano, Switzerland, on Monday, April 24, 2018. Gold's haven qualities have come back in focus this year as President Donald Trumps administration picks a series of trade fights with friends and foes, and investors fret about equity market wobbles that started on Wall Street and echoed around the world. Photographer: Stefan Wermuth/Bloomberg via Getty Images

Vier der sieben grössten Raffinerien der Welt stehen in der Schweiz: Metalor in Neuchâtel, Argor-Heraeus, PAMP und Valcambi im Tessin, wenige Kilometer voneinander entfernt nahe Mendrisio.

Diese vier Raffinerien sind zertifiziert durch die London Bullion Market Association LBMA, die wichtigste Herkunftsgarantie für Gold weltweit. Bekommt ein Goldbarren das Logo von beispielsweise Metalor eingelassen, dazu den Schriftzug «Switzerland», ist das Gold zertifiziert sauber, das heisst: kein Konfliktgold, kein Gold, das mit Kinder- oder Sklavenarbeit gefördert wurde, kein Gold aus illegalem Abbau. So die Theorie.

Das Leben in den garimpos ist ein Leben im Schlamm: Schmuggler transportieren Güter.

Die Schweiz ist mit Abstand der grösste Einkäufer von Gold aus Surinam. Dort gibt es sowohl legale industrielle Minen als auch legales Small-Scale Gold Mining, theoretisch könnte alles sauber sein. Die Schweiz ist auch einer der grössten Einkäufer von Gold aus Französisch-Guyana. Auch da gibt es – einige wenige – legale Minen. Doch die Tonnen von Gold, welche die Tausende Brasilianer aus dem Regenwaldboden waschen, sind allesamt illegal.

Legales Gold, das heisst: Eine Firma mit einer Bergbaukonzession fördert das Gold aus Boden, der oft direkt vom Staat gepachtet wurde, versteuert es und exportiert es über einen staatlich anerkannten Exporteur an einen Goldeinkäufer. Der arbeitet im besten Fall ebenso sauber, prüft also die Herkunft seines Einkaufs, raffiniert das Gold entweder selbst oder verkauft es an eine Raffinerie.

Illegales Gold ist alles, was nicht diesen Weg geht. Das heisst meistens: Gold, das ohne Erlaubnis gefördert wird, mit Kinder- oder Sklavenarbeit, in Naturschutzgebieten, ohne Sicherheitsmassnahmen, weder für die Arbeiter noch für die Umwelt. Gold, an dem in vielen Fällen Blut klebt.

Dieses Gold nimmt oft einen irregulären Weg, wird ausser Landes geschmuggelt. Doch am Ende muss auch das illegale Gold verkauft werden. Denn ohne Käufer kein Profit. Wer kauft dieses Gold? Wo wird es raffiniert? Wo landet es?

Folgt man dem Gold aus Französisch-Guyana zu den Käufern entlang des Grenzflusses, den Schmelzern und Exporteuren in Paramaribo, scheint die wahrscheinlichste Antwort auf die drei Fragen immer dieselbe zu sein: die Schweiz.

Ein brachiales Geschäft

Mirtes läuft an Männern vorbei, deren Gesichter steif vor Misstrauen, die Hemden krustig vom Schlamm. Einer von ihnen, Júnior, dreissig Jahre alt, trägt fünfundsiebzig Kilo auf dem Rücken, legt die Ladung ab und ruft: «Tia», Tante. Mirtes ruft zurück: «Júnior, du altes Pferdegesicht», umarmt ihn, schnippt eine Zigarette aus ihrer Packung und sagt: «Ich bin zurück, um meinen Laden wieder aufzubauen.»

Mirtes kennt die Goldmine noch gut, doch die Wege ändern sich, mit jedem Regen wird eine Seite überschwemmt, eine andere bricht ein, und neue Pfade bilden sich. Júnior, Mirtes’ Neffe, führt sie die neuen Wege hinauf, an den neuen Gruben vorbei, den neuen Maschinen.

Ein garimpo ist nicht statisch, sondern frisst sich Stück für Stück durch den Regenwaldboden, wo die Goldsucher eine Goldader identifiziert haben. Im Gegensatz zum industriellen Bergbau ist garimpo Handarbeit. Es ist ein brachiales Geschäft und hat sich seit der Erfindung des Motors kaum verändert: Ein Prospektor vermutet an einem Ort Gold, bohrt Löcher in den Boden, nimmt eine Faust voll Schlamm und wäscht ihn – wie in Wildwestfilmen – in einer Goldpfanne aus. Findet er dort genug Goldstaub, beginnt er, eine «Grube auszuwaschen»: Eine Goldgrube ist ein schwimmbeckengrosses, braunes Loch im Schlammboden.

Eine Goldgrube ist ein schwimmbeckengrosses Loch: Garimpeiros bei der Arbeit.

Ziel ist es, mit einem Schlauch den Schlamm abzutragen, ihn durch eine Rinne bis zu einer Pumpe ablaufen zu lassen, die die dicke Flüssigkeit nach oben pumpt, bis zu einer sogenannten Sluicebox, wo das Gold aus der Mischung extrahiert wird.

Vier garimpeiros arbeiten in jeder Grube. Jeder hat seine Aufgabe und jeder seine eigene Gefahr. Einer steht am Schlauch – was lebensgefährlich ist, denn lässt er den Schlauch unkontrolliert los, peitscht dieser durch die Gegend und kann Arbeiter erschlagen. Zwei arbeiten tief im Schlamm, reissen Wurzeln und Steine heraus, damit die Pumpe nicht verstopft. Einer arbeitet an der Grubenwand, stabilisiert sie oder reisst sie ein, je nachdem, was gerade gewollt ist. Von einer herabfallenden Grubenwand erschlagen zu werden, ist eine der häufigsten Todesursachen im garimpo.

Ein paar Meter von der Grube entfernt steht das Herz der Goldwäscherei: die Sluicebox. Ein Holzgestell, das ein wenig an den Kletterturm eines Kinderspielplatzes erinnert. Auf einer steilen Rampe sind Holzstreben befestigt, darunter ein engmaschiges Netz. Die Technik ist jahrhundertealt: Der Grubenschlamm wird in die Sluicebox gepumpt, man schüttet Quecksilber hinein, dann läuft die Mischung über die Rampe nach unten ab. Die Streben halten die schwersten Bestandteile zurück: das Amalgam aus Gold und Quecksilber. Die feinen Körner sinken dann in das engmaschige Netz hinein, verhaken sich dort. Nach ein, zwei Wochen, je nach Produktivität der Grube, wird das Netz ausgewaschen und das Gold gesammelt.

Die Schürfer, die in die Maschinen investieren, sind keine Grossindustriellen, sie stehen hier, am Grubenrand. Der dono da máquina arbeitet zwar nicht im Schlamm, er kauft aber Motor, Schläuche, Quecksilber, er bezahlt eine Köchin, baut Hütten für die Arbeiter. Er trägt auch den gesamten Schaden, wenn die Polizei seine Anlage verbrennt. Das Risiko ist in den Gewinn hineingerechnet: Sobald die Sluicebox ausgewaschen wird, bekommen die Arbeiter rund 15 Prozent des Gewinns. Der Rest geht an den Chef.

Laut Weltbank leben etwa hundert Millionen Menschen in über achtzig Ländern weltweit vom Small-Scale Gold Mining. 80 Prozent der im Goldsektor tätigen Personen arbeiten in kleinen Minen, und 20 Prozent allen Goldes der Welt kommt von dort. Das Gebiet zwischen Surinam und der Europäischen Union ist eine der weltweit am stärksten vom Gold abhängigen Regionen. 90 Prozent der Menschen auf beiden Seiten des Grenzflusses leben mindestens teilweise vom Gold.

Das Leben in den garimpos ist ein Leben im Schlamm. Die Füsse der Männer sind geschwollen, ihre Gesichter von Insektenstichen übersät. Fast jeder hat eine Narbe von einer Leishmaniose-Infektion, eine von Parasiten verursachte, wuchernde Wunde, die zu einer Geschwulst vernarbt. Verletzungen bei der Arbeit, im Transport oder beim Streit sind häufig.

Doch Gold ist eine Hoffnung für Menschen, die in Armut leben. «Wir wissen, dass wir illegal sind, dass es gefährlich ist», sagt Júnior, «aber es gibt Gold hier. Und wer keinen Unsinn macht, kann gutes Geld verdienen.»

Diese Chancen, die die illegalen garimpos bieten, sind auch der Grund für einen der grössten Konflikte im Amazonasregenwald: zwischen der Nutzung des Bodens und dem Schutz des Waldes. Zwischen der wirtschaftlichen Notwendigkeit der einen und dem Schutz der Heimat der anderen. Einer, der sich an Tausenden Orten in Amazonien abspielt. Besonders drastisch hier, an der EU-Aussengrenze.

Erhöhte Quecksilberwerte

Wenige Minuten Luftlinie von Dona Mirtes entfernt liegt ein kleines Dorf. Offene Hütten, Wellblechdächer, unter denen Hängematten flattern. Ein rundlicher, freundlich blickender Mann in Badeshorts läuft am Dock entlang, schöpft mit einer Plastiktasse Wasser aus dem Fluss. Aimawale Opoya ist eines der Familienoberhäupter der Wayana, einer indigenen Gruppe, die an der Grenze zwischen Französisch-Guyana und Surinam lebt. Die Goldmine, in der Mirtes ihren Laden aufbauen will, liegt auf dem Land der Wayana. Und die Wayana sind nicht glücklich über ihre neuen Nachbarn.

«Es ist eine Invasion», sagt Opoya. «Sie sind überall.» Die Wayana trauen sich nicht mehr, in ihren Jagdgründen zu jagen, weil der garimpo nicht weit ist. «Die Brasilianer sind nicht zum Scherzen aufgelegt», sagt er. 

Er fährt mit dem Finger durch das Wasser in der Plastiktasse. «Vor einer Woche noch war das sauber.» Am Maroni, an dessen Ufern die Wayana leben, kann man ablesen, ob die Goldwäscher gerade arbeiten: Ist das Wasser klar, hat die Polizei die Goldmine stillgelegt. Ist es trüb, wird gerade Gold gewaschen. Früher galt bei den Wayana: Ist der Fluss klar, ist er sauber; ist er trüb, dann nicht. Doch heute ist es nicht mehr so einfach. Die Klarheit sagt noch lange nichts über die Sauberkeit aus. «Französische Ärzte haben uns untersucht», sagt Opoya. «Einige der Familien hier hatten extrem erhöhte Quecksilberwerte.»

Auch wenn der Fluss klar ist, könnte das Wasser quecksilberverseucht sein: Indigene Kinder baden im Maroni.

«Laut einer repräsentativen Kooperationsstudie nord- und südamerikanischer Universitäten hatten 97 Prozent von 165 untersuchten schwangeren Frauen in von Goldwäscherei betroffenen Regionen erhöhte Quecksilberwerte in Blut oder Haaren. Bei schwangeren Frauen mit erhöhten Werten gibt es mehr Frühgeburten, mehr Hirnschäden und motorische Störungen bei den Neugeborenen. «Der Grund dafür ist», sagt Wilco Zijlmans, einer der Studienleiter, «dass die Menschen dort dreimal am Tag, sieben Tage die Woche Fisch essen.» Und der Fisch in genau dem Wasser lebt, in dem das Quecksilber aus den Goldminen abfliesst.

Um reines Gold zu bekommen, muss man es wieder vom Quecksilber lösen, durch kontrolliertes Schmelzen. Ein Teil des benutzten Quecksilbers gelangt dabei in die Luft. Egal wo Quecksilber frei wird, es landet in einem meteorologischen Kreislauf. Quecksilber wird auch bei Vulkanausbrüchen frei, es ist ein natürliches Schwermetall. Die gemessenen Werte aber sind nicht natürlich.

Laut Unep, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, ist der Mensch heute der Hauptgrund für die hohen Quecksilberwerte in Ozeanen und Flüssen. Und die Goldwäscherei ist – noch vor Kohlekraftwerken, Müllverbrennungsanlagen und Industrie – verantwortlich für mehr als ein Drittel der globalen Quecksilberemissionen.

Die Vereinten Nationen haben Quecksilber in die Top 10 der «chemicals of public health concern» gehoben. Und trotz aller Bestrebungen wie des Minamata-Übereinkommens, ein internationaler Vertrag zur Reduzierung der Nutzung von Quecksilber, den die meisten Staaten der Welt ratifiziert haben, nimmt die Verschmutzung durch Quecksilber zu. Besonders im Globalen Süden, im Regenwald, wo garimpo oft die einzige Möglichkeit ist, Geld zu verdienen. Laut einer Studie des WWF gelangen jährlich rund 13 Tonnen Quecksilber in die Flüsse von Französisch-Guyana.

Aimawale Opoya schlüpft in seine Flipflops und läuft den Pfad hinauf in Richtung Haupthaus, eine grosse, kegelförmige Hütte mit Schilfdach. An einer Wand hängt ein Poster mit Abbildungen von Dutzenden Fischen, Text auf Wayana, Französisch, Sranan Tongo. «Das sind die Fische, die wir nicht mehr essen sollen», sagt Opoya. «Der, der, der» – er tippt mit dem Finger auf nahezu alle – «das sind Fische, die wir eigentlich jeden Tag essen.»

Die Wayana haben also die Wahl: entweder eine Quecksilbervergiftung riskieren oder ihre Ernährung umstellen und den Fluss hinunterfahren, bei chinesischen Händlern Nudeln, Toastbrot oder gefrorenen importierten Fisch kaufen.

Keine Gepäckkontrolle

Die Gendarmerie weiss, dass ihr Einfluss limitiert ist. Frankreich möchte keine Goldwäsche auf seinem Territorium, vor allem nicht in seinem grössten Nationalpark. Das ganze Areal zu kontrollieren ist unmöglich. «Wir konzentrieren uns darauf, den garimpeiros das Leben so schwer und teuer wie möglich zu machen», sagt Colonel Azevedo, Leiter der Opération Harpie, der Anti-Goldwäscherei-Operation der französischen Gendarmerie. «Wir wollen, dass sie sich fragen: Lohnt sich das alles noch?»

Repression allein wird nichts lösen. Das Gegenteil – Freigabe – aber auch nicht, glaubt Marjo de Theije, eine der weltweit führenden Expertinnen zum Thema Goldwäscherei in Südamerika: «Legalisierung ist nicht die Lösung. Vor allem nicht für den Umweltschutz.» Eine Freigabe würde nur dazu führen, dass grosse Unternehmen auf grösseren Landflächen Goldminen konzessionieren. Und die garimpeiros, denen ihr Boden genommen würde, zögen weiter. Gold gibt es in Französisch-Guyana genug. Man kann immer noch tiefer in den Regenwald. «Solange der Goldpreis so hoch ist», sagt Colonel Azevedo, «lohnt es sich für die garimpeiros

Schattenspiel: Garimpeiros in Antonio do Brinco. Der Grenzort in Surinam ist eine Drehscheibe des Handels mit illegal gewaschenem Gold.

Dreihundert Kilometer entfernt, einen kurzen Flug mit einer Propellermaschine, in Paramaribo. In einem Bezirk, der Klein-Belém genannt wird wegen der vielen Brasilianer, die hier leben, gibt es an jeder Ecke compra de ouro, Goldeinkäufer, Hunderte Geschäfte über die Stadt verteilt.

In einem dieser Läden steht ein Mann an einem Ofen und brennt Quecksilberreste von einem geschmolzenen Goldklumpen. Eine Abgasanlage schützt ihn vor dem Quecksilberdampf. Ein Kunde sitzt auf einem Stuhl im Warteraum dahinter, es ist sein Gold. Der Mann muss keinen Ausweis zeigen, er muss nicht erklären, woher er das Gold hat. Da es mit Quecksilber verschmutzt ist, kann es kein Altgold sein, es kann auch nicht aus dem Bergbau kommen.

Dieses Gold ist mit hoher Wahrscheinlichkeit illegal gewaschen worden. Doch keiner der Goldeinkäufer muss die Provenienz von eingekauftem Gold nachweisen.

Nahezu alle garimpeiros, die ich gesprochen habe, verkaufen hier, im brasilianischen Viertel von Paramaribo, ihr Gold aus Französisch-Guyana. Ein Flug vom Grenzfluss kostet 120 Dollar. Es gibt weder Gepäck- noch Passkontrolle. Wer keine Zeit hat, gibt sein Gold einem Kurier, der Gold gegen Kommission aus den garimpos bis nach Paramaribo bringt, einige Tage später bekommt der garimpeiro dann eine Überweisung per PIX, einer Art staatlichem Paypal in Brasilien. Frankreich sieht von diesem Geld keinen Cent. Surinam schon.

Tessiner Firma

«Es ist klar, dass der grösste Teil des Goldes aus Französisch-Guyana nach Surinam geschmuggelt und von dort durch Kaloti Minthouse exportiert wird», sagt Marc Ummel, Rohstoff-Experte von der NGO Swissaid, «wahrscheinlich geht das meiste nach Dubai.» Ummel hat die Wege des Goldes aus Konfliktregionen in die Schweiz untersucht. Er ist dabei vor allem auf eine Verbindung gestossen: Kaloti, einer der grössten Goldeinkäufer in Dubai, und die Tessiner Firma Valcambi, die grösste Goldimporteurin der Schweiz.

Kaloti hatte bis 2015 die Zertifizierung als DMCC Good Delivery, ein Nachweis für saubere Lieferketten. Die Firma verlor diese Zertifizierung auch deshalb, weil Ernst & Young in einem Bericht festhielt, dass sie wissentlich Risikogold aus dem Sudan kauften. Kaloti musste Büros schliessen, neben dem Hauptquartier in Dubai blieb unter anderem eine Raffinerie offen: Paramaribo.

«Es war nie klar, woher all das Gold, das dort verarbeitet wird, wirklich kommt», sagt Ummel. Laut der NGO Global Witness exportiert Surinam sechsmal mehr Gold, als es produziert – die Differenz kommt aus anderen Quellen, wohl auch geschmuggelt aus Nachbarstaaten.

«Es gibt auch Hinweise darauf, dass das Büro dazu dient, Dokumente mit den nötigen Stempeln zu versehen», sagt Ummel. Surinam gilt auf dem Goldmarkt als hochproblematisches Herkunftsland. Illegales Gold kann mit einer einfachen Transaktion in einem Goldgeschäft legalisiert werden. Und Surinam hat keine Eile, das zu ändern: Ein compra de ouro zahlt 9 Prozent Steuern auf seinen Umsatz. Und Gold macht 80 Prozent der Exporte Surinams aus.

Hauptabnehmer von surinamischem Gold sind die Vereinigten Arabischen Emirate, die Schweiz und Belgien. Doch selbst das Gold, das nach Dubai geht, landet zu Teilen in der Schweiz. Schweizer Raffinerien importieren im Jahr über hundert Tonnen Gold aus Dubai.

Laut Swissaid arbeiten die grössten Importeure in der Schweiz seit dem Skandal nicht mehr mit Kaloti zusammen – mit Ausnahme von Valcambi. Die Tessiner Firma kaufte 2018 etwa sechzehn Tonnen direkt bei Kaloti, 2019 vier Tonnen, dazu in denselben Jahren neunzehn respektive vierundvierzig Tonnen von Trust One Financial Services.

Dabei handelt es sich um eine in London ansässige Firma, die laut Handelsregister auf Osama Al Kaloti, Munir Kaloti, Monzer Medakka und Tarek El-Mdaka zugelassen ist, die vier Besitzer von Kaloti. Trust One importiert ihr Gold aus Dubai, von MTM&O, einer Raffinerie, die allem Anschein nach von denselben vier Männern betrieben wird (und sogar deren Initialen im Namen hat).

1,8 Gramm Gold auf dem Markt in Antonio do Brinco, Surinam. Laut Weltbank leben rund hundert Millionen Menschen vom Small-Scale Gold Mining.

Das Schweizer Zentralamt für Edelmetallkontrolle, das Einfuhren von Valcambi prüft, fasst in einem Brief an Valcambi deren Argumentation zusammen und scheint sich damit zufriedenzugeben: «Sie geben an, dass Sie keine Notwendigkeit sähen, darüber hinaus auch die involvierte Partei MTM Gold einer Prüfung zu unterziehen. Dazu fehle Ihnen mangels einer bestehenden Geschäftsbeziehung zu MTM Gold die entsprechende Legitimation. Diesbezüglich müssten Sie sich auf die Angaben von Trust One verlassen.» Das Zentralamt stellt klar, dass «die gesetzlichen Anforderungen an die Sorgfaltspflicht gemäss Edelmetallkontrollgesetzgebung grundsätzlich erfüllt» seien.

Michael Mesaric, der CEO von Valcambi, schreibt: «Mit der Firma Kaloti hat Valcambi seit November 2019 und der Firma Trust One Financial Services seit Dezember 2020 keine Geschäfte mehr gemacht.» [Ein Interview mit CEO Mesaric lesen Sie hier.]

Aber das Gold kennt viele Wege in die Schweiz. «Wenn zu Beginn einer Lieferkette Gold mit, sagen wir, Kinderarbeit abgebaut wird, kann man es laut der Schweizer Gesetzgebung ohne Probleme in die Schweiz importieren, sofern der letzte Handelspartner legal ist», sagt Marc Ummel von Swissaid.

Surinam ist ein Staat, und wenn Surinam einen Stempel auf sein Gold macht, ist es legal. Laut Schweizer Gesetzgebung müssen Schweizer Raffinerien ihr Material für den Import nicht weiter zurückverfolgen. Konfrontiert man das Seco mit dieser Praxis, verweist es darauf, dass grössere Importeure dazu verpflichtet seien, über «nicht-finanzielle» Angelegenheiten wie «Menschenrechte, Umwelt und Korruption» zu berichten. Aktiv überprüft wird aber nichts.

Valcambi-CEO Mesaric schreibt, Valcambi prüfe Zulieferer aus High-Risk-Orten stärker als vom Gesetz vorgeschrieben. Trust One sei weder in England noch anderswo der Terrorfinanzierung oder Geldwäsche verdächtigt, beschuldigt oder angeklagt worden. Die Firma wurde von Valcambi und anderen Geschäftspartnern als seriös befunden. Das eingekaufte Material sei nachverfolgt, Herkunftsdokumente geprüft worden. Die Vorwürfe von Global Witness und Swissaid seien absichtlich vage gehalten, weil sie nicht beweisbar seien. «Alle Audits in all den Jahren bis heute haben das Gegenteil bestätigt.»

Die Audits sind Teil der Vorwürfe gegen die Gesetzgebung: Die Schweiz hat eines der laxesten Gesetze im Goldmarkt, trotz – und wohl wegen – ihrer herausragenden Stellung. Das UN-Hochkommissariat schreibt: «Die Schweiz verfügt nicht über ein angemessenes System der Rückverfolgbarkeit und Transparenz», man könne nicht wissen, wo das Gold aus Schweizer Raffinerien wirklich herkommt.

Genau das wollte die NGO Gesellschaft für bedrohte Völker ändern und klagte auf Offenlegung der Goldquellen der Schweizer Schmelzer. Letzten November entschied das Bundesgericht: Goldimporteure müssen nicht offenlegen, woher sie ihr Gold haben.

Die grossen Schweizer Schmelzer sind allesamt LBMA-zertifiziert. Das Zertifikat wird beim Kauf von Goldbarren mitgegeben, somit können diese weltweit als sauberes Gold verkauft werden. Die OECD rät in einem Leitfaden zum Goldeinkauf: Nicht nur die direkte Lieferkette sollte prüfbar sein bis zum ersten Schritt, sondern noch strenger, kein Importeur sollte mit einem Unternehmen arbeiten, das irgendwo in seiner Pipeline schmutziges Gold hat.

Die EU hat diese Richtlinie 2021 zum Gesetz gemacht. Der Importeur Kaloti hatte gemäss verschiedenen Recherchen schmutziges Gold in der Pipeline, und Valcambi hat Gold bei Kaloti gekauft. Ob das genau das Gold aus Französisch-Guyana ist, kann niemand nachweisen. Und gerade das ist das Problem.

«Man kann von einer Art Goldwäsche sprechen», sagt Marc Ummel. «Die Schweizer Gesetzgebung erlaubt es, Gold aus Dubai zu importieren, es mit dem offiziellen Stempel zu versehen und als LBMA-zertifiziert weiterzuverkaufen.»

Laut Ummel geht nur LBMA-Gold in iPhones und alles, was sich «fair gesourct» nennen will. Apple, Samsung, HP, Asus, Nokia, Philips und Panasonic haben zu verschiedenen Zeitpunkten Gold von Valcambi gekauft.

Die Schweizer Intransparenz gefährdet auch die Integrität des Zertifikats. Die Schweizerische Vereinigung der Edelmetallfabrikanten und Valcambi haben ihre Zusammenarbeit beendet, weil sie unterschiedliche Auffassungen über die Prüfung von Herkunftsländern haben. Die Deutsche Kontrollstelle «EU-Sorgfaltspflichten in Rohstofflieferketten» hat die Schweiz als Risiko für die deutsche Industrie ausgemacht.

Grünes Gold?

Die Intransparenz der Schweiz im Goldmarkt beginnt, ihr selbst zu schaden. Rund die Hälfte allen Goldes weltweit wird für die Schmuckproduktion verwendet. Kaum ein Land profitiert von dieser Industrie wie die Schweiz. Die Luxusgüterindustrie ist einer der grössten Industriezweige des Landes, sie vereint über ein Viertel des weltweiten Umsatzes mit Luxusartikeln auf sich – und sie lebt von ihrem Ruf «Made in Switzerland».

Zwar hat auch die Schweiz den OECD-Leitfaden inzwischen gesetzlich verankert, verzichtet allerdings laut einer Stellungnahme der schweizerischen Vertretung bei den UN «derzeit» darauf, dessen Einhaltung zu kontrollieren.

Damit können die Schweizer Unternehmen im Prinzip so weitermachen wie bisher – und die Grenze zwischen legalem und illegalem Gold verschwimmt. Die Bergbauunternehmen im Kongo, in Namibia, im Sudan handeln ja meist legal gemäss den Papieren, die sie dort unterzeichnen. Die Menschen­rechtsverletzungen, die Sklavenarbeit werden von Journalisten oder Aktivisten aus dem Ausland aufgedeckt, nicht von den Kontrolleuren in den jeweiligen Ländern. Die Schweiz hätte eine einzigartige Machtposition im Goldmarkt, Transparenz und Sauberkeit der Lieferketten zu fordern. Offenbar nutzt sie ihre Macht aber eher dazu, die heimische Goldindustrie zu schützen.

Eventuell aber wäre Transparenz – wenn schwarz auf weiss geschrieben wäre, wie viel Konfliktgold im Tessin verarbeitet wird, wie schmutzig die Lieferkette tatsächlich ist – für die heimische Industrie schädlich.

Zwar dürfte kein Unternehmen absichtlich oder bewusst mit Gold aus illegalen Quellen arbeiten, doch dass solches auch dabei ist, lässt sich kaum vermeiden. Swatch und Rolex etwa veröffentlichten laut einer 2019 erschienenen Untersuchung des Basler Rechtswissenschaftlers Mark Pieth erst gar keine Supply Chain Due Diligence. Das liegt wohl auch daran, dass es einfach nicht genug «grünes» Gold gibt, um die Nachfrage zu bedienen. Es kann womöglich gar nicht genug «grünes» Gold geben. In einem Interview sagte Jürgen Heraeus, damals Aufsichtsratsvorsitzender von Heraeus, zu dem die grosse Schweizer Raffinerie Argor-Heraeus gehört: «Es gibt keine Möglichkeit in dieser Branche, sauberes Gold zu raffinieren.»

Im garimpo beginnen plötzlich die Funkgeräte zu knarzen. «Die Spitzel haben die Polizei auf dem Fluss gesehen», sagt Dona Mirtes. Männer laufen aus den Gruben, die Motoren stehen still. Einige Männer sind bereits in den Wald geflohen, in die Verstecke. Mirtes ist die Unsicherheit gewohnt, sie läuft den Schlammpfad weiter hinunter, zurück zum Dock.

Sie hatte diesmal keine Zeit, nach ihren Dingen zu sehen. Doch es ist besser zu fliehen, zurück in die Seitenarme des Flusses, auf die surinamische Seite, wo die französische Polizei keinen Zugriff hat. In der Mitte des Maroni angekommen, blickt Mirtes zurück in den Seitenarm, keine Polizei da. Malaria, der Bootsschlepper, funkt an die Spitzel, immer wieder. Keine Antwort. Kurz darauf knarzt es: Fehlalarm.

Mirtes ist sauer. «Die Jungs am Funkgerät sind gelangweilt und fangen an, Lügen zu erzählen. Alle sind paranoid und glauben es.» Hier wirkt, was Colonel Azevedo gesagt hat: Das Wichtigste ist, ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen.

Eine Woche später lässt sich Mirtes zurück in den garimpo schmuggeln. Sie findet ihren Laden, es ist kaum mehr etwas übrig im Versteck. Sie beginnt, alles wieder aufzubauen, zwei Tage darauf kommt die Polizei dann wirklich, verbrennt alles.

Später meldet sich Dona Mirtes vom Telefon eines anderen garimpeiro in Yao Passi: «Die Polizei hat meinen Laden wieder verbrannt, ein zweites Mal», sagt sie. «Der Motor war ganz neu, fünfzehn Tage alt, alles verbrannt: ein Kühlschrank, ein Herd, meine Hängematte, mein Handy.» Sie versuche, Geld zusammenzukratzen. «Ich habe keinen Cent mehr. Ich muss zurück in den garimpo, von vorne anfangen.» Ein neuer Laden, ein neuer Versuch auf das grosse Glück. Es muss schliesslich nur einmal klappen. Nur dieses eine Mal. 

Die Recherche wurde unterstützt von journalismfund.eu

Fabian Federl ist freier Reporter.

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